Germering:In der Spur eines Liedes

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Das Klassik-Ensemble "Trio Tricolor" schlägt das Publikum in der Germeringer Stadthalle in seinen Bann. (Foto: Günther Reger)

Das "Trio Tricolor" überzeugt mit Horn, Violine und Klavier im Orlandosaal der Stadthalle Germering. Beim Auftritt zeigt sich, dass der Name des Ensembles mehr ist als nur Spielerei

Von Klaus Mohr, Germering

"Trio Tricolor" ist ein treffender Name für ein Ensemble, dessen Mitglieder Instrumente spielen, bei denen die Tonerzeugung auf ganz verschiedene Weise geschieht. Korbinian Altenberger (Violine), Christoph Eß (Horn) und Boris Kusnezow (Klavier) bilden das Trio Tricolor und gastierten am Freitag bei der Klassik-Reihe Germering im Orlandosaal der Stadthalle. Unter "Tricolore" versteht man eine dreifarbige Flagge mit drei gleich breiten Streifen. Setzt man die Farben stellvertretend für die Klangfarben der Instrumente, so beschreiben die Streifen das Balanceverhältnis zwischen ihnen: Dieser Punkt war eine große Stärke des Trios, denn insgesamt kam jedem Instrument exakt der klangliche Anteil zu, der ihm vom jeweiligen Komponisten zugedacht war. Auf dem Programm standen Werke der Romantik von Robert Schumann und Johannes Brahms.

Adagio und Allegro in As-Dur op. 70 für Horn und Klavier von Robert Schumann eröffneten den Abend. Organisch fließend nahmen die beiden Musiker das Adagio, wobei sich wunderbare Dialoge zwischen den Partnern ergaben. Der noble Klavierklang fand seine Entsprechung im warmen und doch klaren Hornton. In der gleichen Spur folgte das Allegro, wobei das Spiel ganz unaufgeregt geriet, was die liedhaften Strukturen besonders plastisch hervortreten ließ. Insofern wirkte auch die Leidenschaftlichkeit in der Gestaltung als gut beherrschte Ausdrucksnuance, aber nie aufgesetzt oder überzogen, sondern stets von der Faktur des Werkes ausgehend.

Brahms' Sonate für Violine und Klavier in G-Dur op. 78 erklang als nächstes im Programm. Der Geiger realisierte den liedhaften Gestus des Kopfsatzes (Vivace ma non troppo) mit singendem Ton. Die Kantabilität übernahm auch der Pianist durch die Klarheit seines Anschlags, wobei die enge Verzahnung der beiden Parte dadurch noch stärker hörbar wurde. Im Adagio tasteten sich die Musiker vorsichtig in die Musik hinein und nahmen dabei ihr Publikum so geschickt mit, dass eine ganz fesselnde Stimmung den Saal beherrschte.

Im Trio für Horn, Violine und Klavier in Es-Dur op. 40, ebenfalls von Brahms nach der Pause, entschieden sich die Musiker im Eingangssatz (Poco più animato) für einen oftmals ganz schwärmerischen Ton, den sie zwischen den Instrumenten balancierten. Dazu trug auch bei, dass das Klavier nie laut oder gar hart im Klang war und dass die Zunahme an Lautstärke insbesondere durch eine Steigerung der Intensität des Klangs umgesetzt wurde. Dem schmetternden Ton des Horns entsprang die Vitalität des Scherzo, wogegen der harfenartige Beginn des Adagio-Satzes im Klavier Ruhe und Tiefe der Empfindung vermittelte. Die Lebendigkeit des Allegro-Finalsatzes schließlich war der eindrucksvollen Gegenüberstellung von gebundenen und gestoßenen Tönen in allen drei Instrumenten zuzuschreiben.

Mit der Verleihung des Kulturförderpreises verband die Stadt Germering im Jahr 1999 die Hoffnung, dass sich aus dem Schüler des Max-Born-Gymnasiums Korbinian Altenberger ein erfolgreicher Geiger entwickeln würde. Dieser Wunsch hat sich in jeder Hinsicht erfüllt, ist der Musiker doch inzwischen Konzertmeister der zweiten Violinen im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und höchst sensibler Kammermusikpartner. Als Zugabe nach dem lang anhaltenden Applaus des Publikums gab es zum Schluss aus der raren Literatur für die Triobesetzung eines der "Quatre petites pièces pour piano, violon et cor" von Charles Koechlin, mit dem der wunderbare Gesamteindruck des Konzerts sehr schön abgerundet wurde.

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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