Germeringer Paket-Zustellzentrum:Gummipuffer statt Menschenhand

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3800 Sendungen kann die Anlage pro Stunde verarbeiten. Über 74 Rutschen kommen die Pakete direkt zu den Zustellfahrzeugen. (Foto: Johannes Simon)

In Germering betreibt DHL eine mechanisierte Zustellbasis. Mitarbeiter werden dort nur noch wenige gebraucht

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Wie von Geisterhand gesteuert, fallen die Pakete in die vielen Rutschen, an denen die DHL-Zusteller parken, um sie dann in ihre Laster zu packen. Natürlich ist kein Technikgeist im Spiel, sondern ein "Sorter", der die Barcodes auf den täglich 8000 Paketen liest und sie dann den 74 Rutschen in der riesigen Halle im Germeringer Gewerbegebiet-Nord zuordnet. Computergesteuerte schwarze Gummipuffer stoßen die Pakete in die richtige Rutsche. Die sogenannte mechanisierte Zustellbasis, kurz MechZB, ist bereits seit April dieses Jahres in Betrieb, am Montag wurde sie der Öffentlichkeit vorgestellt.

Lediglich fünf Mitarbeiter werden morgens um fünf Uhr benötigt, wenn der erste von sieben Paket-Lkws von Augsburg zum Ausladen ankommt. Drei Mitarbeiter laden aus und zwei Maschinenführer überwachen die Sortieranlage am Computer, die sich auf etwa 75 Meter in der Halle erstreckt. Deren Fehlerquote ist minimal. Nur 25 von 9000 Paketen landen in der Overflow-Rutsche, weil sie nicht zuzuordnen sind. Insgesamt kann die Anlage 3800 Sendungen pro Stunde bearbeiten, so dass das Sortieren um kurz nach neun Uhr morgens beendet ist. 72 Laster fahren in zwei Wellen vor, um die Pakete einzuladen und zum Kunden zu bringen. Bis zu 85 Mitarbeiter, die meisten als Zusteller, beschäftigt DHL nach eigenen Angaben in Germering. Viele sind schon länger dabei und genießen noch die bessere Bezahlung der Post, neue Mitarbeiter werden von der DHL Billigfirma Delivery für die gleiche Arbeit wesentlich schlechter bezahlt.

Erwin Nier von der Münchner Pressestelle der Post taxierte die Kosten für die Anlage auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Das Paketkonzept der Deutschen Post sieht vor, insgesamt 750 Millionen Euro in solche modernen Verteilanlagen zu investieren. Bisher sind 76 Zustellbasen wie in Germering im Bundesgebiet in Betrieb, am Jahresende sollen es 90 sein. "Das Ziel für den Marktführer DHL ist es weiter zu wachsen in einem boomenden Markt", so Nier. Deutschlandweit werden von DHL etwa 3,5 Millionen Pakete täglich ausgeliefert. Von Germering aus werden die Pakete nicht nur im Ort, sondern auch nach Eichenau und Puchheim zum Kunden gebracht. In Starnberg werden Feldafing, Gauting, Krailling, Stockdorf, Pöcking und Starnberg bedient, im Landkreis München Gräfelfing und Planegg. 8000 Pakete sind das Normalgeschäft der Zusteller, vor Weihnachten verdoppelt sich die Anzahl.

"Muss alles e-Commerce sein?", fragte Oberbürgermeister Andreas Haas bei seinem Grußwort kritisch in die Runde. "Wie schauen dann demnächst unsere Innenstädte aus?" Richard Hirschberger, der Post-Niederlassungsleiter Rosenheim-Kolbermoor, zu dem auch die Zustellbasis Germering gehört, konnte nur antworten, dass dies der Markt entscheide. Der fordert demnächst offenbar flächendeckend eine Zustellung von Bestellungen am gleichen Tag. Dann wird es Abendzustellungen geben. Das bedeutet, dass der Kunde bis 12 Uhr mittags eine Bestellung aufgeben kann, die am gleichen Abend zwischen 18 und 22 Uhr zugestellt wird. "Viele Kunden nutzen das, um Lebensmittel zu bestellen", berichtete Pressesprecher Nier von seinen Erfahrungen mit der Zustellbasis in Neuaubing.

© SZ vom 29.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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