Germering:Jung bleiben mit Bewegung und Unterhaltung

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Kursleiterin Ingrid Lindenmeyer und Awo-Chef Harald Müller schneiden den Geburtstagskuchen an. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Einmal pro Woche trifft sich die Seniorengruppe "Tänze aus aller Welt" in Germering. Nun feiert sie ihr 30-jähriges Bestehen

Von Johanna Kleinert, Germering

Seit 30 Jahren trifft sich die Germeringer Seniorengruppe "Tänze aus aller Welt" einmal pro Woche, um sich zu nationalen wie internationalen Rhythmen zu bewegen. Zeit, Jubiläum zu feiern. Zeit, zurückzublicken.

Ingrid Lindenmeyer leitet den Kurs bereits seit acht Jahren. Mitglied ist sie allerdings schon viel länger. "Aufmerksam geworden auf die Gruppe bin ich vor 20 Jahren durch die Zeitung. Dann bin ich zum nächsten Treffen gegangen, es hat mir gut gefallen, deshalb bin ich geblieben. Als die Vorgängerin ausschied, wollte niemand anderes die Leitung übernehmen, also habe ich das getan. Ich bin aber von Anfang an sehr gut aufgenommen worden", begründete die heute 80-jährige Seniorin ihre Entscheidung, sich damals der Gruppe anzunehmen.

Ein südamerikanisches Lied von Olivia Molina erklingt im Obergeschoss des Mehrgenerationenhauses in der Planegger Straße. Gemächlich bewegen sich zwölf Damen, die zwischen 69 und 86 Jahren alt sind, in dem Saal, den die Arbeiterwohlfahrt als Träger der Seniorengruppe stellt, im Dreivierteltakt. Auch Harald Müller, der derzeitige AWO Vorstand und Helmut Ankenbrand, der dritte Bürgermeister von Germering werden in den Kreistanz einbezogen. Das 100-jährige Bestehen der Arbeiterwohlfahrt verlieh den Festlichkeiten um den 30. Geburtstag der Tanzgruppe einen gebührenden Rahmen.

Mehr als 100 Tänze kann Lindenmeyer inzwischen ansagen. Ihre Devise: "Man kann auf jede erdenkliche Musikrichtung tanzen, ganz egal ob Meditationsklänge oder Hymnen." Deshalb vereint die Leiterin in ihrem Repertoire neben südamerikanischen Musikstücken auch griechische, israelische, deutsche oder rumänische Klänge. Jeder ist willkommen, das betonte Lindenmeyer immer wieder. Doch außer Ankenbrand und Müller, die nur anlässlich der Jubiläumsfeier anwesend sind, sind keine männlichen Tänzer zu sehen. "In den 20 Jahren, in denen ich dabei bin, haben nur drei Männer bei uns getanzt. Das liegt vor allem daran, dass die meisten Damen keine Partner mehr haben. Letztendlich brauchen wir sie auch nicht, aber wenn sie kommen wollen, sind sie natürlich herzlich willkommen", erklärte sie.

Musik ist für die Seniorin essenziell. Als junge Frau schon besuchte Lindenmeyer die Tanzschule, sammelte später Hefte mit CDs, hörte privat viel Musik. Zunächst tanzte sie unter Anleitung, bis sie sich schließlich eigene Choreografien ausdachte. Zahlreiche Weiterbildungen ließen ihr Programm immer weiterwachsen. Musik wirkt für sie wie eine Verjüngungskur, ist ihr Jungbrunnen. "Durch das Tanzen bleibt man jung und fit im Kopf", findet sie. Pro Treffen tanzt die Gruppe etwa zehn verschiedene Tänze, meist in Zweier- oder Viererformationen.

Bei seiner Ansprache betonte Ankenbrand vor allem den gesellschaftlichen Stellenwert von "Tänze aus aller Welt". "Kurse wie der Ihre verbinden Freundschaften. Das macht die Stadt Germering auch aus, dass es so eine Gemeinschaft und so ein lebenswertes Miteinander gibt", befand der dritte Bürgermeister der Stadt. Lindenmeyers Engagement könne dabei exemplarisch für das Germeringer Seniorenleben stehen, betont er. Über 13 oder 14 Rentnerklubs verfüge Germering, gemessen der Größe ist das recht viel, sagte der ehemalige AWO Vorstand Siegfried Kalwa in seiner Rede.

Vereinigungen wie diese beugten der Einsamkeit im Alter entschieden vor, führte Kalwa weiter aus. Denn die Damen, die alle zwischen 69 und 86 Jahre alt sind, treffen sich nicht ausschließlich zum Tanzen. "Geburtstage werden gemeinsam gefeiert und auch jedes "normale" Treffen dauert mindestens eine Stunde länger, weil es so viel zu besprechen gibt", formulierte Ankenbrand.

© SZ vom 17.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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