Germering:Mehr Platz für Integrationskurse

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Feiert mit Gästen in neuen Räumen: der Verein Mukule. (Foto: Reger)

Der Verein Mukule feiert in neuen Räumen ein Fest

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Silke Kögler weiß um die sexistischen Vorfälle in der Silvesternacht in Köln und findet sie entsetzlich. Sie hat seit 2007 mit männlichen Asylbewerbern zu tun. "Ich kann so etwas nicht bestätigen", sagt Kögler, die den Germeringer Verein Multikulturelles Leben und Lernen (Mukule) leitet. Jetzt hat Mukule Räume in der Germeringer Goethestraße angemietet, um noch mehr Platz für Sprach- und Integrationskurse zu haben. Zuvor war dort eine Fahrschule untergebracht. Zur Einweihung ist viel lokale Prominenz gekommen. Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) steht in einer diskutierenden Runde, genauso wie seine Stellvertreter Wolfgang Andre (CSU) und Helmut Ankenbrand (SPD) oder der Vorsitzende des Arbeitskreises Asyl, Siegfried Schomburg.

Alle erfreuen sich beim Nachmittagskaffee an Gebäck aus fremden Ländern, die die Schülerinnen von Mukule gebacken haben. An einem runden Tisch stehen mehrere Männer zusammen. Sajed, 28, stammt aus dem Irak, Schaukat, 49, kommt aus Syrien und Najib, 36, ist aus Afghanistan geflohen und in Germering gelandet. "Sie gehören zu meinem Flüchtlingssprachkurs", klärt Kögler auf. Sie wohnen im ehemaligen Altenheim Don Bosco oder in der Barackenunterkunft am Starnberger Weg.

Flüchtlingssprachkurse sind neu. Das ist ein so genannter Einstiegskurs für Flüchtlinge, damit diese möglichst schnell Deutsch lernen. "Sie kommen mit einem DIN A4-Blatt, dem 'White-Paper', das sie bei der Registrierung bekommen", erläutert Kögler. Damit haben sie ein Anrecht auf 300 Stunden Sprachkurs - vier Mal in der Woche drei Stunden. Zuvor wurden vom Nürnberger Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge (BAMF) die Sprach- und Integrationskurse, die es nur für Flüchtlinge mit einem Aufenthaltsstatus gibt, genehmigt und bezahlt.

Mukule verfügt über eine große Erfahrung mit Sprach- und Integrationskursen für Flüchtlinge und Asylbewerber. 2007 ging es mit einem Kurs und acht Teilnehmern in der Kirchenschule los. Es war ein Elternkurs oder besser Frauenkurs, weil diese ihre Kleinkinder mitbringen konnten, die parallel betreut wurden. Inzwischen wird dort in sechs Kursen mit Kinderbetreuung unterrichtet. Mukule ist auch in Puchheim mit drei Kurse vor Ort. "Leider haben wir dort noch nicht die passenden Räume bekommen", erzählt Kögler. Unterrichtet wird mal im Pfarrheim, im Stadtteilzentrum Planie oder im Jugendzentrum.

Die Elternkurse laufen über einen Zeitraum von zwei Jahren. Alphabetisierungskurse dauern sogar länger als drei Jahre. "Die Schüler sind total motiviert", sagt Renate Schiefer, eine langjährige Kursleiterin bei Mukule. "Aber in ihren Heimatländern kommen viele aus Bergdörfern und haben vorher nie eine Schule gesehen", erläutert Schiefer. "Manchmal ist das schon eine Farce." Natürlich werden in den Sprachkursen von den neun Dozentinnen auch deutsche Standards angesprochen. "Der Syrer Schaukat hat neulich im Flüchtlingskurs zu mir gesagt: 'Du bist wie ein Mann'", berichtet Silke Kögler von einem exemplarischen Dialog. In Syrien sei das anders, da wären die Frauen zu Hause. "Wie findest du das, dass ich arbeite?", fragte sie Schaukat. "Sehr gut", meinte der Syrer. "Viele kennen sich einfach nicht aus, weil sie kaum Deutsch sprechen", sagt Kögler. Notwendig sei möglichst früh für die Integration die Unterstützung von Fachleuten. "Psychologen, Sozialarbeiter und andere Fachrichtungen sollten da mithelfen", sagt Kögler.

© SZ vom 08.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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