Germering:Lager für überschüssige Wärme

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Nehmen die Erweiterung der Energiezentrale im Germeringer Norden ab: OB Andreas Haas (von links), Roland Schmid und Johannes Meyer, Stadtwerke, sowie Werkreferent Christian Ganslmeier. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Germeringer Blockheizkraftwerk wird um vier große Pufferspeicher erweitert, um die ständigen technischen Abschaltungen der nicht ausgelasteten Anlage künftig zu vermeiden

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

3,2 Millionen Euro hat das Blockheizkraftwerk (BHKW) gekostet, das 2014 neben dem Hagebaumarkt im Germeringer Norden in Betrieb gegangen ist. Jetzt wurde die Anlage um vier große Pufferspeicher erweitert, um die ständigen technischen Abschaltungen des Kraftwerks zu vermeiden. Amortisiert hat sich die Energiezentrale, die das nahe 13 Hektar große Gewerbegebiet mit Wärme beliefern soll, noch lange nicht. Zumal das dort sich ansiedelnde Briefverteilungszentrum der Post als Abnehmer höchstens teilweise in Frage kommt. Langfristig hoffen die Stadtwerke Germering als Betreiber des BHKW auf Fernwärmekundschaft des großen Wohngebietes an der Münchner Straße.

Die vier fast acht Meter hohen Pufferspeicher haben die Stadtwerke zusätzliche 330 000 Euro gekostet. Die Stahlbottiche sind notwendig geworden, weil das BHKW mangels genügend Kunden nicht auf Volllast läuft. "Die Heizzentrale war dafür ausgelegt, das Gewerbegebiet komplett zu beliefern", erläutert Stadtwerkeleiter Roland Schmid. Die Stadtwerke haben das Gebiet bereits vollkommen verrohrt, um Wärme durchpumpen zu können. Doch das seit etwa 20 Jahren bestehende Gewerbeareal hat sich bis dato immer noch nicht gefüllt. So hat sich der 12-Zylinder-Gasmotor mit 720 PS Leistung viel zu häufig abgeschaltet. Jetzt wird die zu viel produzierte Wärme in die Pufferspeicher, die 138 000 Liter Wasser fassen, gepumpt.

"Wenn es gebraucht wird, wird es jetzt zurückgepumpt", erklärt Schmid weiter. Das Abschalten führte auch dazu, dass die Stromproduktion ebenfalls gestoppt wurde. Da der dort erzeugte Strom ins Netz eingespeist wird, hatte das weitere Einnahmeausfälle zur Folge. Immerhin könnten etwa tausend Haushalte mit dem eingespeisten Strom versorgt werden, wenn das BHKW ununterbrochen läuft. Das sollte Ende des Jahres der Fall sein, wenn die Pufferspeicher an die Heizzentrale endgültig angeschlossen sind. Betrieben wird die Energiezentrale mit Biomethan und Erdgas. Biomethan wird nicht vor Ort produziert, es wird über ein deutschlandweites Netz eingekauft und in Germering "virtuell" an die Kundschaft weitergeleitet.

135 Haushalte könnten nach Berechnungen der Stadtwerke mit Fernwärme versorgt werden. Doch da steckt man bei der Kundenakquise noch in den Anfängen. Noch wirft das BHKW keinen Gewinn ab. "Nach sieben Jahren schreiben wir noch keine schwarzen Zahlen", teilt Schmid auf Nachfrage der SZ mit. Das große Post-Briefverteilungszentrum, das demnächst im Germeringer-Norden gebaut wird, fällt wohl als Kunde aus. "Deren riesigen Wärmebedarf können wir nicht befriedigen", räumt der Stadtwerkechef ein. 2014 hätte man mit so einem Großkunden noch nicht rechnen können. "Wir hoffen auf eine Teillieferung", meint Schmid, aber ganz überzeugt klingt er nicht. Zuversichtlicher ist er die etwa 500 Meter entfernte ehemalige WWK-Großsiedlung ans Wärmenetz anschließen zu können.

Das ist jedoch noch Zukunftsmusik, noch ist kein Meter Rohr dorthin verlegt worden. Pro Meter würde das auch 1000 Euro kosten, da müssen erst genügend Kundenverträge vereinbart werden, um damit beginnen zu können. Die dort bestehenden Wohneigentümergemeinschaften - es sind offenbar insgesamt elf - haben auch andere Optionen. Sie könnten sich eigene kleinere Heizzentralen schaffen, die möglicherweise kostengünstigere Wärme liefern als die Stadtwerke. Die beschäftigen sich auch noch mit der Option Geothermie in Germering. Momentan werden im Süden der Stadt in der Nähe der Lindauer Autobahn fünf Standorte geprüft. Doch auch hier liegt die Realisierung einer Versorgung Germerings mit Geothermie-Wärme weiter Ferne. "Mit dem dazu notwendigen Fernwärmenetz käme das auf eine Investition von etwa hundert Millionen Euro", schätzt Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU), der bei der Vorstellung der neuen Pufferspeicher zusammen mit Werkreferent Christian Ganslmeier ebenfalls anwesend war. 100 Millionen Euro wären die Dimension eines gesamten Jahreshaushaltes der Großen Kreisstadt.

© SZ vom 08.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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