Germering:Jugendspielplatz mit Graffitis verziert

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Kinder und Jugendliche zeigen, was für Bilder sie mit der Spraydose erschaffen können

Von Marisa Gierlinger, Germering

Minuten vor Beginn der Veranstaltung wird auf dem Jugendspielplatz in Neugermering noch eifrig gewerkelt und nachgebessert. Aus einem gewölbtem grün-blauen Gebilde entsteht dabei langsam ein Schriftzug, den ein Mädchen mit Atemschutzmaske an die Abgrenzung des Bolzplatzes sprüht. Ein feiner Farbnebel zerstäubt an der Wand und wabert in die umliegende Luft. Die meisten Farbdosen, die die Kinder und Jugendlichen für das Projekt verwendet haben, sind auf Acrylbasis und damit eigentlich unbedenklich - "lecker ist es trotzdem nicht, das einzuatmen", sagt das Mädchen hinter der Maske.

Die Aktion zur Gestaltung des Jugendspielplatzes mittels Graffiti hat die Stadt im Zusammenhang mit der Jugendbegegnungsstätte 2, dem Jola Kre-Artiv Freiraum und der Münchner Breakdance-Schule Step-2-diz angeboten. Bei der örtlichen Jugend ist sie auf großen Zuspruch gestoßen: Etwa zwanzig Teilnehmer im Alter zwischen neun und 17 Jahren haben sich zusammengetan, um dem Spielplatz beim Bahnhof Harthaus einen neuen Anstrich zu verleihen - "mehr Mädchen als Jungs", wie Claudia Sigl vom Jola hinzufügt. Drei Termine hatten während der vergangenen zwei Wochen dafür zur Verfügung gestanden, ebenso wie Spraydosen und andere Materialien. Kurz vor Beginn gibt es Aufruhr. "Wir haben ein Problem", sagt einer der Organisatoren. "Die Sicherung vom Wertstoffhof ist gefallen." Ohne Strom kein Mikrofon, keine Musik, kein Breakdance und keine Rap-Performance. Jetzt heißt es handeln. Claudia Sigl macht sich mit gezücktem Handy auf den Weg.

Die Jugendlichen bekommen von alledem nichts mit. Ein Junge steht auf dem Fußballtor und sprüht auf den oberen Rand der Abgrenzung den Schriftzug "Harthaus", während aus einer Lautsprecherbox unten im Gras Hip-Hop-Musik tönt. Die Kunststoffwand, die den Bolzplatz begrenzt, wird nun von einem bunten Mosaik aus unterschiedlichen Motiven gefüllt. Darunter verschiedene 3 D-Schriftzüge, ein Milkshake mit Gesicht, aber auch viele bekannte Charaktere wie Spiderman oder Kermit, der Frosch. Pia Schwarz, Alena Seeholzer und Emilia Beyreuther gehen gemeinsam zur Schule und haben zusammen bei dem Projekt mitgemacht. Gleich neben einem der beiden Tore findet sich ein Kompass in Regenbogenfarben, den Emilia gemalt hat. "Der steht für Freiheit und Abenteuerlust", erklärt die 13-Jährige. Von ihrer Freundin Alena stammt ein pink-violettes Paar Engelsflügel, zwischen das man sich stellen und fotografieren lassen kann. "Follow your dreams" steht in gleichfarbigen Lettern darunter.

Vor dem Fußballtor ist die Musikanlage mittlerweile fertig aufgebaut, auch die Probleme mit dem Strom konnten mit einer kleinen Verzögerung behoben werden - es lag an der Kabeltrommel. Etwas außer Atem ist auch Claudia Sigl wieder rechtzeitig da, um in einer kleinen Rede das Engagement und die Kreativität der Kinder zu loben. Sie würde sich in Zukunft über mehr solcher Projekte freuen, "um Germering noch ein bisschen bunter zu gestalten."

Neben Graffiti und Breakdance gehört auch Rap zu der Art von urbaner "Street Culture", die hier zelebriert werden soll. Das Nachmittagsprogramm hält daher unter anderem noch eine Performance des Freestyle-Rappers Perquist bereit. Doch davor kommt noch der große Auftritt der Breakdancer Daniel Thalmaier und Tobias Dupp. Die beiden 14 und zwölf Jahre alten Buben kennen sich durch die Breakdance-Schule Step-2-diz und haben schon bei mehreren Veranstaltungen gemeinsam getanzt. Sie rollen eine Tanzfläche im Schachbrettmuster über dem Platz aus und beginnen ihre Performance. Bei lateinamerikanischen Rhythmen verrenken sie ihre Körper und lassen die Gliedmaßen durch die Luft wirbeln. Der Tanzstil erfordert einiges an Akrobatik und Körperspannung. Bis zu fünfmal die Woche müssen sie dafür trainieren, sagt Daniel später.

Für kleinere Besucher sind neben dem Sportplatz mehrere Stationen aufgebaut, an denen man Buttons in Graffiti-Optik basteln oder sich schminken lassen kann. Einige der anwesenden Eltern flüchten sich für ein paar Minuten hierher in den Schatten. Schließlich kommt auch noch Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas zu Wort. "Wahrscheinlich sollte der Bürgermeister zu so einem Anlass gar nichts sagen", hält sich dieser jedoch kurz. Ganz nehmen lässt er es sich dann aber nicht, den Künstlern und beteiligten Organisatoren seine Anerkennung auszusprechen.

© SZ vom 24.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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