Germering:Germeringer Hallenbad wird erweitert

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Stadträte verständigen sich auf neuen Ort für Lehrschwimmbecken und verwerfen den Bau eines Kombibades

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die jahrzehntelangen Diskussionen über mögliche neue Standorte für die Germeringer Bäder sind zu Ende. Hallenbad und Freibad bleiben an ihren Orten und sollen dort weiterentwickelt werden. Das hat der Werkausschuss des Stadtrates einstimmig beschlossen. Das Lehrschwimmbecken in der Wittelsbacherstraße, das im Rahmen der Sanierung der Mittelschule aufgegeben wird, soll an das bestehende Hallenbad angebaut werden. Ob dann auf dem Gelände des Hallenbades noch ein Mutter-Kind-Becken entsteht oder eine Sauna gebaut wird, hängt vor allem von der Kassenlage der Stadt ab.

Diese hatte die Neurieder Beratungsfirma GMF beauftragt, die Wirtschaftlichkeit und Zukunftsfähigkeit der beiden Bäder zu analysieren und Handlungsoptionen aufzuzeigen. GMF-Vertriebsleiter Thomas Meier machte der Stadt und den Mitarbeitern der beiden Bäder Komplimente: "Ich habe in 18 Jahren viele Bäder gesehen, aber ihr Hallenbad und Freibad gehören zu den Top Drei der am besten erhaltenen Bäder", sagte er und legte nach: "Sie sind scheckheftgepflegt." Das Lob löste im Ausschuss Freude aus, nur Stadtwerke-Chef Roland Schmid ließ sich nichts anmerken.

Dennoch bleibt bei den Bädern einiges zu tun. Erst einmal gilt es, das Fortbestehen des Lehrschwimmbeckens mit jährlich 19 000 Besuchern zu sichern. Darüber herrschte im Werkausschuss Konsens. Die Fertigstellung des neuen Lehrschwimmbeckens am Hallenbad muss, um einen möglichst nahtlosen Übergang zu ermöglichen, bis zum Jahr 2018 erfolgen. "Da besteht Zeitnot", mahnte Werkreferent Christian Ganslmeier (CSU) zur Eile.

Weitere Planungen und Entscheidungen sollten später erfolgen. Die Beratungsfirma hatte empfohlen, die bestehenden Bäder an ihren Standorten zu erhalten und Hallenbad und Freibad "bedarfsgerecht weiterzuentwickeln". Die Kosten des Neubaus eines "Kombibades" mit Freibad und Hallenbad auf der Fläche des Freibades schätzte die Firma auf 15 bis 30 Millionen Euro. Der jährliche Zuschussbedarf der Stadt für den Unterhalt wäre mit 800 000 bis 1,2 Millionen Euro ähnlich hoch, wie bei den heutigen beiden getrennten Bädern, errechnete die Beratungsfirma, die diese Alternative als "wenig sinnvoll" erachtete.

90 Prozent aller kommunalen Bäder in Deutschland sind defizitär. Meier verdeutlichte das sehr anschaulich. Seinen Worten nach betragen die Kosten für einen Badegast zehn bis 15 Euro, die Eintrittspreise liegen dagegen im Bundesdurchschnitt bei etwa vier Euro. Das Germeringer Hallenbad sieht Meier mit 100 000 Badegästen pro Jahr "optimal ausgelastet". Das Freibad könnte jedoch mehr Gäste als die - je nach Sommerwetter - etwa 100 000 Besucher vertragen. Meier beeindruckten die vier großen "gut ausgestatteten" Wasserflächen im Freibad, die zusammen über 3000 Quadratmeter ausmachten. Im Durchschnitt hätten deutsche Freibäder nur 1800 Quadratmeter Wasserfläche zur Verfügung, sagte er und ist sich deswegen sicher: "Bei der Germeringer Wasserfläche wären woanders 200 000 Besucher möglich."

Im Freibad sieht die Beratungsfirma vor allem Sanierungsbedarf im Sanitär- und Umkleidebereich. Auch die Schwimmbecken müssten mittelfristig erneuert werden. Dafür veranschlagte Meier vier bis sieben Millionen Euro. Zudem seien das Kleinkinderbecken und die Wärmehalle nicht mehr zeitgemäß. Um das Hallenbad attraktiver zu machen, schlug Meier vor, einen Mutter-Kind-Bereich zu schaffen. Auch für eine Sauna, die im Hallenbad einst geschlossen wurde, gebe es genügend Nachfrage. "Über eine Sauna sollten wir nachdenken", befürwortete Stadträtin Eike Höppner (SPD) diesen Vorschlag. Sie ließ im Beschluss des Ausschusses verankern, dass "auf der Basis der bestehenden Standorte" Hallenbad und Freibad bedarfsgerecht erweitert und die Standortdebatte ad acta gelegt werden.

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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