Seine Leidenschaft gilt dem Holz. Auch mit 90 Jahren steht Volkmar Zimmer bisweilen noch in der kleinen Werkstatt, die er sich im Keller seines Hauses eingerichtet hat, und bearbeitet Holz von Bäumen, deren Namen die allermeisten Menschen noch nie gehört haben. Mehr als 600 Hölzer aus aller Welt befinden sich in Zimmers Zuhause. Der Germeringer weiß jedoch nicht nur, was man aus einem Stück Holz machen kann und wie man es bearbeitet, er hat in den zurückliegenden Jahrzehnten auch sein Wissen weitergegeben, Vorträge gehalten und Workshops mit Schülern veranstaltet. Für diesen Einsatz hat Zimmer zu seinem 90. Geburtstag am Montag die August-Wetzler-Medaille erhalten. Der Germeringer freut sich über die Auszeichnung, denn das sei immer eine Anerkennung dessen, was man geleistet habe, sagt er. Die Medaille ist auch nicht die erste Ehrung für Zimmer. Vor einigen Jahren hat er bereits das Ehrenzeichen des Ministerpräsidenten erhalten.
Als sein Anliegen bezeichnet es Zimmer, das Leben der Bäume zu zeigen. Als Rentner hat er Forstwissenschaft studiert, um sein Wissen zu erweitern. Ein Anfänger beim Thema Holz und Bäume war der ehemalige Maschinenbauer und Konstrukteur damals schon nicht mehr. Doch seine Liebe zu dem natürlichen Werkstoff konnte er im Ruhestand richtig ausleben. Zimmer brachte sich Kenntnisse und Fähigkeiten bei, bald war er ein gefragter Autodidakt, der auch Ausstellungen machte. Allein in Augsburg hat er 14 Mal selbst gefertigte Holzobjekte ausgestellt. Das 15. und letzte Mal sollte in diesem Frühjahr sein, erzählt er, doch die Corona-Pandemie kam dazwischen. Auch in Germering hat Zimmer einen Platz gefunden, an dem er auf das Holz und seine Bedeutung in der Natur eingeht. In der Stadtbibliothek gibt es das von ihm geschaffenen Holzkabinett. 50 Schaukästen enthalten Informationen zu einheimischen Baumarten sowie jeweils ein Stück Holz mit Rinde.
Die August-Wetzler-Medaille ist vom Olchinger Geologen Hans-Joachim Gregor und dem ehemaligen Heimatpfleger von Günzburg, Josef Weizenegger, geschaffen worden. Mit ihr sollen Laien für ihre Leistungen auf dem Gebiet der Naturwissenschaften und Kultur ausgezeichnet werden. An der Vergabe beteiligt sich auch das Naturmuseum Augsburg. Benannt ist die Medaille nach dem Apotheker August Wetzler, der im 19. Jahrhundert gelebt und Fossilien gesammelt hat. Seine Sammlung bildete den Grundstock für das Heimatmuseum in Günzburg. Zimmer werde dafür ausgezeichnet, dass er "eine Verbindung von Wissen über Pflanzen einerseits und Ästhetik von Holzarbeiten andererseitsgeschaffen" habe, heißt es in der Begründung der Ehrung. Zudem werden die musealen Ausmaße der Materialsammlung von Zimmer und dessen handwerklich ausgefeilte und künstlerisch kreative und breit gefächerte Arbeitsweise hervorgehoben.