Zuversicht sieht anders aus. Etwa 300 Besucher, darunter viele Schüler mit ihren Eltern, waren zum Informationsabend an der Germeringer Fachoberschule (FOS) gekommen, um herauszufinden, ob diese im kommenden September ihre neue Schule werden wird. Viele wirkten spürbar erstaunt, dass ein FOS-Besuch und die zwei oder drei Jahre Schulzeit dort doch schwieriger werden könnten als gedacht. Die Germeringer FOS ist seit dem Schuljahr 2017/2018 in Betrieb. Momentan hat sie 350 Schüler in 14 Klassen. Zum neuen Schuljahr im September wird sie zu den bisherigen Zweigen Wirtschaft und Sozialwesen voraussichtlich auch einen Zweig Technik anbieten.
Als Schulleiter Holger Wirth die Abbrecherquoten nach einem halben Jahr Probezeit zeigte, die in einzelnen Bereichen bei mehr als 30 Prozent liegen, kam zusätzliche Nachdenklichkeit bei den Besuchern auf. Besonders bei den Schülern, die zuvor eine Wirtschaftsschule oder einen M-Zug der Mittelschule besuchten. Schüler vom Gymnasium bestehen nur zu 7,3 Prozent, Schüler von der Realschule zu 10,48 Prozent die Probezeit nicht. Schülersprecher Hakan machte den zukünftigen Mitschülern jedoch Mut. Hakan, 17 Jahre alt, erschien im Anzug, weil er von einem Praktikum bei der Deutschen Bank direkt in die überfüllte Aula des Carl-Spitzweg-Gymnasiums gekommen war. "Ihr müsst euch reinhängen, dann klappt das schon", empfahl Hakan, der in die elfte Klasse geht, den Interessenten.
Zuvor hatten die Besucher eine Stunde lang FOS-Schulleiter Holger Wirth zugehört. Er stellte die Aufnahmekriterien vor. Die FOS können Absolventen der Realschule, der Wirtschaftsschule, des M-Zugs an der Mittelschule und Schüler, die die zehnte Klasse des Gymnasiums geschafft haben, besuchen - vorausgesetzt sie können einen Notendurchschnitt von 3,5 in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik vorweisen. Ehe man an die FOS übertritt, besteht auch die Möglichkeit, eine einjährige Vorklasse zu absolvieren oder einen Sommer-Vorkurs, der am 1. Juli beginnt. Beides bietet die FOS ebenfalls an.
"Das Wesen der FOS ist die fachpraktische Ausbildung (FPA)", erklärte Wirth. Die erfolgt in zwei Neun-Wochen-Praktika in der elften Klasse. Im neuen Bereich Technik werden sie in den schulischen Werkstätten der Berufsschule in Fürstenfeldbruck stattfinden. Metalltechnik, Elektrotechnik und EDV heißen im Sektor Technik die praktischen Ausrichtungen. Das FPA zählt auch zum Notendurchschnitt im Zeugnis. Theoretisches Prüfungsfach ist dann Physik. Unterrichtsfächer in Technik sind auch Chemie, Technologie und Mathematik. "Wir holen dich ab, wo du stehst", bekräftigte Wirth das Motto der Germeringer FOS. Er nahm den potenziellen Schülern auch etwas die Angst vor der halbjährigen Probezeit. "Die Hürden sind nicht allzu hoch", so Wirth, "man kann auch zwei Fünfen ausgleichen, wenn man sonst gut ist". Aber Fleiß, Durchhaltevermögen und den Willen, kontinuierlich zu arbeiten, erwarte er von den Schülern schon.
Schülersprecher Hakan legte diese Tugenden den Schülern in spe ebenfalls ans Herz: "Ich kam von der Realschule und hatte einen Notenschnitt von 1,5, jetzt stehe ich auf 3,0." Seine Mitschülerinnen betonten, dass die Lehrer "sehr bemüht", "kooperativ" und "gut ansprechbar" seien. "Sie motivieren auch gut", betonte die 18-jährige Sophie, die den Zweig Sozialwesen gewählt hat und dieses Jahr ihr Fachabitur macht. "Die elfte Klasse ist machbar", meinte sie rückblickend. Die potenziellen Schülerinnen und Schüler müssen sich vom 18. Februar bis 1. März persönlich bei der FOS in Germering anmelden. Sie müssen dort ihr Originalzeugnis einreichen. Das Originaldokument soll verhindern, dass sich die Schüler gleich bei mehreren staatlichen Fachoberschulen anmelden.