Germering:Organisch gewachsen

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Mehr als Pflanzen: Im Dehner GartenCenter in Germering gibt es auch Gartenmöbel und Tierzubehör. (Foto: Günther Reger)

Dehner-Garten-Center: EU-weit führender Familienbetrieb

Von Anna Landefeld-Haamann, Germering

Es beginnt alles ganz klein. Nur ein paar Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wagt ein Ehepaar den Neuanfang: Im schwäbischen Rain am Lech gründen Georg Weber und seine Frau Albertine, geborene Dehner, einen kleinen Betrieb, in dem sie Pflanzensamen züchten und mit ihnen handeln. Das ist lukrativ, denn der Garten ist in den Nachkriegsjahren für viele Menschen überlebenswichtig. Sie bauen ihr Obst und Gemüse selbst an und versorgen sich damit das ganze Jahr über. Zunächst beschränkte sich die Firma Dehner dabei nur auf den Versandhandel nach Katalogbestellung. Inzwischen hat sich der Zwei-Mann-Betrieb zu Europas größter Garten-Center-Gruppe entwickelt. Derzeit gehören insgesamt 114 Filialen mit mehr als 5000 Angestellten zum Unternehmen, das sich bis heute in Familienhand befindet.

Seit 1979 gibt es auch in Germering ein Dehner-Garten-Center. Mittlerweile arbeiten dort 45 Angestellte. Über 50 000 Artikel werden auf 5800 Quadratmetern zum Verkauf angeboten. Und das ist nicht mehr ausschließlich Saatgut für Kartoffeln, Möhren oder Bohnen. Das Sortiment reicht von Frühlings- und Sommerblumen wie Hortensien, Christrosen, Geranien und Lavendel bis hin zu Kräutern und Gemüsepflanzen. Gerade in diesem Bereich boomt derzeit die Sortenvielfalt. Allein 25 Tomatensorten und fast ebenso viele Chilis und Paprikas bietet das Garten-Center an. Die Auswahl ist von April bis Ende Juni am größten.

Wer meint, dass der Marktführer seine Ware in hoch technologisierten Gewächshausanlagen heranzüchtet, irrt. Alle Pflanzen stammen aus der Gärtnersiedlung in Rain, in der mehr als 1100 Mitarbeiter arbeiten. Insgesamt sind es sieben Gärtnereien. Jede davon hat sich auf bestimmte Pflanzen spezialisiert. "Damit können wir saisongerecht liefern und unsere Angebotsvielfalt gewährleisten. Es kommt täglich frische Ware in unsere Märkte", sagt Geschäftsführer Bernhard Hönig. Doch nicht nur der Kunde profitiere davon. Man erreiche damit auch eine langfristige und nachhaltige Lieferantenbindung. Das erleichtere den Gärtnern in Rain vor allem zwei Dinge: Sie könnten ihren Anbau genauer planen und ihr Absatz sei immer gesichert. Obendrein könne jeder Einkäufer, also jedes Dehner-Center, die Qualität schon während der Kulturzeit überwachen. Für dieses Unternehmenskonzept wurde Dehner im Jahr 2004 mit dem Bayerischen Qualitätspreis der Bayerischen Staatsregierung ausgezeichnet.

Neben Pflanzen und Saatgut bietet Dehner schon seit den Fünfzigerjahren auch Gartenzubehör an. Denn mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in der Bundesrepublik und dem steigenden Lebensstandard veränderten sich auch die Bedürfnisse der Hobbygärtner. Immer mehr wurden Gärten, Balkone und Terrassen zu liebevoll gepflegten Freizeitoasen. Seitdem gehören zum Sortiment auch Campingliegen, Hollywoodschaukeln, Sonnenschirme, Grills genauso wie Laternen, Pflegemittel für Teiche oder Kerzen. Eine Besonderheit ist auch die Heimtier-Abteilung, in der man nicht nur unterschiedliche Sorten Hunde-, Hühner- oder Pferdefutter, sondern gleich komplette Ausstattungen für Kaninchen und Fische finden kann. Von Anfang an wurden die Produkte nicht nur in den einzelnen Dehner-Filialen verkauft, sondern deutschlandweit über Katalogbestellungen vertrieben. Seit 2013, ein Jahr nach dem 65. Firmenjubiläum, ersetzte der Online-Shop den traditionellen Versandhandel. "Cross-Channel-Gedanke" und "kanalübergreifendes Einkaufserlebnis", nennt das Hönig. Man setze auf eine Kombination von stationärem Fachhandel und Online-Geschäft.

Aber allen Neuerungen zum Trotz beobachtet Hönig einen Trend: "Unsere virtuelle Welt fördert die Rückbesinnung zur Natur und den Wunsch nach etwas Lebendigem." Die Selbstversorger- und Entschleunigungsbewegung habe eine wahre Renaissance der Nutzpflanzen eingeläutet. Immer mehr Verbraucher bauten Obst, Gemüse und Kräuter in ihren eigenen Gärten, Beeten und sogar Balkonkästen an. Im besten Wortsinne heißt das also: Zurück zu den Wurzeln.

© SZ vom 09.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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