Im Tennissport:Nachwuchsprobleme

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Die Puchheimerin Jessica Happach entscheidet das Turnier in ihrer Altersklasse für sich. (Foto: Götte/OH)

Beim großen Jugendturnier in Germering wird deutlich, dass sich immer weniger Mädchen für den Sport begeistern

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

"Komm jetzt", feuerte sich Jessica Happach immer wieder an. Das Match zwischen der Spielerin vom Tennisclub Puchheim und ihrer Kontrahentin Chiara Wolff vom Tennisclub Großhesselohe wollte kein Ende nehmen. Beim Germeringer Jugendturnier des TC Unitas spielten Happach und Wolff um den Turniersieg in der Altersklasse U16. Zwei Stunden lang lieferten sich die beiden lange Grundlinienduelle. "Vorne am Netz war gar nichts los", stellte Jessica Happach fest. Keine Spielerin wagte einen Netzangriff mit einem Volleyschlag. Am Ende gewann die 16-jährige Puchheimerin die Hitzeschlacht dann doch mit 6:4 und 6:4.

Es war Happachs erster Turniersieg, und sie strahlte über das ganze Gesicht. "Ich war total nervös", sagte sie hinterher. "Ich hätte nie gedacht, dass ich so weit kommen würde." Nur sieben Spielerinnen waren für das U16-Turnier gemeldet, so dass das Reglement den Modus jede gegen jede vorsah. Bei der Hitze keine leichte Aufgabe für die jungen Akteurinnen. Vier Siege hatte die Puchheimerin bis zum Finaltag schon vorgelegt, aber auch Wolff hatte viermal gewonnen. Happach versuchte geduldig zu spielen und auf Fehler ihrer Gegnerin zu warten. Das funktionierte anfangs gut, sie führte im ersten Satz schnell mit 4:0, aber Wolff kam auf 3:4 heran. Hin und her ging es auch im zweiten Durchgang, ehe sich die Gymnasiastin durchsetzte.

Aus dem Landkreis haben neben Happach die Schwestern Sophia und Stella Jurina vom 1. SC Gröbenzell bei der 24. Auflage des dreitägigen Germeringer Traditionsturniers teilgenommen. "Immer weniger Mädchen spielen Tennis und vor allem Turniere", sagte der Organisator Gerrit Meyerheim beim Blick auf die kleinen Turnierfelder in den Mädchen-Altersklassen. Zusammen zählte er nur 31 Tennisspielerinnen in allen fünf Altersklassen. Die Tendenz bei den Mädchen geht schon seit vielen Jahren nach unten. Warum halten sich Mädchen vom Tennis und vor allem von Turnieren fern? Meyerheim ist da ratlos. Peter Aurnhammer, als Vizepräsident im Bayerischen Tennisverband (BTV) für den Jugendsport zuständig, bestätigt die Erfahrungen: "Mädchen mögen offensichtlich das Eins-gegen-Eins nicht." Sie wären da wohl anders gestrickt als Jungen. Mädchen hätten schon allein Spaß am Spielen, Jungen wollten sich spätestens nach drei Minuten Bälle schlagen schon miteinander messen "und einen Satz um eine Cola spielen", so Aurnhammers Beobachtungen.

Bei den Jungen sah es dagegen auch in Germering viel besser aus. 84 Teilnehmer waren gemeldet. In der U14 und U16 waren jeweils 24 Jungen dabei. "Leider keiner vom TC Unitas", bedauerte Meyerheim. "Wir haben in diesen Altersklassen ein Loch." Keine Nachwuchsprobleme hat offenbar der Nachbarverein TC Eichenau, der gleich mit fünf Jungen auftauchte, die sich durchaus ansprechend präsentierten. So scheiterte der Eichenauer Luis Kleinschnitz in der U16 erst im Halbfinale. "Wenn es in Eichenau oder auch beim Nachbarverein TC Kreuzlinger Forst klappt und bei Unitas nicht, machen wir wohl etwas falsch", meinte Gerrit Meyerheim selbstkritisch. Über das Germeringer Ferienprogramm bietet der Verein vier Tenniskurse für Kinder an und hofft so auf Nachwuchs. Die Kapazitäten hat der Club, stehen doch an der Schmiedstraße sechs Sandplätze bereit. Der BTV unternimmt einiges, um den Nachwuchsproblemen und Mitgliederverlusten zu begegnen. Er hat bei den Kindern bis acht Jahren auf einem Kleinfeld Softbälle eingeführt, die nicht so hoch abspringen und mit weniger Kraftaufwand zu spielen sind.

Inzwischen machte sich Jessica Happach für ihre Siegerehrung bereit. Ihre Zwillingsschwester Sarah spielt ebenfalls Tennis, hatte sich aber für ein anderes Turnier entschieden, weil sie in Germering nicht auf ihre Schwester treffen wollte. Dass die Zwillinge Tennis spielen, ist kein Zufall. Sie befinden sich beim TC Puchheim quasi in den Fußstapfen ihrer Mutter Elke Happach. Die heute 46-jährige Ärztin spielte einst für Iphitos München in der Frauen-Bundesliga und war unter den Top 100 in der deutschen Rangliste. 1993 gewann sie die deutsche Meisterschaft der Tennislehrerinnen. Beim TC Puchheim ist Elke Happach immer noch Trainerin. Tochter Jessica hilft auch schon mit - demnächst beim Kinder-Tenniscamp des Vereins.

© SZ vom 07.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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