Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) war spät dran, eigentlich viel zu spät. Um 21.50 Uhr war von ihm noch nichts zu sehen. Um 22 Uhr sollte die Stadtwette am Abend des Germeringer Kunst- und Musikzaubers schon stehen. Eine etwa 600 Meter lange Lichterkette, vom Kreisel am Bahnhof bis zur Otto-Wagner-Straße/Ecke Friedenstraße, hatte Jürgen Biffar, der Vorsitzende des Gewerbeverbandes, dem OB aufgegeben. Kurz vor zehn tauchte Haas dann am Kreisel nahe dem Bahnhof auf und stellte die ersten Menschen in einer Reihe auf. Manchen fehlte das obligatorische Licht in der Hand, aber das war dann auch schon egal. Denn nach hundert Metern um zehn nach zehn war dann vor dem Bauzaun am Kleinen Stachus erst einmal Schluss. Die Menschenlücke zog sich über 200 Meter hin und die Wette war für den OB schon verloren. Er muss am Samstag vor dem ersten Advent den Nikolaus in Germerings Straßen geben.
Biffar beobachtete die verzweifelten Bemühungen von Haas ganz genau und amüsiert. "Wir wollen eine Kette und keinen Lichterhaufen", spottete er, als der OB sich über eine kleine leuchtende Menschengruppe freute. Biffar hatte ein Mikrofon dabei und CSU-Stadträtin Katrin Schmidt trug ihm den Lautsprecher hinterher. "Herr Biffar, ich hoffe sie sind beeindruckt", sprach dann Haas ins Mikrofon, als sich um 22.15 Uhr in der Mitte der Otto-Wagner-Straße dann doch wieder eine hundert Meter lange Lichterkette zusammenfand. Mit dabei auch Germerings Stadtpfarrer Andreas Jaster, der sich mit einem Teelicht ausgestattet hatte. "Das ist ja eine ganze Prozession", schwärmte Haas plötzlich wieder gut gelaunt. "Das sieht ja schon besser aus", gestand Biffar ein. "hier kann man schon von einer Kette sprechen." Doch auf der Höhe der Eisdiele Roberto war schon wieder Schluss mit der leuchtenden Herrlichkeit. Bis zur Friedenstraße fehlten noch 200 Meter.
Die Stadtwette, die zweite dieser Art, war der Höhepunkt des zweiten Kunst- und Musikzaubers, an dem sich 20 Germeringer Einzelhändler und Apotheken beteiligten. Die Veranstaltung begann um 18 Uhr an einem warmen Abend sehr zäh und zeigte erneut, dass die Germeringer City spätestens an der Unteren Bahnhofstraße/Ecke Landsberger Straße zu Ende ist. Nördlich der Landsberger Straße beteiligte sich niemand. Auf Kritik der dort angesiedelten Geschäfte stieß auch die Tatsache, dass die Lichterketten-Stadtwette erst am Bahnhofskreisel losging.
Die Geschäfte, die mitmachten, hatten bis 22 Uhr geöffnet. Sie hatten sich durchaus etwas einfallen lassen. Vor der Apotheke am Germedicum spielte Just Ignition Rock und Pop. Dazu zeigten Schülerinnen vom Gymnasium Gilching, betreut von ihrer Sportlehrerin Karin Ganslmeier, ihre Fertigkeiten beim Jonglieren und bei der Bandgymnastik. Je später der Abend, desto mehr Besucher flanierten durch die Germeringer Innenstadt und kauften auch ein. Kinder klapperten die Geschäfte ab, um für ein Gewinnspiel dort zehn Puzzleteile zu sammeln. "Es sind schon mehr Besucher da als vergangenes Jahr", meinte Juliane Fischer-Colbrie vom Modeladen Fashion Station zufrieden. Vor der Apotheke am Bahnhof trommelte eine Frau etwas verloren. Vor der Parfümerie Nöth, eingeengt vom Bauzaun am Kleinen Stachus, hatte eine Zeichnerin Platz genommen und fertigte Porträts an. Um die Ecke in der Otto-Wagner-Straße zeigte Nicole Züfle von "Ja, genau" einmal mehr ihre Dekorationskünste. Susanne Haas von "Wollsinnig" hatte ebenfalls auffällig dekoriert. Das meiste Publikum zog nebenan das Weinlokal Enoteca del Tufo an. Dort hatten auch einige Gäste spöttisch "Nikolaus, Nikolaus" skandiert, als der Wettenverlierer Andreas Haas vorbei kam. "Ich mache den Nikolaus sowieso", hatte der Oberbürgermeister den Spöttern zugerufen.