Germering:Kampf-Platz

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Die Mehrheit der Stadträte sowie die Stadtplanerinnen möchten das Areal neben der Stadtbibliothek in Germering (rechts) bebauen lassen. (Foto: Johannes Simon)

Die Mehrheit des Germeringer Stadtrats kann sich vorstellen, dass auf dem Areal neben der Stadtbibliothek ein Hotel errichtet wird. Die Grünen wollen dies verhindern

Von Andreas Ostermeier, Germering

In der Diskussion über die Entwicklung der Innenstadt bilden sich in Germering wieder alte Fronten. Zankapfel ist, wie vor Jahren, die Errichtung eines Gebäudes neben der Stadtbibliothek, an der Ecke Landsberger-/Untere Bahnhofstraße. Die Fläche dort, momentan als Marktplatz bezeichnet, soll nach Empfehlung der Stadtplanerinnen bebaut werden. CSU, SPD, FDP und Parteifreie sind dafür, die Grünen wollen eine Bebauung verhindern - zumindest mit einem großen Gebäude. Diese Frontstellung gab es bereits 2008. Damals votierte eine Mehrheit der Germeringer in einem von den Grünen unterstützten Bürgerentscheid gegen die Pläne der Stadtratsmehrheit, an eben dieser Stelle einen Hotelturm zu errichten.

Ein ähnliches Szenario könnte sich wiederholen. Jedenfalls gab es bei der Diskussion über den möglichen Bau eines Hotels an dieser Stelle der Innenstadt eine scharfe Wortmeldung von Grünen-Stadtrat Hadi Roidl. An die CSU-Stadträte gewandt sagte er, sie hätten als Fraktion mit absoluter Mehrheit die Verantwortung dafür, dass es nicht zu einem großen Streit in der Einwohnerschaft komme, und sollten daher Hotelpläne verhindern. In einer Replik verwahrte sich CSU-Stadtrat Hans-Joachim Lutz gegen jede Drohung mit dem Unmut der Bevölkerung.

Entzündet hatten sich die Meinungsverschiedenheiten im Stadtrat an dem Text, mit dem die Stadt Architekten auffordern möchte, Ideen zur Gestaltung der Innenstadt zu vorzulegen. In dem Text ist die Rede von einem möglichen "Stadt- und Tagungshotel" am Therese-Giehse-Platz, das "mindestens" 100 bis 120 Zimmer haben solle. Außerdem soll Platz sein für ein öffentlich zugängliches Restaurant oder ein Café mit Freischankfläche und - möglicherweise - Geschäfte.

Den Grünen ist das zu viel. Roidl sagte, die Kommunalpolitiker dürften das Wohlfühlen in der Stadt "nicht über den Kommerz definieren". Außerdem kritisierte er, dass in dem Wettbewerbstext nur noch von einem Hotel die Rede sei und nicht mehr von anderen möglichen Nutzungen. Fraktionskollegin Agnes Dürr warb dafür, den Bau eines Hotels in der Nähe des Bahnhofs vorzusehen und nicht neben der Stadthalle. Die Fläche dort sei das letzte bedeutende Areal in der Innenstadt, mit dem man deshalb sorgfältig umgehen müsse. Dürr wollte den Wettbewerbstext an zwei Stellen ändern. Sie beantragte, explizit den Hinweis auf ein Hotel in der Nähe des Bahnhofs aufzunehmen. Außerdem wollte sie im Text vermerkt sehen, dass neben der Stadtbibliothek kein Hotel errichtet werden solle, jedenfalls keines mit bis zu 120 Zimmern. Stattdessen wünschte sich Dürr, dass sich die Architekten Gedanken darüber machten, wie die freie Fläche so gestaltet werden könne, dass sie zur Durchlüftung der Stadt und zur Regulierung der Temperatur beitrage.

Mit diesen Vorschlägen blieben die Grünen aber allein. Mehrere Redner aus den anderen Fraktionen widersprachen der Behauptung, der Wettbewerbstext nehme den Bau eines großen Hotels vorweg. SPD-Stadträtin Tinka Rausch warb im Gegensatz zu Dürr für den Bau eines Hotels nahe der Stadthalle. An dieser Stelle sei es "attraktiv" für Gäste. Eben das liege im Interesse der Stadt. Schließlich wolle die die Stadthalle besser auslasten und damit wirtschaftlicher machen, wofür sich eine Zunahme von Tagungen und eine Unterkunft für Tagungsgäste eigne, sagte Rausch. Widerspruch kam auch von Stadtbaumeister Jürgen Thum. Er bezeichnete die Vorschläge von Dürr als Abkehr von dem, was in Workshops und Diskussionen von Einwohnern und Lokalpolitikern in den vergangenen Jahren zur Entwicklung der Innenstadt erarbeitet und beschlossen worden sei. Die Anträge der Grünen wurden mit großer Mehrheit abgelehnt, nur die vier in der Sitzung anwesenden Fraktionsmitglieder der Grünen stimmten dafür. Eine ebenso deutliche Mehrheit stimmte anschließend für den Wettbewerbstext.

Der soll Mitte August bekannt gemacht werden. Bis Anfang Dezember möchte die Stadt die Entwürfe der teilnehmenden Architekten haben, am 14. Januar 2016 soll das Preisgericht tagen und die eingereichten Arbeiten bewerten. Preisrichter aus dem Stadtrat sind Manuela Kreuzmair (CSU), Tinka Rausch (SPD), Hadi Roidl (Grüne) und Franz Hermansdorfer (Parteifreie).

© SZ vom 16.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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