Germering:Falsche Beamte und Bettler

Lesezeit: 2 min

Die Germeringer Polizei gibt Tipps, wie sich Senioren schützen können

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die Betroffenen nahmen die Mitteilung ohne sichtbare Aufregung hin. Sie hatten sie offenbar nicht anders erwartet. "Die Hauptzielgruppe von Trickbetrügern sind alleinstehende Frauen über 80 Jahre", sagte Andreas Ruch, der stellvertretende Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Germering. "Je älter desto besser", sei die Maxime der Diebe und Betrüger, weil dabei am wenigsten Gegenwehr zu erwarten sei. Ruch war zusammen mit dem Sicherheitsberater Wolfgang Erhardt und Klaus Frank, der über die Hilfsorganisation "Weißer Ring" informierte, vom Germeringer Senioren- und Behindertenbeirat zum Thema Trickbetrüger und Taschendiebe eingeladen worden.

Als hätten sie die Statistik so erahnt, waren die älteren Seniorinnen dann auch unter den 40 Besuchern der Veranstaltung in der Mehrheit. Sie nickten häufig, weil sie die Tricks der Gauner offenbar schon kannten. Doch eine Information von Erhardt war nicht nur für sie neu: "Schreien sie 'Feuer' nie 'Hilfe', wenn sie an der Wohnungstür bedrängt werden." 'Denn Feuer würde alle betreffen und die Mitbewohner würden so besser alarmiert. "Lassen sie niemand in die Wohnung", warnte Polizist Ruch die Anwesenden grundsätzlich. Er nannte abschreckende Beispiele, "wie die Hilfsbereitschaft gnadenlos ausgenutzt wird." Ruch erwähnte "Wohnungsbettler", bei denen im Nachgang Einbrecher kämen. Solche waren unlängst in Stockdorf unterwegs. Oder wenn junge Frauen an der Tür vorgeben, sie seien schwanger und benötigten ein Glas Wasser, sei Vorsicht geboten. Im Schlepptau dieser Frauen würden sich zeitgleich Diebe in die Wohnung einschleichen und stehlen.

Auch vor Scherenschleifer an der Haustür warnte Ruch. Hier gehe es wie bei den Bettlern vor allem ums Ausspähen der Wohnung für einen nachfolgenden Diebstahl. Angebliche Teppichreiniger würden den Teppich kaum reinigen, aber eine saftige Rechnung ausstellen. Auch sollte man sich nicht von einer unbekannten Person die Einkaufstasche nach Hause tragen lassen. Falsche Krankenschwestern wurden ebenfalls schon gesichtet; sie bieten älteren Menschen an, in der Wohnung Blutdruck zu messen. Genauso würden falsche Stromableser agieren. "Immer den Ausweis zeigen lassen", forderte Ruch die Zuhörer auf. Auch bei angeblichen Polizisten, die plötzlich an der Tür stehen. "Da sind die Leute besonders vertrauensselig", erzählte der echte Polizeibeamte Ruch. Die falschen Beamten geben vor, nachschauen zu müssen, ob die Schmuck- und Geldverstecke der Menschen sicher sind und stehlen dann Geld und Schmuck. Falls Zweifel auftauchen, sollten die Betroffenen nicht nur auf den gefälschten Ausweis schauen, sondern sofort bei der Polizei anrufen, ob es sich um Germeringer Beamte handelt.

Die neuste Masche sind die so genannten Geldwechsler oder Falschgeldprüfer, die sich als Bankangestellte und auch als Polizisten tarnen. Sie beobachten Menschen, die von der Bank Geld abheben oder Geld vom Automaten ziehen und verfolgen sie bis zur Haustür. Dort klingeln sie und teilen den überraschten Bankkunden mit, dass sie soeben Falschgeld von der Bank bekommen hätten, das sie umtauschen würden. Dann gibt es auch die "Gaunerzinken", so Ruch. Da werden von Gaunern Häuser mit Kreidestrichen markiert, bei denen sich ein Einbruch lohnen würde. "In Gauting sind ganze Straßenzüge markiert worden", berichtete der Polizist. Germering, da konnte Ruch Entwarnung geben, sei gerade wohl nicht im Fokus der Einbrecher. Dafür hätten die Taschendiebe zur Weihnachtszeit Hochkonjunktur. Besonders beliebte Tatorte seien Weihnachtsmärkte. "Bitte keine Rucksäcke verwenden oder Taschen auf dem Rücken tragen", mahnte Ruch. Die Diebe würden mit Rasierklingen die Rucksäcke und Taschen aufschlitzen und so leicht an den Geldbeutel kommen.

© SZ vom 10.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: