Germering putzt sich heraus:Idylle am Ortseingang

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Der Kreisverkehr im Gewerbegebiet-Nord an der Zufahrt zur B 2 soll mit Blumen, Findlingen und Schafen aus Holz verschönert werden

Von Andreas Ostermeier, Germering

Hohe Häuser, große Gewerbebauten, breite Straßen. Es ist nicht gerade der Blick auf eine Idylle, der sich Autofahrern bietet, die von der B 2 aus nach Germering hineinfahren. Das will die Stadt ändern, denn Germering stehe auch für Natur, Gartenkultur und die Schönheit der freien Landschaft, heißt es im Rathaus. Das möchte die Stadt nun zeigen. Weidende Schafe, bunte Blumen und beeindruckende Findlinge werden bald den Ortseingang an der B 2 schmücken. Das ist gefällig fürs Auge und ziemlich ungefährlich für die Verkehrssicherheit, denn die Schafe sind zwar lebensgroß, aber nicht echt - sondern aus Holz.

Holzschafe auf dem Kreisel im Gewerbegebiet-Nord: Ob das passt? Unter den Stadträten gibt es jedenfalls Widerspruch gegen den Vorschlag aus dem Bauamt. Franz Hermansdorfer (FWG/UBG), Verkehrsreferent des Stadtrates, begehrt auf: "Wir sind keine solche Großstadt, dass wir Kunstschafe brauchen." Doch die Mehrheit teilt seinen Einwand nicht. Sie will Kunstschafe. Und damit hat sie recht, zumindest im Sinn der Idylle, denn zu der gehören diese Tiere nun einmal. Schließlich leitet sich die literarische Idylle her von den Hirtengedichten, wie es sie schon in der Antike gegeben hat.

Im Frühling will die Stadt dort Blumen blühen und Holzschafe weiden lassen. (Foto: oh)

Ein bisschen Bukolik also für Germering, ein Hauch Landleben, wie es das in der bald 40 000-Einwohner-Stadt - wie übrigens auch in der näheren Umgebung - kaum noch gibt. Aber man kennt das aus Oberbayern: Die Ortseinfahrt hat etwas Ländliches, oft leuchten dem Autofahrer auch noch die Geranien an den Balkonen entgegen. Dazu wird es in Germering jedoch nicht kommen, denn die Hochhausbalkone liegen zu weit entfernt vom Gewerbegebiet und sind zu hoch und weit von der Fahrbahn weg, um mit Geranien Eindruck machen zu können.

SPD-Stadträtin Tinka Rausch sucht denn auch gar nicht den Vergleich mit oberbayerischen Ansiedlungen. Sie führt als Beispiel für gelungene Ortseingangskreisel Vorbilder aus Frankreich an, die oft "ganz toll" seien. Überhaupt, so meint sie, sage die Art und Weise, wie eine Ortseinfahrt aussehe, etwas über die Stadt oder Gemeinde dahinter aus. Rausch findet deshalb die Gestaltung "spannend" und plädiert für das ganze Programm, also Findlinge, Pflanzen und Schafe.

Bislang wachsen auf dem Kreisel im Gewerbegebiet-Nord in Germering nur ein paar Kiefern. Das sieht ein wenig trist aus. (Foto: Günther Reger)

Das tut die Mehrheit des Stadtrats ebenso, nur die Grünen, eigentlich Anwälte von Natur und freier Landschaft, sind anderer Ansicht. Hadi Roidl missfallen vor allem die Findlinge. Er hält sie schnöde für eine Gefährdung der Verkehrssicherheit und nennt eine "Aufhübschung" des Kreisels "überflüssig". Doch der Wille zum Kreisel-Make-up ist im Gremium stärker. Stadtbaumeister Jürgen Thum sagt an die Adresse von Roidl gerichtet, wenn es nur um die Verkehrssicherheit gehe, dann könne man gleich den ganzen Kreisel asphaltieren. Das will freilich niemand, und deswegen stimmen die allermeisten Kommunalpolitiker Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) zu, der den Gestaltungsvorschlag aus dem Bauamt für gut befindet.

Der Verkehrskreisel im Gewerbegebiet wird daher sein Aussehen bald ändern. In einem ersten Schritt soll der Großteil der Kiefern entfernt werden, die sich auf dem Kreiselareal befinden. Um die verbleibenden Bäume herum werden dann Steine, Stauden und Blumenbeete gruppiert. Zudem soll ein Hügel angelegt werden, auf dem Magerrasen angesät wird. Platz finden sollen Frühjahrs- und Sommerblüher sowie drei Wacholder. Die beabsichtigten Pflanzflächen sind laut Verwaltung in ähnlicher Weise im Botanischen Garten in München realisiert worden und haben sich dort bewährt. Auch die fünf Schafe, die die Magerrasenfläche besiedeln sollen, waren schon öffentlich zu sehen. Sie stammen aus der Werkstatt des Münchner Künstlers Walter Kuhn. Der hat einige der von ihm gefertigten Holztiere im vergangenen Sommer an Hängen im Münchner Olympiapark "weiden" lassen.

Damit das gesamte Ensemble "immer einen ordentlichen Eindruck vermittelt", wie die Verwaltung in den Unterlagen für die Stadträte schreibt, soll der Rand der Kreiselfläche von einem "Sauberkeitsstreifen" in der Breite eines Handrasenmähers umgeben sein. Damit möchte die Stadt zudem verhindern, dass der Bewuchs auf die Fahrbahn wuchert und sich dort Pflanzen selbst ansähen.

© SZ vom 28.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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