Germering:Germeringer Schatzjäger

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Förderverein Stadtmuseum blickt auf erfolgreiches Jahr zurück

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Marcus Guckenbiehl ist eine Art Tausendsassa. Wo es für den Germeringer Stadtarchäologen etwas zu graben gibt, hat er die Schaufel sofort zur Hand, um nach archäologischen Funden zu suchen. 2015 war sicherlich ein erfolgreiches Jahr. An der Ecke Steinbergstraße/Obere Bahnhofstraße wurden die Straße und die Wasserleitungen saniert. Als die Straße aufgerissen wurde, kam ein Gräberfeld mit 19 Gräbern aus dem siebten und achten Jahrhundert zum Vorschein, erzählt Guckenbiehl bei der Mitgliederversammlung des Fördervereins Stadtmuseum. Gefunden wurden bei den Knochenüberresten einer Frau zwei Ohranhänger aus Amethyst in Gold gefasst. Der Fund ist ein wahrer Schatz. In dem Gräberfeld wurde sonst nichts Vergleichbares entdeckt. Guckenbiehl geht davon aus, dass andere Grabbeigaben im Laufe der Jahrhunderte von Grabräubern gestohlen wurden.

"Nur zwei der 19 Gräber waren nicht beraubt", teilte Marcus Guckenbiehl den 30 Besuchern der Mitgliederversammlung mit. Bis heute haben in der Stadt 160 archäologische Grabungen stattgefunden; im vergangenen Jahr waren es 19. "Interessante Überraschungen können noch kommen", meinte Guckenbiehl. Der Amethyst war einer der spektakuläreren Funde. Bei einer anderen Ausgrabung im Gewerbegebiet-Nord entdeckte der Germeringer Archäologe Hofstellen unter der Erde. Es fanden sich Hütten und Brunnen mit hölzernen Brunnenkästen, die er auf das Ende des sechsten oder den Beginn des siebten Jahrhunderts datierte. Bei den Erdarbeiten am Kleinen Stachus stieß Guckenbiehl in einer Grube direkt vor der Sparkasse auf Gefäßteile aus der Eisenzeit, aber auch aus der frühen Bronzezeit. "Da fand sich eine Mischung aus einer Zeitspanne von 1500 Jahren", erzählt der Archäologe.

Die neuesten Funde werden demnächst in einer kleinen Sonderausstellung im Zeit-Raum-Museum am Rathaus gezeigt. Der Förderverein kümmert sich mit beachtlichem ehrenamtlichem Aufwand darum, es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So konnte auch die Sonntagsöffnung mit freiwilligem Personal sichergestellt werden. Besonders stolz ist der Fördervereinsvorsitzende Günter Zeidler darauf, dass kürzlich die zwei archäologisch-historischen Rundwege mit den entsprechenden Informationstafeln verwirklicht werden konnten. Die Rundwege von sechs und 14 Kilometern können mit dem Fahrrad gemütlich abgefahren werden. Der kurze Weg führt vor allem durch Neugermering bis zum Dorfzentrum des alten Germering an der Mariensäule. Der längere Rundweg zieht sich entlang des Burgstalls am Parsberg bis zur Marienkapelle nach Nebel und zurück zu den Ausgrabungsstätten an der Oberfeld- und Steinbergstraße.

An der Erstellung der Tafeln war auch das Landesamt für Denkmalpflege in Regensburg beteiligt. Sabine Mayer, Mitarbeiterin des Landesamtes, war extra aus Regensburg angereist, um bei der Mitgliederversammlung ihren Arbeitsschwerpunkt "Archäologie und Ehrenamt" vorzustellen. Mayer unterstützt ehrenamtlich geführte Vereine bei der Beantragung von Projektgeldern, berät und bietet Schulungen an. 200 Projekte sind in den vergangenen Jahren gefördert worden, berichtete Mayer. Vier davon seit 2010 auch in Germering. Zuletzt hat das Landesamt die Tafeln für den Rundweg gefördert.

Mayer war sehr angetan von der Arbeit, die in Germering geleistet wird. "Besonders ist die Vermarktung hier großartig", lobte Mayer. Damit meinte sie vor allem, dass der Verein die Funde der Öffentlichkeit durch das Museum zugänglich macht. Mayer ist ganz sicher: "Da ist Germering in Bayern ganz vorne dabei." Die nächste Gelegenheit für die Germeringer Bürger, ihr Museum zu besuchen, ist am Sonntag, 22. Mai. Das ist der Internationale Museumstag, an dem das Museum schon um 10 Uhr geöffnet hat und an dem regelmäßig Führungen stattfinden. An diesem Sonntag ist der Eintritt frei. Am 19. Juni werden die Funde aus der Steinbergstraße, darunter der Amethyst aus dem frühen Mittelalter, ausgestellt.

© SZ vom 18.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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