Germering:Medizin gegen Berührungsängste

Lesezeit: 2 min

"Bitte berühren!" Der Dermatologe Claus Jung und seine Mitarbeiterinnen umarmen Passanten in der Unteren Bahnhofstraße. (Foto: Günther Reger)

Der Germeringer Dermatologe Claus Jung macht auf die Probleme von Menschen mit Schuppenflechte aufmerksam

Von Katharina Knaut, Germering

"Einmal umarmen bitte!" So hieß es am Donnerstag, dem Welt-Umarmungstag in der Praxis des Dermatologen Claus Jung. Die Patienten wunderten sich, als sie neben der Behandlung auch noch mit einer Umarmung beglückt wurden. Mit dieser Geste beteiligte sich der Hautarzt an der Aktion: "Bitte berühren!". Diese ist Teil der Initiative "Gemeinsam aktiv gegen Schuppenflechte" und wurde unter anderem vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen ins Leben gerufen. Damit soll auf Menschen aufmerksam gemacht werden, die an Schuppenflechte leiden. Mit den Umarmungen wird gezeigt, dass trotz der Hautentstellungen, die bei dieser Krankheit auftreten, keine Ansteckungsgefahr besteht. Hautärzte wollen so der Distanzierung entgegenwirken, mit der viele Menschen den Erkrankten begegnen.

Das ist auch Claus Jung wichtig, dessen Praxis einen Schwerpunkt auf die Behandlung der Krankheit legt. Viele seiner Patienten leiden unter Schuppenflechte, und aufgrund der Entstellung oft auch unter sozialen Problemen. "Viele trauen sich gar nicht mehr ins Schwimmbad und haben Probleme am Arbeitsplatz", berichtet er. Mit den Umarmungen möchte er zeigen, dass es egal ist, wen man umarmt. Gleichzeitig möchte er damit ein Zeichen dafür setzen, dass emotionale Kontakte gerade in einer sich digitalisierenden Welt immer wichtiger werden.

Um mit der Aktion noch mehr aufzufallen, weiteten der Hautarzt und sein Team die Aktion schließlich auf die Straße vor der Praxis aus. Dabei trugen sie sogar eigens für diesen Tag angefertigte T-Shirts, auf denen "Hug me - ich bin nicht ansteckend!" zu lesen war. Jeder Passant, der zufällig des Weges kam, wurde von einer der charmanten Mitarbeiterinnen oder vom Doktor persönlich abgefangen und gefragt, ob er sich an der Aktion beteiligen möchte. Besonders die älteren Paaren nahmen mit großem Vergnügen an und ließen sich knuddeln. Mit dabei war auch ein professioneller Fotograf, der Fotos von den sich Umarmenden schoss. Die Bilder wurden anschließend auf eine Website gestellt, auf der die Fotos aller Praxen gesammelt werden, die ebenfalls an der Aktion teilnahmen.

Insgesamt konnte das Team trotz der spärlichen Zahl der Vorüberziehenden um die 15 Menschen für ihre Aktion begeistern. Jedoch mussten sie die Unternehmung, für die insgesamt zwei Stunden anberaumt war, nach einer halben Stunde aufgrund der eisigen Temperaturen wieder abbrechen.

Dennoch war Claus Jung zufrieden mit der Aktion. Er wollte außerdem noch darauf aufmerksam machen, dass die Behandlung an Schuppenflechte schon sehr weit vorangeschritten ist und dass man die Krankheit in ein paar Jahren vielleicht vollständig heilen kann. Das sollte den Erkrankten zusätzlich Hoffnung machen. Darüber hinaus machte ihm die Aktion sichtlich Spaß. Auch seine Mitarbeiter fanden die Idee gut. "Ich fand sie cool!", sagte eine Mitarbeiterin, als sie wieder in der Praxis war. Jung berichtete, sie seien sofort bei der Initiative dabei gewesen. "Die knuddeln gerne!"

© SZ vom 22.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: