Stadtentwicklung:Mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer

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Germering setzt auf die Entwicklung im bebauten Bereich. Die Stadt peilt ein moderates Bevölkerungswachstum auf bis zu 45 000 Einwohner an. Für die Ausweisung von Gewerbeflächen gibt es noch Platz, allerdings muss die Stadt hier mit privaten Grundeigentümern kooperieren

Von Andreas Ostermeier, Germering

Zwei Pavillons stehen auf dem Gelände zwischen Krippfeld-/Steinberg- und Oberer Bahnhofstraße. In denen gibt es Informationen über die Wohnungen, die auf dem Areal gebaut werden sollen. Die Baustelle an der Krippfeldstraße ist ein Paradebeispiel für die Entwicklung von Germering. Für die Stadt gilt: Sie will sich nur noch im bebauten Bereich verdichten, Baulandausweisungen an den Rändern sind nicht vorgesehen. So entstehen auf einer freien Fläche im Stadtgebiet mehrgeschossige Häuser mit insgesamt 85 Wohnungen. Bis zu 200 Neugermeringer können hier einziehen - voraussichtlich Ende 2015, Anfang 2016. Einige solcher freien Flächen gibt es noch in der Stadt, so zwischen Heimgarten- und Kirchenstraße schräg gegenüber dem Rathaus an der Unteren Bahnhofstraße oder zwischen den Bahngleisen und der Alfons-Baumann-Straße. Sie bieten Platz für ein paar tausend Leute. Dann solle nach dem gültigen Flächennutzungsplan bei einer Einwohnerzahl von 45 000 (momentan hat die größte Stadt im Landkreis etwa 39 000 Einwohner) Schluss sein, sagt Stadtbaumeister Jürgen Thum. Doch er schränkt diese Aussage gleich ein: Die Festsetzung einer Obergrenze ist eine politische Frage. Bestehe der Zuzugsdruck auf die Münchner Region auch in einigen Jahren noch, dann müssten sich die Germeringer Stadtpolitiker damit befassen.

Dann könnte es sein, dass auch in Bereichen gebaut wird, die momentan frei bleiben sollen, beispielsweise am Westrand des Starnberger Weges oder im Gebiet südlich der Bahnstrecke, zwischen Starnberger Weg und Kreuzlinger Straße. Nach Auskunft von Thum strebt die Stadt das nicht an, schließlich benötigen neue Einwohner weitere Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen oder Einkaufsmöglichkeiten. Auch müssten für eine weitere Bebauung Ausgleichsflächen beschafft und Flächen neu erschlossen, also mit Straßen, Kanalrohren und Stromleitungen versehen werden, sagt der Stadtbaumeister. Aber wenn die Stadt in eine Richtung wachsen sollte, dann nach Westen. Allerdings ist eine solche Entwicklung nur begrenzt möglich, denn dort liegen landwirtschaftliche Flächen und die Wasserschutzgebiete.

Anders sieht es für die Errichtung von Gewerbebauten aus. Die möchte die Stadt vor allem im Norden haben, im dortigen Gewerbegebiet. Die Flächen um den Kreisel füllen sich langsam, Baumarkt und Gartencenter gibt es schon seit einigen Jahren, Dekra und Tankstelle haben eröffnet, derzeit baut die DHL ein Verteilzentrum. Die Stadt möchte aber noch viel mehr Betriebe dort haben. Thum sagt, Ziel sei es, die Anzahl der Arbeitsplätze im Stadtgebiet weiter zu steigern. Das bringt nicht nur Gewerbesteuern, es könnte im besten Fall den Pendlerverkehr reduzieren, wenn nämlich Germeringer dort Arbeit fänden. Sollte das Areal rund um den Kreisel gefüllt sein, dann will die Stadt das Gewerbegebiet nach Westen ausdehnen, Platz ist bis zur Augsburger Straße. Thum betont aber, dass die Stadt nur ihre Absichten kund tun könne, was das Gewerbegebiet betrifft, denn sämtliche Flächen dort sind in privater Hand.

Einstweilen steht aber die innere Entwicklung der Stadt auf dem Programm. Dabei geht es nicht nur um Wohnungen oder Betriebe. Die innere Entwicklung soll Germering attraktiver machen, das ist das Ziel. Im kommenden Frühjahr wird mit dem Umbau des Kleinen Stachus begonnen. Weniger Straßenfläche und mehr Platz für Fußgänger und Radler soll die große Kreuzung am Südende der Unteren Bahnhofstraße bieten, damit Germeringer und Auswärtige dort gerne einkaufen oder im Café sitzen. Auch an anderen Ecken der Innenstadt will sich die Große Kreisstadt aufhübschen, so im Umfeld der Stadthalle. Um diesem Areal einen urbaneren Charakter zu geben, soll an der Ecke Untere Bahnhof-/Landsberger Straße ein Gebäude errichtet werden. Allerdings ist noch unklar, wie das Gebäude aussehen soll, damit es zur Stadthalle passt, und welchem Zweck es dienen könnte.

In Germering gibt es an verschiedenen Standorten die Möglichkeit, neue Wohnungen zu bauen und Gewerbe anzusiedeln. (Foto: SZ Grafik)

Mit einer attraktiveren Innenstadt will Stadtbaumeister Jürgen Thum auch der Herausforderung begegnen, die durch den neuen Münchner Stadtteil Freiham entsteht. Ein riesiges Gewerbegebiet und ein Wohngebiet mit bis zu 20 000 Einwohnern soll langfristig in direkter Nachbarschaft - nur getrennt durch die Autobahntrasse - entstehen. Es geht die Sorge um, dass sich Freiham zu einem Magneten entwickeln könnte, der die Einwohner des Umlandes mit Arbeitsplätzen und diversen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung anzieht. Thum hält dagegen. Noch sei in Freiham "nichts da", sagt er. Darin sieht er die Chance für Germering. Mit einem "eigenen Gesicht" und "besserer Qualität" beim Angebot von Waren und Dienstleistungen könnten Einwohner von Freiham zum Einkaufen nach Germering gelockt werden, ist er zuversichtlich. Und wenn sie schon einmal da sind, dann können die Nachbarn aus Münchens neuestem Stadtteil im Polariom Eislaufen gehen, im Freibad oder im Germeringer See baden, sich in der Stadthalle ein Konzert anhören oder im Kino, das im Herbst eröffnet, einen Film sehen.

© SZ vom 12.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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