Germering:Geschick und Würfelglück

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Spaß am Spiel: Joseph Weigand hat die Brettspiele ausgesucht, die in der Stadtbibliothek Germering präsentiert werden. (Foto: Johannes Simon)

Die Stadtbibliothek stellt neue Brettspiele vor

Von Katharina Proksch, Germering

Die Menge der jährlich erscheinenden Brettspiele ist groß und unübersichtlich. In bunt illustrierten Kartons mit fantasievollen Titeln kommen sie daher und geben doch vom Spielinhalt wenig preis. Es lässt sich gerade noch erahnen, ob das Spiel für Kinder geeignet, mystisch, unterhaltsam, kriegerisch oder strategisch ist. Mithilfe der Altersangeben lässt sich grob die Zielgruppe eingrenzen, aber ob sich der Preis lohnt, erkennt man erst am Spieltisch. Um Licht ins Dunkel zu bringen, spielt sich einmal im Jahr eine Jury aus Fachjournalisten durch eine riesengroße Spieleauswahl und präsentiert eine überschaubare Auslese an lohnenswerten Spieltiteln, "die eine möglichst große Vielfalt an verschiedenartigen Spielsystemen" darstellt, sagt Tom Felber vom Verein "Spiel des Jahres". In den Kategorien "Spiel des Jahres", "Kinderspiel des Jahres" und "Kennerspiel des Jahres" werden jeweils ein Preis verliehen und weitere Empfehlungen gegeben.

Daran angelehnt präsentiert die Germeringer Stadtbibliothek die Preisträger und ausgesuchte Nominierungen in einer Ausstellung, kuratiert vom 64 Jahre alten Spiele-Experten Joseph Weigand aus Germering. Die kostenlose Schau gibt einen Überblick über sämtliche Empfehlungen und stellt die preisgekrönten Spiele und einige nominierte Brettspiele aus, mit sämtlichen Utensilien aufgebaut. Das prämierte Kinderspiel "Icecool" sei ein hübsches Geschicklichkeitsspiel, urteilt Weigand. Zwar scheint die pädagogische Botschaft fragwürdig, denn die jungen Spieler schlüpfen in die Rollen schulschwänzender Pinguine, aber bei Spielen sei das in Ordnung, denn "das sind ganz andere Welten", sagt Weigand.

"Kingdomino", das Spiel des Jahres, verwandelt die Mitspieler in Herrscher eines Königreichs, die ihre Ländereien erweitern müssen. Die Landschaftsplättchen müssen wie beim Domino passend aneinandergelegt werden und ergeben entsprechende Punkte. "In diesem Familienspiel finden alle zusammen, und der Spieleklassiker Domino vereint sich mit einfacher Multiplikation." Eher untypisch ist nach Aussage von Weigand das "Kennerspiel des Jahres". Meist wird dafür ein Spielsystem ausgezeichnet. Aber "Exit" sei weniger strategisch, vielmehr ein Rätselspiel, sagt Weigand. Das Reihen-Spiel lehnt sich an die Idee der Escape Rooms an und fordert das Team heraus, Rätsel zu lösen und aus dem verschlossenen Raum auszubrechen.

Dass sich der Mathematiker Weigand im Brettspiel-Dschungel zurechtfindet, liegt an seinem langjährigen Spieltrieb. Angefangen habe alles mit "Mensch ärgere dich nicht", Monopoly und Schach. Weigand ist Mitglied bei den "Spuiratz'n München" und hortet mehr als 3500 Brettspiele zu Hause. Im Vergleich dazu ist die Auswahl in der Stadtbibliothek Germering mit 694 Brettspielen recht übersichtlich, aber mit den Spielen des Jahres kommen wieder ein paar neue dazu. Über die Jahre seien aus den Spielklassikern viel komplexere Spiele geworden. Das gilt laut Weigand sowohl inhaltlich als auch gestalterisch: "Die niedrigeren Produktionskosten ermöglichen eine viel detailreicher und liebevoller illustrierte Gestaltung der Spiele." Weigand ist sich sicher, dass "jeder sein Spiel finden kann. Ein gutes Spiel muss man mit Talent beeinflussen können, aber ein Glückselement sollte auch dabei sein".

Für einen gelungenen Spieleabend könne er nur empfehlen, niemals das Regelwerk vorzulesen, denn das langweile nur. Mindestens einer der Mitspieler müsse aber vorbereitet sein und das Spiel kennen. Er sollte auch grob die Story erklären und während der ersten Spielrunden bei den Zügen helfen können. Nur durch bloßes Spielen könne man auch Spielmuffel überzeugen.

Die Spiele des Jahres 2017, Stadtbibliothek Germering, bis Donnerstag, 30. November, zu den Öffnungszeiten.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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