Germering:Die Perspektiven der SPD

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Der Ortsverein Germering versucht sich an einer Analyse des Ergebnisses bei der Landtagswahl. Dabei sucht Kandidat Peter Falk die Schuld an höherer Stelle. Der Vorstand gewinnt an Vielfalt

Von Ingrid Hügenell, Germering

43 stimmberechtigte SPD-Mitglieder wählten am Mittwoch einen neuen Ortsvorstand. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Zehn Tage nach der krachenden Niederlage bei der Landtagswahl, bei der die SPD ihre beiden Mandate im Landkreis verloren hat, hat der Germeringer Ortsverein seine Jahreshauptversammlung abgehalten. Dabei bemühte sich der erfolglose Landtagskandidat Peter Falk um eine Analyse. Anschließend wählten die Mitglieder einen neuen Vorstand mit einigen jungen Leuten und fassten einen Beschluss, der mit einer innovativen Idee zur Lösung der Verkehrsprobleme im Münchner Westen beitragen könnte.

Falk bewarb sich erstmals für den Landtag, nachdem die frühere Landtagsabgeordnete Kathrin Sonnenholzner nicht mehr antrat. Der Richter aus Gröbenzell fuhr 8,86 Prozent an Erststimmen ein und lag damit sowohl unter dem Zweitstimmenergebnis seiner Partei im Wahlkreis Fürstenfeldbruck-Ost, das bei 9,55 Prozent lag, als auch unter den 9,7 Prozent, die die SPD bayernweit erzielte.

"Am Ortsverein Germering hat's nicht gelegen", sagte Falk. Dort hatte die SPD überdurchschnittliche 11,1 Prozent erreicht, Falk konnte 10,78 Prozent der Erststimmen gewinnen. Falk machte den mangelnden Rückenwind aus Berlin verantwortlich, die Causa Maaßen habe nicht geholfen. Die Wahlkampagne einer Werbeagentur habe nicht verfangen, sie sei zu abstrakt und nicht zugespitzt genug gewesen. Er habe einige Themen vermisst wie die Bildungspolitik und die Strukturpolitik. Den Zuzug nach München und den Flächenfraß hätte man ansprechen müssen, sagte Falk, und die Frage, wie man für die Menschen in strukturschwächeren Landesteilen Perspektiven schaffen könne. Eine Genossin hatte sich eine klarere Positionierung in der Sicherheitspolitik gewünscht und forderte "ein Team, das das Ohr an Lieschen Müller hat", also den Menschen zuhört. Auf die schlechte Struktur der SPD vor allem in den ländlichen Gebieten wies Michael Lerch hin.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Christian Gruber ist weiterhin Vorsitzender.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Neue Stellvertreterin ist Jussra Zamani,...

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

...die Eike Höppner ablöst.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Als Stellvertreter bestätigt wurde Daniel Liebetruth.

Nach der Aussprache über das Wahldebakel folgten die turnusgemäßen Vorstandswahlen. Der bisherige Ortsvorsitzende Christian Gruber wurde im Amt bestätigt. Er hat in Jussra Zamani eine neue Stellvertreterin, denn Eike Höppner trat nicht wieder an. Die 25-Jährige ist auch Juso-Vorsitzende in Germering, gehört dem Kreisvorstand der Jusos an und setzt sich bei einer Nichtregierungsorganisation für weltweit gerechte Bildungschancen für Mädchen ein. Sie studiert in München, wurde aber in der Nähe von Münster geboren. Ihre Eltern stammen aus Afghanistan. In den Ortsverein will sie neue Themen einbringen. Daniel Liebetruth wurde als weiterer Stellvertreter bestätigt. Kassiererin ist Hannelore Fesenmeier, die vor ihrem Eintritt in die SPD einige Zeit der AfD angehörte. Zu ihren Anliegen gehört, dass für jeden Menschen ein Aufstieg möglich sein müsse und die Agenda 21 novelliert wird. Die bisherige Kassiererin Saskia Schon war nicht erneut angetreten. Neuer Schriftführer ist der 42-jährige Systemingenieur Hakan Hökerek, er löst Jan Bernrader ab.

Nach einer Satzungsänderung gehören dem Vorstand statt bisher neun nun zwölf Beisitzer an, darunter erneut der erst 18-jährige Doğukan Karakaya, der zusammen mit Zamani dem Juso-Ortsverein vorsteht. Durch die Erweiterung des Vorstands soll die Arbeit auf mehr Schultern verteilt werden.

Nach allen Wahlen, zu weit fortgeschrittener Zeit, diskutierten die verbliebenen Mitglieder über einen Antrag, den Klaus-Peter Müller eingebracht hatte: Die Stadtratsfraktion solle sich im Stadtrat für eine Seilbahn einsetzen, die von Germering über Freiham nach Pasing führen soll. Kurz sah es aus, als würde der Antrag abgelehnt. Stadtrat Helmut Ankenbrand sprach sich dafür aus, das zu tun und noch weitere, grundlegende Informationen zu sammeln. Er schlug vor, einen Arbeitskreis zu bilden, Experten einzuladen und eventuell eine öffentliche Veranstaltung zu machen. Weitere Wortmeldungen gingen in eine ähnliche Richtung. Stadträtin Eike Höppner sagte, der Antrag gehe ihr zu "Hoppeldipopp".

Müller bekam dann aber Unterstützung von Andrea Schaal, die ihm bescheinigte, "etwas Mutiges" zu wollen. "Es ist die Aufgabe der Mitgliederversammlung, solche Anträge gut zu heißen." Klaus-Dieter Schiffauer sagte: "Die SPD hat immer den Auftrag, initiativ zu sein." Verkehr sei ein zentrales Thema der Partei.

Müller sagte, man brauche kein fertiges Konzept für eine Rahmenplanung, die gebe es ja auch bei Bauplanungen nicht, wo man zunächst sage, man wolle etwa das Kreuzlinger Feld bebauen und erst nach dem entsprechenden Beschluss konkrete Pläne ausarbeite. "Die Seilbahn wäre geeignet als alternatives Verkehrsmittel." Sein Antrag wurde schließlich mit 15 zu elf Stimmen bei zwei Enthaltungen angenommen.

© SZ vom 26.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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