Germering muss sparen:Konsolidierung auf Kosten der Kultur

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Die Sparmaßnahmen der Stadt und Auflagen zum Brandschutz beeinträchtigen den Betrieb der Germeringer Stadthalle.

Petra Fröschl

Die Konsolidierung des Germeringer Haushaltes trifft den Betrieb in der Stadthalle hart. "2012 müssen wir sehr engmaschig kalkulieren, um die Vorgaben einzuhalten", sagt Leiterin Medea Schmitt. Weil der Gebäudeunterhalt und die Nachrüstung beim Brandschutz 2012 wieder sehr teuer kommen, müssen andere Bereiche Federn lassen: So können weder neue Stühle für den Orlandosaal gekauft werden, noch ist Geld für die Beleuchtung der Neonkunst auf dem Gebäude da. Und auch auf das Programm wirken sich die Sparmaßnahmen aus.

1,7 Millionen Euro muss die Stadt jährlich einsparen - an diese Vorgabe knüpfte das Landratsamt seine Genehmigung des Haushalts 2011, der deutlich unter den Vorzeichen der Finanzkrise stand. Für den Eigenbetrieb Stadthalle bedeutet das, dass die Stadt anstelle von heuer 1,64 Millionen Euro im kommenden Jahr für den laufenden Betrieb nur noch 1,44 Millionen Euro zuschießt, um den Jahresverlust von gut zwei Millionen Euro auszugleichen. Hinzu kommen 162 500 Euro für Investitionen.

Wie am Dienstag im Betriebsausschuss deutlich wurde, wird die Instandhaltung des fast 20 Jahre alten Gebäudes im kommenden Jahr allein 400 000 Euro verschlingen. Davon fallen 150 000 Euro für die Beseitigung von Brandschutzmängeln an, welche die Stadt seit einigen Jahren beschäftigen. Unter anderem werden weitere Brandschutztüren ausgetauscht und Sprinkler nachgerüstet. Eigentlich sollen die Maßnahmen 2012 abgeschlossen werden, doch wie Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) in der Sitzung durchblicken ließ, gibt es mit der Regierung von Oberbayern nun Diskussionen hinsichtlich der Genehmigung. Es könnte also sein, dass noch weitere Maßnahmen anfallen.

In punkto Investitionen sollen für 95 000 Euro die alten Heizungskessel für Stadthalle, Bibliothek und Kindergarten ausgetauscht werden. Zudem wird für 40 000 Euro eine Enthärtungs- und Dosieranlage eingebaut. Dass das nicht schon früher geschah, bezeichnete Hans Pichelmaier (CSU) als "Pfusch am Bau". Denn mittlerweile sind viele Wasserleitungen korrodiert und undicht geworden. Die Schäden zahlte zwar bislang die Versicherung, dennoch müssen die Leitungen erneuert werden. Um einen Wasserschaden im Forum zu vermeiden, wird ein Teil des Blechdachs im Orlandosaal für 34 000 Euro ertüchtigt.

Bei all diesen Maßnahmen bleibt 2012 - und wohl auch in den Jahren danach - zum Bedauern von Schmitt kein Geld übrig für andere dringende Investitionen, wie die Erneuerung der mehr als 1000 Stühle im Orlandosaal, deren Polster schon recht löchrig sind (225 000 Euro), oder die Beleuchtung der defekten Neonschriften von Maurizio Nannucci auf den Dächern (35 000 Euro). Auch die Bebauung des Bühnenhofs, um mehr Platz für Tagungen zu schaffen und dadurch Mehreinnahmen zu generieren, liegt aus finanziellen Gründen auf Eis.

Mit den knappen finanziellen Mitteln ein ansprechendes Kulturprogramm auf die Beine zu stellen, ist für Schmitt ein schwieriger Spagat. "Ich habe nur einen Topf zur Verfügung, aus dem ich alles bezahlen muss", sagt sie. Um Risiken zu vermeiden, sei sie bei der Buchung von Veranstaltungen etwas vorsichtiger geworden und setze eher auf prozentuale Verträge als auf Festkäufe riesiger Produktionen. "Trotzdem werde ich nach wie vor ein breit gefächertes Kulturprogramm anbieten", sagt sie. Um den Kunden einen besseren Service zu bieten, können Tickets künftig auch zu Hause ausgedruckt werden. Sie werden dann am Eingang von einem Handscanner gelesen. "Das, was im Rahmen der Mittel umsetzbar ist, wird umgesetzt", sagt Schmitt.

© SZ vom 01.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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