Germering:Erzieherinnen lehnen Belüftung ab

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Im Neubau der Germeringer Kindertagesstätte "Kleiner Muck" soll ein Anlage für gute Luft sorgen. Aber die Betreuerinnen wollen lieber das Fenster aufmachen. Bei der Abstimmung lässt die CSU ihren Bürgermeister alleine

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Der Neubau der Kindertagesstätte "Kleiner Muck" am Germeringer Volksfestplatz kostet die Stadt laut Projektbeschluss des Stadtrates 6,15 Millionen Euro. Während der Bauzeit seit September 2014 sind Kinder und Erzieherinnen in eine Containeranlage in der Kreuzlinger Straße/Ecke Alfons-Baumann-Straße umgezogen. Jetzt sollten weitere 86 000 Euro für eine Belüftungsanlage fällig werden. Da die vorgesehenen Projektkosten momentan um 456 000 Euro unterschritten werden, würden die zusätzlichen 86 000 Euro den vorgesehenen Budgetrahmen nicht sprengen, teilte die Bauverwaltung mit. Geplant war, den Einbau der Belüftungsanlage später vorzunehmen, um zunächst Geld zu sparen. Doch die Einsparungen bei den bisher vergebenen Gewerken hätten es möglich gemacht, die Anlage bereits bis zum September 2015 einzubauen. Dank der Erzieherinnen kann sich die Stadt die zusätzliche Ausgabe nun jedoch - ganz sparen.

Normalerweise stimmt der Germeringer Bauausschuss einer Verwaltungsvorlage, die auch Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) befürwortet hat, zu. Zumal die CSU auch in diesem Gremium über die Hälfte der Mitglieder verfügt. Doch diesmal entstand trotzdem eine Debatte über den Sinn einer Lüftungsanlage im neuen Kindergarten. Dabei geht es um den Einbau von Einzelraumgeräten für eine so genannte kontrollierte Belüftung in den Gruppenräumen und im Mehrzweckraum des Gebäudes. Dabei handele es sich nicht um Klimatisierung, ließ Bauamtschef Jürgen Thum von seinem Mitarbeiter für den Hochbau, Peter Obermayer, in die Sitzungsvorlage für den Bauausschuss schreiben.

Die Mitglieder des Germeringer Jugendausschusses machen sich bei einem Rundgang selbst ein Bild von den provisorischen Räumlichkeiten. (Foto: Günther Reger)

"Die kontrollierte Lüftung", schrieb Obermayer noch, "stellt eine permanente frische Raumluft zur Verfügung mit etwa 80 Prozent Wärmerückgewinnung." Diese positive Beschreibung des Lüftungsnutzens verfing jedoch bei der Mehrheit des Ausschusses nicht. Auch die mehrmalige Intervention von Stadtbaumeister Thum nutzte nichts. "Diese Lüftungsanlage ist von der Raumhygiene her betrachtet sehr sinnvoll", argumentierte Thum. Auch bringe sie Kühlung im Sommer. "Zudem ist das Standard bei energetisch gebauten Häusern", ergänzte der Bauamtschef noch - vergebens.

CSU-Stadtrat Paul Wunderl lehnte die Lüftung im Kleinen Muck ausdrücklich ab. Tinka Rausch (SPD) warnte vor Pilzsporen, die durch die Lüftungsanlage gezüchtet würden und gesundheitsgefährdend sein könnten. Endgültig drehte Kindergartenreferentin Eike Höppner (SPD) mit ihren Redebeitrag die Stimmung im Raum in Richtung Ablehnung der Lüftungsanlage. In der Sitzungsvorlage war zwar nachzulesen, dass der Einbau der Belüftungsanlage mit ihr abgestimmt worden sei. Aber die Kindergartenreferentin hatte sich mit den Erzieherinnen des Kleinen Muck nochmals über dieses Thema ausgetauscht und teilte dem Bauausschuss mit, dass "das Kindergartenteam keinen Wert auf eine Lüftungsanlage legt". Die Mitarbeiterinnen würden die Fenster gerne dann öffnen wenn sie es für richtig halten und es nicht jedes Mal mit der Lüftungsanlage abstimmen. "Deshalb weiß ich nicht, ob diese Ausgabe sinnvoll ist", legte Höppner nach und rückte von der zustimmenden Position ab.

Momentan werden die Buben und Mädchen der Kindertagesstätte "Kleiner Muck" in Containern betreut. (Foto: Günther Reger)

"Die Erzieherinnen hätten lieber einen Sonnenschutz und eine Pergola an jeder Fensterreihe", informierte Höppner den Ausschuss noch. Daraufhin beantragte Wolfgang Andre für die sieben CSU-Stadträte im Bauausschuss eine kurze Beratungspause, um ihr Votum neu zu justieren. Als sie in den Sitzungssaal zurückkamen, stimmten mehrere CSU-Stadträte zusammen mit den drei SPD-Ausschussmitgliedern mit 8 zu 5 gegen den Einbau der Lüftungsanlage und ließen OB Haas, der dafür stimmte, im Regen stehen.

© SZ vom 04.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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