Germering:Ganz schön groß geworden

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Vor 25 Jahren wurde Germering zur Stadt erhoben. Eine Fotoausstellung im Rathaus dokumentiert auf eindrucksvolle Weise, wie sich das Gesicht der kommune im Lauf der Zeit verändert hat

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Frappierend ist es, zu sehen, dass Germering einst ein winziges Dorf gewesen ist. Die Fotoausstellung "Germering im Wandel der Zeit" mit dem Untertitel "Vom Dorf zur Großen Kreisstadt" im Rathaus - pünktlich zum Jubiläum der Stadterhebung am 12. April 1991 eröffnet - stellt die Entwicklung Germerings auf eindrucksvolle Weise dar. Eine Luftaufnahme von 1935 zeigt etwa, dass sich Germering damals auf Siedlungen in der Dorfstraße und Augsburger Straße, beginnend mit dem "Mayerwirt", beschränkte. Vorne rechts im Bild ist der vor 80 Jahren noch sehr überschaubare Friedhof Sankt Martin mit der alten Dorfkirche zu erkennen. Die Aufnahme ist ein ganz besonderes Geschenk zum 25.

Zum Jubiläumsjahr dokumentiert die Fotoausstellung die Kommune Germering im Wandel der Zeit. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Jahrestag der Stadterhebung Germerings. Es genauer zu betrachten, lohnt sich. Renate und Dieter Müller, die Initiatoren der Ausstellung des Fototreffs Germering, haben im Foyer und im Treppenhaus des Rathauses an vielen markanten Punkten Alt und Neu nebeneinander gestellt. Verschiedene Bilder zeigen etwa, dass die Dorfstraße 1935 noch ungeteert und unbefestigt war. Vor dem "Mayerwirt" stand auf einer Aufnahme von 1939 noch der Maibaum, der später an die Ecke Dorfstraße/Augsburger Straße zum Kirmair-Hof gewandert ist. Doch auch das einstige Unterpfaffenhofen war nur spärlich besiedelt. Ein Foto von 1942 zeigt den Kleinen Stachus an der Ecke Untere Bahnhofstraße als völlig ausgestorbenen Kreisel. Keinerlei Verkehr ist darauf zu erkennen. Zwei Häuser sind auszumachen, dahinter freies Feld. Dass es sich bei dem Gezeigten um den soeben umgebauten Germeringer Verkehrsmittelpunkt handelt, ist höchstens zu erahnen, selbst wenn daneben eine aktuelle Aufnahme hängt. Eine Rarität ist auch das Foto vor der Dorfkirche Sankt Jakob, das Soldaten bei einer "Heldenehrung", so die Beschriftung, im Jahre 1940 zeigt.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Auf den Fotowänden gibt es noch nie gezeigte Bilder zu sehen.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Oberbürgermeister Andreas Haas (links) und das Ehepaar Renate und Dieter Müller bei der Eröffnung der Ausstellung im Rathausfoyer.

"Wir haben zwei Jahre lang an dieser Ausstellung gearbeitet", erzählt Renate Müller. Zu recherchieren, Fotos zu sortieren, passend anzuordnen und selbst Aufnahmen zu machen, benötigt nicht nur Zeit, sondern zeugt auch von der besonderen Leidenschaft für Germering. Die Müllers sind für diese Ausstellung auch die richtigen Autoren, leben sie doch schon seit 1972 in Germering. Den Bauboom ab 1966 besonders in Neugermering haben sie zwar knapp verpasst, aber das keineswegs konfliktfreie Zusammenlegen der rivalisierenden Ortsteile Unterpfaffenhofen und Germering bei der Gebietsreform 1978 haben sie hautnah miterlebt. Unter den Fotos von Mitgliedern des Fototreffs, sind aber auch die historischen Schwarz-Weiß-Fotos aus der Sammlung des Germeringers Werner Eißfeldt zu sehen. Auch die Germeringer Chronistin Irmgard Köhler-Langewiesche hat seltene Aufnahmen beigesteuert.

So sind 34 Themen-Tafeln zu bestaunen. Darauf zu sehen ist etwa die Entstehung des Stadthallenkomplexes auf dem ehemaligen Stör-Gelände. Historische Aufnahmen der Bahnhöfe Unterpfaffenhofen und Harthaus zeigen, dass die Unterführungen dort erst aus neuerer Zeit stammen. Viele Jahre lang mussten die Bewohner zuvor vor Bahnschranken warten. Mit dem "Wifo-Tanklager" (1936) kamen die dort Beschäftigten nach Unterpfaffenhofen. Es entstanden in der Friedenstraße "Beamtenhäuser" und in der Finkenstraße "Arbeiterhäuser" mit eigenem Kartoffelacker. Fotos vom Bau des Freibades 1977, dem Seeaushub am Germeringer See 1971 und von der Erweiterung des Sees 1977 auf die jetzige Größe sind ein Schatz. "Es werden Dinge gezeigt, die noch nie gezeigt wurden", sagt Renate Müller mit berechtigtem Stolz. Im Treppenhaus geht es weiter. Die digitalen großformatige Kompositionen und Fotomontagen Germeringer Orte und Szenerien, darunter eine eindrucksvolle verfremdete Panoramaaufnahme von der Hochbebauung, der Skyline am Birnbaumsteig von Traudl Ruhoff, sollten die Besucher unbedingt betrachten. Die Ausstellung ist noch bis 3. Juni zu sehen.

© SZ vom 13.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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