Germering:Nach dem Cup kommen die Flüchtlinge

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Der SV Germering kann sein internationales Jugendfußball-Hallenturnier gerade noch in der Turnhalle der Realschule veranstalten. Danach richtet der Landkreis dort eine Notunterkunft für Asylbewerber ein

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Schon bald wird der Landkreis Fürstenfeldbruck die von Vereinen viel genutzte Turnhalle der Germeringer Realschule als Flüchtlingsunterkunft einrichten. Seit Ende November 2015 ist bereits die große Sporthalle des Max-Born-Gymnasiums mit Flüchtlingen belegt. Beide Hallen befinden sich in der Obhut des Landkreises, der Sachaufwandsträger von Gymnasien und Realschulen ist.

Für die Germeringer Sportvereine wird es nun noch enger werden. Sie fühlen sich, was die Hallenkapazitäten betrifft, in die Achtziger- und Neunzigerjahre versetzt. Ganz besonders trifft es die Handballer des SC Unterpfaffenhofen-Germering (SCUG), die fast ausschließlich die Realschulturnhalle nutzen. Sie müssen befürchten, dass sie die letzten zwei Monate der Handballsaison in andere Hallen ausweichen müssen.

"Wir werden dann Lösungen finden", sagt SCUG-Handballabteilungsleiter Markus Schreibauer und gibt sich zunächst noch gelassen. "Wir werden dann Spiele auslagern oder verlegen." Das wird nicht einfach werden, tragen doch beim Germeringer Handballtraditionsverein gleich 14 Jugend- und Erwachsenenmannschaften ihre Ligaspiele in der Realschulturnhalle aus.

Der Verein als Hauptnutzer der Halle hat dort ebenfalls die Schlüsselgewalt. An Wochenenden werden von früh bis spät an die zehn Spiele in der Realschulturnhalle ausgetragen. Noch schwieriger wird sich künftig der Trainingsbetrieb während der Woche gestalten. Wo das Training der 14 SCUG-Mannschaften stattfinden wird, ist völlig ungewiss. Schreibauer hofft, falls sich die Lage zuspitzt, auch auf die Unterstützung des Kooperationspartners HSG Würm-Mitte, einer Spielgemeinschaft des TV Planegg-Krailling und des TSV Gräfelfing, die Hallen in Planegg und Gräfelfing nutzt.

Offenbar dicht vorbei geschrammt an einer Absage des traditionsreichen Merkle-Cups ist der SV Germering (SVG). Der trägt jedes Jahr sein internationales Jugendfußball-Hallenturnier mit dem Nachwuchsteams von renommierten Vereinen wie dem Bayern München, FC Augsburg oder 1. FC Nürnberg in der Realschulturnhalle aus. Mit dabei sind auch Mannschaften aus Graz und Sankt Gallen.

Jugendleiter Christian Patsch hat eine Zusage des Landratsamtes, dass die Halle am 6. und 7. Februar noch nicht für die Flüchtlingsaufnahme vorbereitet wird. Patsch hatte so etwas wohl geahnt und sich noch im Dezember um diese Zusage bemüht, hätte er doch keine Ausweichhalle für zwei volle Tage mehr gefunden. "Einen alternativen Spielort gibt es einfach nicht", sagt Patsch. Er ist auch deshalb zuversichtlich, dass sein Verein die Halle wie gewohnt nutzen kann, hält er doch bereits das Vorwort von Landrat Thomas Karmasin für die Veranstaltungsbroschüre in den Händen.

Für den SVG wäre ein Ausfall ein riesiger finanzieller Verlust. Mit dieser Veranstaltung beschafft sich der Verein einen wesentlichen Teil des Jahresetats. Patsch hatte auch schon die Stadt Germering alarmiert, damit die nunmehr 24. Auflage des Hallenturniers in der Realschulturnhalle stattfinden kann.

Schlimm dran ist die Basketballabteilung des SV Germering. Seit 26. November ist die Sporthalle des Max-Born-Gymnasiums (MBG) mit etwa 90 Flüchtlingen belegt. Auch die SVG-Basketballer verfügen dort seit vielen Jahren über die Schlüsselgewalt. Es war "ihre Halle", in der alle Kinder-, Jugend- und Erwachsenenteams trainierten und an Wochenenden ihre Ligaspiele austrugen. "Zwei Mannschaften, die U 18 männlich und die U 14 weiblich, mussten wir vom Ligabetrieb zurückziehen", klagt Ulli Kreß, der Technische Leiter der Germeringer Basketballer. Dafür fehlten einfach die Trainingsmöglichkeiten in den beiden Ausweichhallen. Das ist die kleine Einfachturnhalle im MBG und die Mehrzweckhalle in der Schule an der Kirchenstraße. Der beschädigte PVC-Boden in der MBG-Halle musste jedoch erst ausgebessert werden.

Das Basketballtraining kann in der Halle an der Kirchenstraße nur deshalb einigermaßen umfassend stattfinden, weil die SVG-Fußballer im Winter bisher auf ein Hallentraining verzichtet haben. Ob das auch noch der Fall sein wird, wenn der aktuelle Wintereinbruch von Dauer ist, bezweifelt Kreß.

© SZ vom 22.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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