Germering:Eine Stadt zum Altwerden

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Rudolf Metz nimmt die Glückwünsche von OB Andreas Haas (Mitte) und Landratsstellvertreterin Martina Drechsler entgegen. (Foto: Günther Reger)

Rudolf Metz aus Germering feiert seinen 101. Geburtstag

Von Julia Kiemer, Germering

Die Stadt Germering hütet wohl eines der Geheimnisse des Altwerdens. Vielleicht ist es die Luft, die den Menschen dort zum Altwerden verhilft. Nach Irmgard Thierbach, die im Juni 107 Jahre alt wurde und damit die älteste Frau im Landkreis ist, hat Germering nun mit Rudolf Metz einen neuen Jubilar, der am Donnerstag seinen 101. Geburtstag feierte und nun der älteste Bürger Germerings ist.

Im Haus Maria Magdalena der Vitalis-Seniorenresidenz, wo der Hochbetagte seit März lebt, finden sich neben Metz' Schwägerin Erika Niedenfür auch Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) und die stellvertretende Landrätin Martina Drechsler (CSU) ein, um zu gratulieren. Metz ist überrascht. "Ja, san's ma ned bös', aber die san wirklich olle wegen mir do?", fragt er ungläubig. Als Haas ihm die Glückwünsche vom bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer überbringt, ist der Mann erst recht überwältigt. Da er aber nur noch schlecht hört, dauert es ein bisschen, bis er versteht, was Haas ihm erzählt. Dann kommt aber prompt als Antwort: "Der Ministerpräsident? Ja, des derf ned wahr sein."

Metz erzählt den Umstehenden, dass er nicht mehr alles höre, aber er brauche ja auch nicht mehr alles zu hören. Den Humor und Wortwitz hat der Jubilar auch im hohen Alter nicht verlor. Er hat auf alle Fragen sofort eine Antwort parat - auf bairisch. Der Dialekt ist nicht verwunderlich, denn Metz ist ein echtes "Münchner Kindl". 1914 wurde er in der Landeshauptstadt des Freistaats geboren. Der Münchner erlernte das Handwerk des Elektrikers, das er bis kurz vor der Pensionierung ausübte. Er habe in seinem Beruf immer alles sehr genau erledigt, es hätte alles passen müssen, erzählt seine Schwägerin. Nach dem zweiten Weltkrieg befand er sich in Kriegsgefangenschaft in Russland. Erst Ende der Vierzigerjahre kehrte er in seine Heimatstadt zurück, wo das Glück auf ihn wartete.

Er lernte die Liebe seines Lebens, seine spätere Frau Lucia, die aus Schlesien stammt, kennen. 1956 heirateten die beiden. Sie haben zusammen einen Sohn, der Metz und seiner Lucia später auch zwei Enkelsöhne schenkt. Erst 1967 zog die Familie dann von München nach Germering. Bis März lebte der Jubilar dort mit seiner Ehefrau, die kürzlich verstarb, bis sie sich entschieden, zusammen in die Seniorenresidenz zu ziehen. "Die sind hier reinspaziert und sind sogar noch die Treppen gelaufen", erinnert sich Heimleiterin Gabriele Hofmann-Schlechta von Hrochov. Metz ist auch jetzt für sein Alter immer noch sehr fit, er geht gerne spazieren, den Gehstock hat er immer dabei. Ansonsten schaut er gerne Fernsehen.

Ihr Schwager sei immer sehr großzügig gewesen, einmal hätte er ihr für einen Urlaub in Italien 500 D-Mark geschenkt, erzählt Niedenfür. Und bescheiden ist Metz auch. Als sich Landratsstellvertreterin Drechsler verabschieden will, bedankt sich der 101-Jährige für die Organisation der kleinen Feier, er habe sich sehr gefreut und sei ganz sprachlos. Drechsler entgegnet ihm: "Dann müssen Sie sich selbst danken, denn im Endeffekt haben Sie es organisiert, dass wir heute hier stehen und Ihnen zum 101. Geburtstag gratulieren können".

© SZ vom 11.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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