Germering:Gratwanderung

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Rick Kavanian gibt in Germering viel Privates preis - teils zu viel

Von Karl-Willhelm Götte, Germering

Wer erinnert sich nicht an "Dimitri", den Griechen mit dem Esel aus dem Erfolgsfilm "Der Schuh des Manitu". Dimitri, der das Verdrehen von zusammengesetzten Substantiven ("Schwanzfuchs") zum Kult machte. Doch für Rick Kavanian gibt es da immer noch etwas zu klären. "Ich bin kein Grieche", ruft er in der vollbesetzten Germeringer Stadthalle den ahnungslosen Besuchern zu, als er den Abend mit einem Dialog mit seiner Lieblingsfigur Dimitri einleitet. Natürlich könnte Richard Horatio ("Rick") Kavanian rein äußerlich prima als Grieche durchgehen, aber er ist Münchner armenischer Herkunft. Nach der "Bullyparade" im Fernsehen und den Durchbruch mit der Winnetou-Persiflage begann Kavanian 2006 seine Solokarriere.

Jetzt ist er 44 Jahre alt und steht immer noch da in Turnschuhen, Jeans und einem rot-orangenen T-Shirt. In der Stadthalle Germering ist er vom kleinen in den großen Saal aufgerückt. Der Stand-up-Comedian läuft auf der Bühne hin und her und lässt seine Geschichten auf das Publikum niederprasseln. Sein nunmehr viertes Programm heißt "Offroad" und wieder ist Kavanian ein grandioser Geschichtenerzähler. Die Geschichten, viele davon sicherlich fiktiv, spielen am Dresdner International Airport, im Baumarkt, im Blumenladen oder auf Safari in Botswana. Sie handeln zumeist von ihm selbst und seinen Begegnungen mit Menschen und Tieren im Safaricamp, mit den türkischen Freunden Erol und Öslan oder Mitgliedern seiner großen Familie. Kavanian gibt dabei sehr viel Privates von sich preis - manches Mal zu viel davon, etwa in seinen Ezählungen vom Nasenbluten, Kotzen auf einem Schiff oder Onanie in der Pubertät.

Außer Frage jedoch steht, dass der Münchner ein begnadeter Stimmenimitator ist. Das ist sein Markenzeichen und das erwartet auch sein auffallend junges Publikum von ihm. Bis zu 28 Menschen gibt er an diesem Abend seine Stimme und lässt sie im virtuosen Wechsel miteinander reden. Dazu liefert er jeweils den passenden Dialekt und die Mimik. Genau das bringt auch die Besucher zum Lachen. Besonders gelungen und amüsant ist die Imitation seines schwäbischen Augenoperateurs, bei dem er sich seine Kurzsichtigkeit weglasern lässt. Szenenapplaus gibt es auch für das verquere, kaum verständliche Deutsch von Pep Guardiola. Kavanian, der auch dem Zebra Marty im mehrteiligen Film Madagascar die Stimme gab, ahmt auch Urwaldgeräusche mit diversen Tierlauten frappierend ähnlich nach. Tiere kommen gut weg bei ihm. Die Frauen in seinem Leben, ob Mutter, Oma, die Tante mit dem bösen Blick oder die eigene Frau nicht so sehr.

© SZ vom 17.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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