Germering:Radler in Gefahr

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Diskussion über Verkehr in der Stadt zeigt Schwachstellen auf

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Fahrradfahren erlebt einen großen Aufschwung. "Das Fahrrad ist das Verkehrsmittel auf der Überholspur", führte Heinrich Moser vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) euphorisch in das Online-Gespräch zum Radverkehr in Germering und anderswo ein - organisiert vom Grünen-Stadtrat Gerhard Blahusch. Seit Corona habe sich an manchen Messstellen der Radverkehr sogar verdoppelt, hob der VCD-Kreisvorsitzende für Fürstenfeldbruck und Starnberg hervor. Das Sicherheitsproblem der Fahrradfahrer bestehe jedoch nach wie vor. Das sah auch Michael Sigmund, der Ortssprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), so. Abhilfe könnten sogenannte "Popup Bikelanes", die Umwidmung von Auto- zu Fahrradspuren, wie in München geschehen, schaffen.

"72 Prozent der Fahrradfahrer fühlen sich in Germering gefährdet", so Sigmund. das habe eine ADFC-Umfrage ergeben. "In Sachen Infrastruktur für Radfahrer bewegt sich in Germering nichts", kritisierte er. Auf vielen Straßenabschnitten würden die Radfahrer Gefahr laufen, mit Autos zu kollidieren. Sigmund sicher: "Bei 50 km/h kommt es bei Radfahrern zu schweren Verletzungen, während der Autofahrer nur seinen Außenspiegel geradebiegen muss." Der von der Stadt eingerichtete runde Tisch zum Radverkehr sei wenig ertragreich. München habe gezeigt, dass das Fahrrad "ein effizientes Verkehrsmittel im Binnenverkehr ist", so Moser, und der Radfahrer in der Stadt schneller ans Ziel käme als der Autofahrer. "Infrastruktur leitet das Verkehrsverhalten", bekräftigte der VCD-Kreisvorsitzende.

Grünen-Stadtrat Blahusch hob hervor, dass Popup Bikelanes auch in kleineren Städten und Kommunen möglich sind. "Traunstein und Fürth sind gute Beispiele dafür", so Blahusch. Er habe im Stadtrat kürzlich einen entsprechenden Antrag eingebracht, jedoch "keine expliziten Straßen reingeschrieben". Sigmund nennt mit der Kleinfeldstraße und der langen Planegger Straße und Hartstraße konkrete Orte für Bikelanes in Germering. "Die könnte man temporär auf Probe freigeben", schlägt er vor. "Aber ohne parkende Autos dort." Der Wegfall von Straßenparkplätzen für Autos scheint dann auch - wie schon in München - das größte Hindernis zu sein, um Radfahrern freie Fahrt zu ermöglichen.

"Germering hat keine Vision, man redet mit einer Wand", blieb ADFC-Sprecher Sigmund, der sich seit vielen Jahren engagiert, jedoch weiterhin skeptisch und gleichzeitig auch provozierend. Fest machte er das am Neubauareal an der Streiflacher Straße und an der Planung des großen Wohngebietes am Kreuzlinger Feld. "Man hätte dort konkret eine Fahrradstraße an der Bahnlinie entlang planen können", erläuterte Sigmund, aber es sei alles bei einem "Wischiwaschi" geblieben.

Grünen-Stadtrat Blahusch kritisierte fehlende Abstellflächen für Fahrräder abseits der beiden Bahnhöfe, zum Beispiel in der Unteren Bahnhofstraße und in der Otto-Wagner-Straße. "Ein Autoparkplatz sind immer zwölf Quadratmeter verlorene Abstellfläche", hatte Moser vorgerechnet. "Dafür könnten dort zehn Fahrräder parken." Die Olchinger Grünen-Stadträtin Ingrid Jaschke sagt, n der Olchinger Hauptstraße würden die Händler auch nach vielen Jahren Diskussionen auf ihren Autoparkplätzen vor der Tür bestehen. Ein von den Grünen initiierter fast autofreier Aktionstag im vergangenen Sommer habe daran nichts geändert: "Alles bewegt sich sehr, sehr langsam."

© SZ vom 20.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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