Germering:Lehrer und Seelsorger

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Josef Weinsteiger feiert sein goldenes Priesterjubiläum

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Josef Weinsteiger kennt in der katholischen Gemeinde Stankt Martin jeder. Er ist bekannt für seine unkonventionellen Gottesdienste. "Ich habe immer eigene Texte vorgetragen - keine Standardreden, die die Besucher kannten", sagt Weinsteiger. Seit 43 Jahren lebt er in Germering. Im Juli feierte er sein goldenes Priesterjubiläum. Er wurde 1965 zum Priester geweiht. Nach einem Gottesdienst in seiner "Heimatpfarrei" Lenggries wurde auch in Sankt Martin sein Jubiläum gefeiert. Nach dem Gottesdienst gab es einen Empfang der Gemeinde im vollbesetzten Pfarrsaal für den Jubilar. Statt der üblichen Geschenke hatte er um Spenden für den örtlichen Hospizverein gebeten. Dabei kamen mehr als 600 Euro zusammen.

Weinsteiger ist 77 Jahre alt, aber immer noch aktiv. Sind die Geistlichen der Stadtkirche verhindert oder im Urlaub, springt er ein. Weinsteiger hätte 1965 auch eine Pfarrei übernehmen können, er entschied sich jedoch, in den Schuldienst zu gehen. Damals hatte die katholische Kirche noch genügend Pfarrer zur Verfügung. Weinsteiger unterrichtete Religion in Münchner Schulen. "Ich habe Kinder in allen Schularten und allen Altersklassen unterrichtet", erzählt er. Vor zwölf Jahren ist er in Pension gegangen. In den Schulen hat er viele Kindergenerationen erlebt, auch die zunehmenden Schwierigkeiten, die Lehrer mit der Disziplin der Schüler haben, sind ihm bekannt. "Der Anteil der verhaltensauffälligen Kinder hat immer mehr zugenommen", erinnert sich Weinsteiger. "Das Umfeld der Kinder hatte da mehr und mehr durchgeschlagen."

Gottesdienste bereitet Weinsteiger akribisch vor. "Mir ist es wichtig, dass es nicht Schlag auf Schlag geht", sagt er. "Ich versuche nach einem Gebet oder einem Gesang für einige Sekunden Stille in der Kirche einkehren zu lassen, damit Gebet und Gesang bei den Menschen noch nachklingen", beschreibt der Priester den Ablauf seiner Messen. Er behandelt gerne kritische Themen. Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung aller Menschen sowie das ausufernde Hierarchiedenken der "Oberen" sind Lieblingsthemen und kommen in seinen Predigten immer wieder vor. Die nächste Kostprobe gibt Weinsteiger am 9. August um 9.30 und 19 Uhr in Sankt Martin.

© SZ vom 08.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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