Germering:Kreativ sein in historischen Räumen

Lesezeit: 2 min

Zum neunten Mal öffnen Germeringer Künstler im alten Schulhaus ihre Ateliers. Die Veranstaltung wird immer populärer.

Petra Fröschl

"Am Anfang waren wir eher Exoten", sagt Michael Glatzel und schmunzelt. "Es dachten wohl viele, dass es bei Künstlern generell völlig chaotisch zugeht." Inzwischen ist das anders: Die 15 Maler, Bildhauer und Objektkünstler, die im alten Schulhaus an der Salzstraße ihre schmucken Ateliers haben, haben sich bei Kunstfans einen Namen gemacht und sind aus dem kulturellen Leben Germerings nicht mehr wegzudenken. Bester Beweis dafür waren die offenen Ateliertage am Wochenende, die von Jahr zu Jahr mehr Besucher anlocken.

Bereits zum neunten Mal haben die Ateliertage stattgefunden. "Wir wollen damit das Interesse der Bürger wecken, zeigen, was wir neues geschaffen haben, und verweigern uns auch nicht, wenn jemand etwas kaufen möchte", sagt Glatzel, der im Erdgeschoss Steinskulpturen und Glasbilder herstellt. Kamen anfangs nur wenige Gäste, so fühle man sich inzwischen gut am Ort verankert.

Die Malerin Irene Wührl-Petry, die sich auf Arbeiten mit Naturmaterial, Rost und Wachs spezialisiert hat und genau wie Glatzel schon seit mehreren Jahren im Atelierhaus beheimatet ist, kann das bestätigen. "Die Veranstaltung wird immer besser", sagt sie. "Es kommen mehr und mehr Interessierte, die sich Tipps holen." Nur kaufen, das täten leider nur die wenigsten Germeringer.

Besonders am Samstag, als OB Andreas Haas die Veranstaltung eröffnete und sich durch das 1909 erbaute Gebäude führen ließ, herrschte reger Andrang. Am Sonntag liefen die Ateliertage dann eher ruhig an, doch im Laufe des Nachmittags füllten sich die Räume. Da wurden alte Bekannte getroffen, bei irischer Gitarrenmusik gefachsimpelt und Kunstwerke begutachtet. Und auch im Garten gab es einiges zu bestaunen: Am Freitag hatten Mitarbeiter des Bauhofs das Gros der Skulpturen, die in den vergangenen zehn Tagen bei den Werktagen auf dem alten Kasernengelände entstanden waren, in die Salzstraße transportiert und kunstvoll auf der Wiese drapiert.

Ob seiner Größe besonders ins Auge stach dabei die hölzerne Skulptur "Den Bogen überspannen" von Johannes Hofbauer aus Feldafing. Aber auch das Objekt von Stefanie von Quast mit drei aufeinander zulaufenden Figuren sorgte für Diskussionsstoff. Zwei Damen nahmen die Skulptur besonders genau unter die Lupe - und waren sich uneinig, ob der eiserne Regenschirm nun letzter Schrei oder einfach nur unpassend ist.

Dass sie mit der alten Dorfschule ein wunderbares Domizil zum Kreativsein gefunden haben, darin waren sich die Künstler bei den Ateliertagen unisono einig. "Ich liebe es", lautete der leidenschaftliche Kommentar von Wührl-Petry. Und während Glatzel das gute Miteinander der Mieter, die Einzelverträge mit der Stadt haben, lobte, kam Deborah Hanrieder auf die attraktiven Räume zu sprechen. Die Planegger Malerin hatte ihr Atelier von 2005 bis 2008 in der Reismühle in Gauting, seit zwei Jahren ist sie in Germering. "Es ist ein sehr angenehmes Arbeiten, die Räume sind sehr hoch und wunderbar hell", schwärmte Hanrieder. "Ich komme fast immer ohne Kunstlicht aus."

Freilich hoffen Glatzel und seine Kollegen, dass sie noch möglichst lange im Atelierhaus arbeiten können. Das Gebäude gehört seit 2008 der Stadt, unter anderem gab es die Idee, eine Kindertagesstätte dort unterzubringen. Doch der Antrag auf Zuschüsse aus dem Konjukturpaket wurde abgelehnt - "und allein hat die Stadt momentan kein Geld für einen Umbau", sagt Wührl-Petry. Das sei zwar hart - doch für die Künstler ist es ein wahrer Glücksfall.

© SZ vom 25.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: