Germering:Ersatz für berufstätige Eltern

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Die frühere Kinderärztin Traudl Jaschul gründet in Germering einen Betreuungsdienst für Buben und Mädchen

Von Felix Schulz, Germering

Eigentlich müsste man schon längst auf dem Weg zur Arbeit sein, der Partner ist gestresst und der Arbeitstag lang. Der kleine Sohn im Kinderzimmer hat die ganze Nacht gehustet und gebrüllt, und niemand im Haus hat geschlafen. Vielen Eltern sind eine solche oder ähnliche Situationen wohl bekannt, ebenso die damit verbundenen Fragen: Kann ich das Kind krank in den Kindergarten oder in die Schule bringen? Kann es alleine daheim im Bett bleiben?

Die ehemalige Kinderärztin Traudl Jaschul will von Anfang Mai an berufstätige Alleinerziehende und Elternpaare mit ihrem Projekt "Kümmerfee" unterstützen, derartige Herausforderungen zu meistern. Dazu hat Jaschul eine Telefon-Hotline eingerichtet, bei der sich Eltern an Werktagen von 8 bis 11 Uhr sowie von 17 bis 18 Uhr melden können. Unter dieser Nummer können sie ihre Notsituation schildern und um ehrenamtliche Helfer bitten. Jaschul kontaktiert daraufhin einen entsprechenden Helfer, der für die vereinbarte Einsatzzeit und -dauer das Kind in dessen Zuhause besucht und pflegt. Die ehrenamtlichen Helfer sind dabei überwiegend Frauen, die bereits eigene Kinder oder Enkel großgezogen haben, oder auch selbst im pädagogischen Bereich tätig waren. Vor dem Dienstantritt absolvieren die Helfer einen Kurs in Erster Hilfe.

Den Mangel eines häuslichen Kinder-Betreuungsdienstes konnte Jaschul bereits zu der Zeit feststellen, in der sie ihre Kinderarztpraxis betrieb: "Die Kinder bekommen viel zu oft zu wenig Zeit, um ihre Krankheit richtig auszukurieren, und gehen noch halbkrank wieder in den Kindergarten oder in die Schule. Wegen der Belastung werden sie nicht richtig gesund, stecken andere Kinder an und werden selbst auch wieder leichter krank. Das ist ein Teufelskreis", erzählt die Medizinerin. Kranke Kinder bräuchten für eine vollkommene Genesung viel Ruhe, die familiäre Geborgenheit im eigenen Heim und freundliche Zuwendung, damit sich Abwehrkräfte ausbilden könnten.

Jaschul betont, dass die Kinder von den Helfern nicht medizinisch behandelt, sondern gepflegt werden: "Es sollte bereits ein ärztliches Krankheitsbild vorliegen. Die Helfer kümmern sich lediglich um das Wohlbefinden der Kinder: Sie spielen mit ihnen, lesen ihnen vor oder basteln gemeinsam. Was das Kind eben braucht", erklärt die Germeringerin. Ohnehin sei das Projekt ohne den betrieblichen "Allnest"-Kindergarten nicht möglich gewesen, der als Träger die Versicherungen der Helfer finanziell absichert.

Die Resonanz von Eltern, die solch einen Dienst in anderen Städten und Gemeinden bereits wahrnehmen könnten, sei durchwegs positiv. "Die Eltern sind dankbar, dass sie sich nicht mehr Sorgen um ihre Kinder machen müssen, da diese bei den Helfern gut aufgehoben sind", betont Traudl Jaschul. So ist auch sie zuversichtlich, dass sich das Projekt in Germering gut entwickeln wird. Sorge bereite ihr lediglich die vergleichsweise geringe Anzahl an hilfsbereiten Ehrenamtlichen, die sie bis jetzt unterstützen. Darum bittet sie jeden potenziellen Helfer, der Zeit und Freude am Umgang mit Kindern hat, sich bei der "Kümmerfee"-Hotline unter der Nummer 0151/51 23 80 29 zu melden.

Mit dem Beginn des Projekts Anfang Mai werden zudem von der Stadt Germering finanzierte Flyer in den Germeringer Schulen und Kindergärten verteilt, die ausführlich über die "Kümmerfee" informieren.

© SZ vom 19.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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