Germering: Streit um Bahnstrom-Trasse:"Für Außenstehende unbegreiflich"

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München hat sein Veto gegen die geplante Führung der Bahnstrom-Trasse eingelegt. Vom Umweltbeirat kommt scharfe Kritik.

Petra Fröschl

Die Ankündigung der Stadt Germering, die Bahnstromleitung doch auf eine andere Trasse verlegen zu müssen, ruft bei vielen Bürgern Bedauern und Unverständnis hervor. Nach der Sitzung des Planungsausschusses am Dienstagabend, bei der die Öffentlichkeit über das Veto Münchens gegen die ursprüngliche Trassenvariante informiert wurde, trafen sich viele Zuhörer spontan auf den Gängen, um über das Thema zu diskutieren. Einige zeigten sich schockiert darüber, dass die alte Trasse trotz der intensiven Vorbereitung nun vom Tisch ist.

Der Umweltbeirat kritisiert das Veto der Stadt München gegen die neue Bahnstromtrasse. (Foto: Günther Reger)

Unter den Diskutierenden war auch die Umweltbeiratsvorsitzende Monika Greczmiel. "Für Außenstehende ist es nicht begreiflich, dass die Stadt München die Trasse abgelehnt hat", sagte sie. Immer habe es geheißen, dass alles in Ordnung sei, zudem habe Germering schon viel Geld in die Hand genommen.

Über das Argument, die erste Trasse würde die Landschaft mehr verschandeln als die neue, könne sie nur lachen, sagte Greczmiel. "Insgesamt ist es sehr schade, dass es nicht bei der alten Streckenführung bleibt."

Auch Hans-Jürgen Gulder, ebenso Mitglied im Umweltbeirat, ist "nicht glücklich" über die neue Trasse, da die mehr als 50 Meter hohen Masten in Harthaus damit näher an den Stadtrand heranrückten. Zwar seien die Häuser dort weniger hoch als im Kerschensteiner Gebiet und grenzten direkt an den Wald, so dass die etwa 250 Meter entfernten Masten von dort aus nicht unbedingt zu sehen wären.

Dennoch hätte er die andere Variante entlang der Autobahn aus optischen Gründen der Überspannung der Laubmischwälder bei Harthaus vorgezogen, da es sich hierbei sowieso um "verlorenes Land" handle, sagte Gulder. Was die Rodung von Waldflächen für Betonfundamente angeht, machten die beiden Lösungen aber kaum einen Unterschied.

Gulders Vorschlag, die Trasse weiter entlang der Lindauer Autobahn zu führen und erst bei Gut Streiflach nach Norden abzuzweigen, ist laut Stadtbaumeister Ronald Hirschfeld nicht möglich. In einem früheren Stadium sei das bereits untersucht worden. Vertreter der Stadt München hätten diese Variante aber abgelehnt, weil man damit näher an die Brutplätze der Feldlerchen komme, die als Ersatz für die Bebauung Freihams am Autobahndreieck München-West angesiedelt werden sollen. Der Stadtbaumeister will aber noch einmal vorfühlen, ob es doch noch eine Möglichkeit dafür gibt.

Wie OB Andreas Haas (CSU) am Donnerstag der SZ sagte, wird an der Planung für die neue Trasse etwa seit den Sommerferien gearbeitet. Ende April waren die Träger öffentlicher Belange vom Eisenbahn-Bundesamt zu einer Stellungnahme aufgefordert worden. Noch vor der Sommerpause habe das Münchner Planungsreferat seine Ablehnung der ersten Trasse bekundet. Daraufhin habe er, so Haas, zunächst das Gespräch mit Stadtbaurätin Elisabeth Merk gesucht und im August mit Münchens OB Christian Ude gesprochen.

Nachdem dieser sein Entgegenkommen signalisiert hatte, habe man gleich mit der Konzipierung der neuen Trasse begonnen. Noch sind die Arbeiten dafür laut Haas aber nicht abgeschlossen: Im Moment werden eine Umweltverträglichkeitsstudie und eine Kostenschätzung erstellt, auch an der Detailplanung wird noch gefeilt. Neben der Landeshauptstadt München müssen auch zwei private Grundstückseigentümer dem Vorhaben zustimmen.

© SZ vom 22.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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