Germering:Ein lebensrettender Piks

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Die Ärztin Corinna Krauss nimmt dem Germeringer Alexander Lehenmeier sieben Milliliter Blut für die spätere Laboruntersuchung ab. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Dem Aufruf vom Lions Club folgen 192 Germeringer. Sie lassen sich Blut abnehmen und als Stammzellenspender registrieren

Von Maria Häfner, Germering

Für die einen ist es ein kleiner Piks, für die anderen eine Chance zu überleben. Am Samstag ließen sich 192 Menschen im Alter von 18 bis 45 Jahren als Stammzellenspender in der Germeringer Stadthalle registrieren. Vierzehn freiwillige Helfer kümmerten sich um den Ablauf. Die Aktion entstand aus einer Kooperation vom Lions Club Germering, der für die Registrierung warb und die Rahmenbedingungen festlegte, mit der Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB). Die 1993 gegründete AKB verfügt mit mehr als 270 000 registrierten Menschen über eine der größten Stammzellenspenderdateien weltweit. Der Lions Club Germering engagierte sich bereits in der Vergangenheit mit Benefizkonzerten und Spenden für die Aktion Stammzellenspende. Und die Lions Clubs Bayern Süd hatten bei Benefizveranstaltungen bereits das Geld für die erforderlichen Laboruntersuchungen der Blutproben gesammelt.

Jedem potenziellen Spender wurden am Samstag zwei Röhrchen Blut, also etwa sieben Milliliter, abgenommen, deren Gewebemerkmale im Typisierungslabor der AKB bestimmt werden. Diese Merkmale stehen später in anonymisierter Form den Suchzentren zur Verfügung, um es Transplantationsmedizinern in aller Welt zu ermöglichen, passende Spender zu finden.

Sowohl Margarita A. Staab-Kaufmann, Präsidentin des Lions Club in Germering, als auch Verena Spitzer, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der AKB und selbst ehemalige Patientin, zeigten sich von der großen Zahl gesunder und fitter Teilnehmer der Typisierungsaktion beeindruckt. Beide lobten die Leistung der Helfer und Spender, unter letzteren wurde ein Fahrrad verlost.

Da inzwischen für 75 Prozent der an Leukämie Erkrankten innerhalb von rund zwei Monaten ein passender Spender gefunden werden kann, ist es wichtig, potenziellen Spendern durch solche Veranstaltungen wie der in Germering die Angst vor der Stammzellenspende zu nehmen und sie zu motivieren, Leukämiepatienten zu helfen. Anders als von vielen angenommen, kommen die blutbildenden Stammzellen nämlich in allen Knochen des Körpers vor und werden deshalb nicht aus dem Rückenmark entnommen.

Die Entnahme erfolgt in 70 Prozent der angeforderten Spenden über das periphere Blut, also über die Armvenen. Der Spender erhält vier Tage lang ein Medikament namens Neupogen, das die Zellneubildung stimuliert und somit einen Teil der blutbildenden Stammzellen in das Blut übertreten lässt. Am fünften Tag wird der Spender an eine Zentrifuge, die das Blut in seine Bestandteile trennen kann, angeschlossen und seine Stammzellen während eines vier- bis fünfstündigen ambulanten Vorgangs aus dem peripheren Blut abgesammelt. Die zweite Art der Stammzellenentnahme erfolgt durch Punktion des Beckenkamms mit einer Nadel und wird etwa eine Stunde unter Vollnarkose durchgeführt. Auch Nabelschnurblut eignet sich als Quelle für Stammzellen. Dafür wird die Nabelschnurvene nach der Abnabelung des Kindes mit einer Kanüle punktiert, wobei weder für das Kind noch für die Mutter ein Risiko besteht.

Jeder Spender kann maximal zwei Mal Stammzellen spenden. Er wird danach automatisch wieder aus der Datei der AKB gelöscht.

© SZ vom 27.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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