Germering:Eine Stadt in drei Tagen

Lesezeit: 2 min

Nicht an Material gespart haben die Kinder beim Bau ihrer Lego-Stadt. Bei der Präsentation sind auch Eltern und Verwandte dabei. (Foto: Günther Reger)

Im Ferienprogramm dürfen 35 Kinder aus 800 Kilogramm Lego-Bausteinen in der Freien evangelischen Kirche Germering ihrer Kreativität freien Lauf lassen

Von Erich C. Setzwein, Germring

Blumen und Bäume gibt es fast überall. Am Rand der Fußballtribüne wachsen ein paar bunte Blumen in die Höhe, auch ein paar Meter weiter auf einer Insel im dunkelblauen Plastikmeer, und selbst im Innenhof des schwarz gemauerten Gefängnisses sprießt es grün. "Das ist humaner Strafvollzug", kommentiert Tobias Henkel, Vater des zehnjährigen Jakob. Der Sohnemann hat mitgebaut an der riesigen Stadt mit Meeresanschluss aus Legosteinen, die am Sonntag in der Freien evangelischen Gemeinde in Germering präsentiert wurde, das macht den Vater stolz.

Drei Tage lang hatten 35 Kinder, die meisten von ihnen Buben zwischen acht und elf Jahren, sich ihre eigene Lego-Welt zu erschaffen. Das Projekt war Teil des Ferienprogramms. Die Freie evangelische Gemeinde lieh sich einen in der Religionsgemeinschaft zirkulierenden Anhänger mit 800 Kilogramm Legobausteinen aus und ließ die Kinder machen. Mittwoch bis Freitag von 9 bis 12.30 Uhr durfte im Gemeindesaal gebastelt werden. Henkel erzählt, dass es Bausätze mit Anleitungen gab und Sortierkästen mit Unmengen von Bausteinen, um ganz frei zu gestalten. Und während die einen auf der Empore ihre Bausätze zusammensteckten, planten und realisierten die anderen im großen Saal an jeweils eigenen Arbeitsplätzen ihre Stadtteile. Als dann die einzelnen Bauten fertig waren, wurde die Lego-Stadt auf Holzplatten mit einer Fläche von mehr als 20 Quadratmetern zusammengestellt. Wenig erstaunlich dabei: Wie im richtigen Leben auch, waren es nur wenige Wohnhäuser, schon gar nichts, das nach Sozialbauten aussah, dafür umso mehr Funktionsgebäude und Anlagen.

Von oben betrachtet, bot sich ein Städtelayout, in dem alles Lebensnotwendige vorhanden war: von der Feuerwehr bis zur Formel-1-Strecke, vom Freizeitpark bis zu eben jener Besserungsanstalt mit den vergitterten Fenstern, in dessen von Wachtürmen überragten Innenhof sich ein Brunnen und hohe Bäume befinden. Niklas, elf Jahre alt, hat sich in jenem teil verwirklicht, der tiefblau ist. Das Meer aus genoppten Plastikplatten trägt eine kleine Insel, auf der sich Menschen in Liegestühlen unter einer imaginären Sonne rekeln, während auf dem Wasser der von Niklas gebaute Flugzeugträger waffenbewerkt die nötige Sicherheit herstellt. Vor dem Träger kreuzt ein Luftkissenboot mit Passagieren an Bord, am Ufer hat Niklas die Küstenwache situiert. Ein Quadratmeter "Wasser" und noch mehr Platz für die Kreativität. Lego-Menschen sind auch zu sehen, ob auf den Tribünen der Fußballstadien, in Einsatzfahrzeugen oder am riesigen Fernsehturm. Zahlenmäßig mehr aber dürften die nahezu überall platzierten Blumenbüschel sein. Kinder, das ist nicht nur in der Legostadt im Saal der Freien evangelischen Kirche zu bemerken, wollen eine bunte Welt. So bunt wie es die Farbpalette von Lego hergibt.

© SZ vom 14.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: