Germering:Mittel der Transparenz

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Der Germeringer Mietspiegel hilft, Streitigkeiten über Wohnpreise zu vermeiden

Von Andreas Ostermeier, Germering

Der alle zwei Jahre von der Stadt erstellte Mietspiegel ist ein begehrter Artikel. Viele Mieter und Vermieter interessierten sich bereits für das neue Verzeichnis der Germeringer Mietpreise, sagt Luise Giljohann vom Büro des Oberbürgermeisters. Sie arbeitet bei der Erstellung mit. Und sie hat den Eindruck, dass der Mietspiegel auch hilft, Streitigkeiten zwischen Wohnungsbesitzern und Bewohnern zu schlichten. Sie schließt dies aus den Worten von Mieteranwalt Peter Irrgeher. Der sagt, dass nur wenige Mietstreitigkeiten aus Germering vom Gericht entschieden werden müssten. Der Mietspiegel sei also eine "gesellschaftliche Investition", die sich für die Stadt auszahlt, sagt Statistikprofessor Helmut Küchenhoff, der die Zahlen aus Germering seit vielen Jahren aufbereitet.

Dabei macht die jüngste Auflage des Mietspiegels deutlich, wie stark die Wohnungsmieten in Germering steigen. In den beiden vergangenen Jahren betrug die Steigerung jeweils etwa 3,9 Prozent, lag also deutlich über der Teuerungsrate und den Lohnzuwächsen. Die durchschnittliche Quadratmeter-Miete liegt momentan bei 10,33 Euro. Ein kleiner Teil der Mieterhöhungen gehe auf die bessere Ausstattung der Wohnungen zurück, sagt Küchenhoff bei der Vorstellung der Zahlen am Montag. Die bessere Qualität von Wohnungen macht seinen Worten nach etwa 0,7 Prozent aus. Der Großteil der Steigerungen ist demnach einfach Folge der steigenden Wohnungspreise für München und das Umland.

Der für Germering erarbeitete Mietspiegel bemisst sich an den Ist-Mieten in der Stadt. Das bedeutet, dass zu seiner Erstellung die von befragten Bewohnern angegebenen Mieten verwendet werden. Eine Alternative dazu wäre ein sogenannter Angebotsmietspiegel, der auf Wohnungsanzeigen im Internet basiert. Ein solcher Mietspiegel würde viel höhere Mietpreise verzeichnen, denn zahlreiche Angebote liegen über dem Preis, den Mieter später tatsächlich bezahlen. Neben dem Mietpreis sollen die Befragten auch einige Merkmale ihrer Wohnung angeben, beispielsweise das Alter des Hauses, das Stockwerk, in dem sie wohnen, die Größe der Wohnung, den Verkehrslärm, den man hört, oder die Beheizung der Wohnung. Einbezogen in die Statistik werden nur Gebäude mit mindestens vier Wohnungen. Gewerberäume dürfen nicht dabei sein, sozial geförderter Wohnraum wird nicht berücksichtigt. Zudem muss die Miete im Verlauf der vergangenen vier Jahre erhöht worden sein. Das Ergebnis wird offensichtlich akzeptiert, denn die Mietpreise würden von Vermieterseite nicht angefochten, sagt Giljohann.

Interesse am Germeringer Mietspiegel gibt es auch in den Nachbarkommunen. Giljohann schließt das aus den Bestellungen. Oberbürgermeister Andreas Haas stellt aber klar, dass die Angaben nur für Germering gelten, denn nur dort sind sie erhoben worden. Mieter aus anderen Kommunen könnten sich nicht auf sie berufen - schon gar nicht in einer gerichtlichen Auseinandersetzung. Vor Gericht anerkannt sind die Zahlen nur, wenn es um Wohnungen in Germering geht. Denn der Mietspiegel basiert auf speziellen Germeringer Begebenheiten, beispielsweise darauf, dass die Mehrzahl der Häuser in den Sechziger- und Siebzigerjahren gebaut worden ist. Noch ist das Germeringer Verzeichnis das einzige im Landkreis, doch Puchheim zieht bereits nach.

Den Germeringer Mietspiegel gibt es im Rathaus und im Zenja für drei Euro zu erwerben.

© SZ vom 31.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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