Germering:Die Farbe Rot zeigt den Wärmeverlust an

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Ein Thermografie-Rundgang in Germering offenbart den Teilnehmern anschaulich schlecht isolierte Häuser

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Energieberater Stefan Huber kommt mit einer kleineren Wärmebildkamera und einem größeren Tablet zum Thermografie-Rundgang am Masurenweg. "Ich versuche die Oberflächentemperatur der Hauswände zu messen und zu erkennen, wo an den Häusern die Wärme rausgeht", beschreibt der Energieberater aus Oberschweinbach seine Mission. "Wärmebrücke" ist das Stichwort dieses Abends. Fünf Objekte sind bei der Stadt Germering für den Rundgang angemeldet worden. Etwa zehn interessierte Gäste ziehen mit von Haus zu Haus.

Gleich am ersten Reiheneckhaus kann Huber den Unterschied zwischen einem wärmegedämmten Haus und einem nicht isolierten Gebäude optisch schnell aufzeigen. Beim gedämmten Haus leuchtet die kleine Wärmebildkamera und das größere Tablet, zudem das Bild übertragen wird, an der Vorderfront des Gebäudes gelb auf. "Man sieht auf den ersten Blick, dass das Haus gedämmt ist", sagt Huber, indem er die Strahlungsenergie der Hauswand misst. Die Temperatur der Messung beträgt zwischen drei Grad plus und 14 Grad Minus. Der Wärmeverlust ist minimal. "Die Wärme bleibt im Haus und dringt nicht durch die Wand nach außen", erläutert der Energieberater seine Messung. Beim nicht gedämmten Nachbarhaus zeigt das Bild viel Rot und die Temperatur ist drei Grad wärmer. Das bedeutet Wärmeverlust. Der Eigentümer denkt dann auch an eine Dämmung der Nordseite. "Im Süden kommt ja viel Sonne hin", meint er und will hier einige tausend Euro einsparen.

Grundsätzlich ist so eine Wärmedämmung und energieeffiziente Sanierung sowieso eine kostspielige Sache. "Es ist ja nicht nur die Außendämmung, auch die Fenster und die Haustür gehören dazu", erläutert Fachmann Huber. Wenn eine Dachdämmung dazu kommt, ist schnell ein höherer fünfstelliger Betrag fällig. Ein Anhaltspunkt für eine Dachdämmung gibt Huber ebenfalls: "Schmilzt der Schnee im Winter schnell weg, tritt am Dach zu viel Wärme aus und das ist nicht gut." Mit dem Haus an der Germeringer Ringstraße und dessen Giebelwand ist er sehr zufrieden. Die Außendämmung ist von 2001 und tut immer noch gut ihren Dienst. Hubers Wärmebildkamera erkennt jedoch alles, auch kleine helle Punkte. Das sind die Dübel, mit denen die Dämmplatten befestigt worden sind. Unter der Dachrinne sind auch zwei Zentimeter nicht isoliert. Auch an den Rändern der Haustüre misst der Energieberater einen kleinen Wärmeverlust. Das ist jedoch ohne große Bedeutung.

Bedenklicher findet Huber, dass die Wärmedämmung außen nicht bis zur Grasnarbe reicht, also etwa 80 Zentimeter der Kellerwand nicht isoliert sind. "Da tritt warme Luft heraus", so der Energieberater. Das sollte man vielleicht noch korrigieren. Doch die Eigentümerin ist mit der Energieersparnis seit 2001 doch ziemlich glücklich. 700 bis 800 Liter Heizöl schätzt sie, spare man jährlich ein. Häufig bedeutet auch eine nach außen führende Kellertreppe Wärmeverlust im Haus, weil die nicht gedämmten Betonteile der Treppe Wärmeverluste nach sich ziehen würden.

Die Hausbesitzer nehmen die Informationen während des Rundgangs gerne auf, um für sich Entscheidungen zu treffen. Einer ist mit seinen dreifachverglasten Metallfenstern unzufrieden. "Mit gefällt das gefühlte Raumklima nicht", sagt der Germeringer aus dem Fasanenweg. Zukünftig werde er wohl wieder Holzfenster verwenden. Zum Thema Fenster weiß Huber auch einiges. "Es kommt vor, dass mit neuen dichten Fenstern der Schimmel kommt", warnt er. "Da ist noch mehr Lüften notwendig."

© SZ vom 20.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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