30 Jahre Roßstall:Kleinod der Theaterszene

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Der Name des Roßstalls erinnert an seine ursprüngliche Verwendung. (Foto: Günther Reger)

Vor 30 Jahren wurde aus einem Pferdestall der Germeringer Roßstall, der bis heute eine Erfolgsgeschichte ist

Von Florian J. Haamann, Germering

Einst, vor 30 Jahren, stand dort, wo heute auf der großen Bühne im Germeringer Norden mal lustige, mal ernstere Stücke gespielt werden, ein großer Pferdestall - besser gesagt, ein ziemlich in die Jahre gekommener Pferdestall. Mit unermüdlichem Einsatz haben 30 freiwillige Helfer aus der Ruine ein gemütliches und mit allem ausgestattetes Theater gebaut - dessen Name erinnert an die Geschichte des Gebäudes: Roßstall. Ein Jahr nach Beginn der Bauarbeiten war die erste Inszenierung auf der großen Bühne zu sehen: "Nachtspinnen", ein Stück, dass der damalige Theaterleiter Ralph Ott noch selbst geschrieben hat. Entstanden ist die Schauspielgruppe allerdings schon ein paar Jahre früher, als Teil des "Freundeskreises Germeringer Bürger".

Einer der fast von Anfang an auf der Bühne des Roßstalls stand, ist der heutige Theaterleiter Willi Hörmann. "Meinen ersten Auftritt hatte ich 1988. Von da an war meine Karriere sozusagen gesichert, Ralph Ott hat mich in fast jedem Stück mitspielen lassen", erinnert sich Hörmann. Als Ott, den Hörmann als eine Art Alleinherrscher beschreibt, im Januar 2006 starb, musste die Verantwortung neu verteilt werden, die Machtbereiche wurden aufgeteilt. Hörmann übernahm das Theater, Helmut Henner den Vereinsvorsitz. "Ich war damals ja der Hauptdarsteller, und als die Frage aufkam, wie es mit dem Theater weiter geht, konnte ich nicht nein sagen", so Hörmann. Das Duo Hörmann-Henner machte sich sofort daran, den Roßstall zu modernisieren, inhaltlich wie baulich. "Es musste viel renoviert werden damals, die Wände, die Bestuhlung, die Küche. Wir mussten die Brandschutzauflagen erfüllen und haben sogar eine Decke neu eingezogen", sagt Henner. Etwa 120 000 Euro sind in den vergangenen Jahren in das Gebäude investiert worden.

Neben der Theaterbühne steht der Verein "Freundeskreis Germeringer Bürger" auf zwei weiteren Säulen. Zum einen der Bühne 2, die ein eigenes Kleinkunstprogramm bietet, bei dem sich immer wieder kleine Perlen entdecken lassen, und den Vereinsaktivitäten: öffentliches Singen, Seniorennachmittage, Vereinsabende, Fremdnutzung. Fördergelder bekommt der Verein kaum. Die Stadt Germering unterstützt nur die Bauerhaltung, der Kulturbetrieb muss ohne Zuschüsse auskommen. "Früher haben wir Geld von der Stadt bekommen, aber seit wir ein kleines Plus machen, wurde das auf Eis gelegt. Aber wir haben ein gutes Verhältnis zur Stadt, und wenn es brennt, kriegen wir auch Unterstützung", sagt Henner.

Eine Sorge allerdings haben die beiden. In zwei Jahren läuft ihre Amtszeit aus, und eigentlich wollen sie den Verein dann in jüngere Hände abgeben. Allerdings sind diese noch nicht in Sicht. "Wir haben zwar mit Cecilia Gagliardi eine Regisseurin, die oft inszeniert, aber ob sie das Theater weitermachen will, weiß ich nicht", sagt Hörmann. Aber nicht nur Theatervorstand und Vereinsleitung brauchen einen Nachfolger, auch die vielen Aufgaben, die Hörmann sonst übernimmt, etwa die Handwerksarbeiten, müssen erledigt werden.

Bevor dieses Problem weiterverfolgt werden kann, steht nun an diesem Wochenende erst einmal die Premiere des nächsten Stücks an. "Ganze Kerle" heißt es und es erzählt die Geschichte einer Gruppe von Paketboten, die mitbekommen, dass die Tochter ihres Chefs, der ein echtes Ekel ist, eine schwere Krankheit hat. Kurzerhand entscheiden die Männer, dem Mädchen zu helfen - mit einer Travestieshow wollen sie Geld verdienen. Allerdings haben sie nicht mit dem gerechnet, was dann passiert. Gespielt wird das Stück von Schülern einer Münchner Schauspielschule.

Premiere "Ganze Kerle", Samstag, 17. Oktober, von 20 Uhr an im Theater im Roßstall. Der Eintritt kostet 14 Euro mit Speisen- und Getränkeservice. Weitere Aufführungen 23., 24. Oktober und den ganzen November über.

© SZ vom 17.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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