Germering:Naturschützer verärgert über Rodung

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Übel zugerichtet: Bäume auf dem Gelände des Tanklagers in Krailling. (Foto: Bund Naturschutz Germering)

Auch der Leiter des Kraillinger Tanklagers macht der beauftragten Firma Vorwürfe

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die Empörung der Germeringer Ortsgruppe des Bundes Naturschutz (BN) war groß gewesen, nachdem ein Naturschützer an der Bahnstrecke, einem eingleisigen Industriegleis von Germering nach Krailling zum dortigen Tanklager, spazieren ging. "Naturfrevel an Karfreitag" überschrieb Annette Kozur, die Germeringer BN-Vorsitzende, ihre Mitteilung und Verärgerung an die Medien. Inzwischen haben sich alle Beteiligten im Wald bei einer Begehung getroffen.

"Auf brutalste Art und Weise wurden die Gehölze auf ganzer Länge und beidseits des Tanklager-Industriegleises mit einem schienengebundenen Fahrzeug bearbeitet. Dabei wurden nicht nur Gehölze entfernt, die nah am Gleiskörper wachsen, sondern es wurden auch die weiter entfernt vom Gleiskörper wachsenden Bäume und Sträucher, die niemals den Zugverkehr behindert haben, regelrecht zerfetzt", lautet der Vorwurf des BN. Und weiter: "Ohne jegliches Gespür für die Natur wurde hier zu einer Zeit vorgegangen, in der die Gehölze gerade ausschlagen und die Vögel mit dem Brutgeschäft begonnen haben."

Bernhard Breitsameter, Geschäftsführer der Krailling Real Estate GmbH, die das Gleis betreibt und der das Kraillinger Tanklager gehört, hätte sich gewünscht, dass die Umweltinitiative vorher mit ihm gesprochen hätte. Der gelernte Forstwirt hat durchaus ein offenes Ohr für einen umwelt- und naturgerechten Umgang mit dem Wald. Seit Februar sind die Arbeiten im Gleisbereich im Gange. Zunächst wurde laut Breitsameter mit Motorsäge und einem hydraulischen Zwicker gearbeitet. Anfang April war eine österreichische Gleisbaufirma beauftragt gewesen, den fünf Meter breiten Streifen links und rechts des Bahngleises freizuräumen. Sie hat das mit einem Schienen-Bagger bewerkstelligt, ist dabei aber übers Ziel hinausgeschossen und hat auch Bäume und Sträucher beschädigt, die weiter weg vom Gleis standen. "Die Firma hat in der Karwoche unsachgemäß gearbeitet", räumt auch Geschäftsführer Breitsameter ein. "Zwei Bäume sahen schlimm aus, die mussten mit künstlichem Baumharz bearbeitet werden." Die BN-Gruppe hat auch die Untere Naturschutzbehörde im Brucker Landratsamt informiert. Petra Heber, die zuständige Fachmitarbeiterin, war bei der Begehung mit dem Betreiber, an der auch BN-Vertreter teilnahmen, dabei. Eine Anzeige gegen die österreichische Firma wird es nicht geben. "Sie bekommt aber ein Anhörungsverfahren", kündigt Heber an. Von Feiertagsarbeitsverbot habe das Unternehmen offenbar nichts gewusst, weil es das am Karfreitag in Österreich nicht gebe.

Das Industriegleis existiert seit den Dreißigerjahren. Es zweigt in Germering-Harthaus von der S-Bahnstrecke ab und führt 2,8 Kilometer lang zum Tanklager in den Kraillinger Wald. Das dortige Tanklager ist einer der Orte, an denen die Staatsreserven Deutschlands an Mineralstoffen, also Öl und Gas, eingelagert werden. Das Bahngleis wurde 1973 erstmals saniert und neu gebaut. Nachdem die Holzschwellen "in der Mitte hohl sind", so Breitsameter, muss die Strecke jetzt wieder erneuert werden. "Wir werden wieder Holzschwellen verwenden, weil die leiser sind als Betonschwellen", sagt Breitsameter und nimmt damit Rücksicht auf die Anlieger an der Strecke. Die Züge würden sowieso nur Schrittgeschwindigkeit fahren. Der Geschäftsführer bietet der BN-Gruppe entlang des Bahngleises eine gemeinsame Zusammenarbeit an. "Wo können wir dort natur- und artenschutznotwendige Maßnahmen ergreifen?", fragt Breitsameter und könnte sich sogar ein Projekt mit den Naturschützern vorstellen. So hat die Empörung der Germeringer BN-Gruppe etwas Gutes gehabt.

© SZ vom 05.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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