Germering:Der Universalspezialist

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Das Mehrgenerationenhaus Zenja in Germering verbindet seit zehn Jahren Generationen, Nationalitäten und Kulturen. Bei der Jubiläumsfeier werden vor allem die vielen ehrenamtlichen Helfer in den Mittelpunkt gestellt

Von Stefan Salger, Germering

Wo soll man denn das zehnjährige Bestehen nun feiern? In der Germeringer Insel? Oder beim Sozialdienst? Bei der Arbeiterwohlfahrt? Oder doch lieber gleich beim zuständigen Amt der Stadt? Die schlüssige Antwort: Überall. Denn das Mehrgenerationenhaus "Zentrum für Jung und Alt" (Zenja) hat gleich vier Träger. Und darüber hinaus als "Übervater" den Förderverein, der just am vergangenen Sonntag ebenfalls allen Grund zum Feiern hatte, besteht er doch seit fünf Jahren.

Die Feier in dem Haus an der Planegger Straße wird also "synchron" in mehreren Räumen gefeiert, bei einem guten Mittagessen. Überall freilich stehen vor allem die vielen Helfer im Blickpunkt, überall wird das zumeist bereits langjähriges Engagement der etwa hundert hauptamtlichen, vor allem aber der etwa 300 ehrenamtlichen Helfer gewürdigt. So auch in der Germeringer Insel, in der Oberbürgermeister Andreas Haas den etwa 20 Gästen zunächst Getränke serviert. Die Tische sind geschmückt, auf Regalen liegen Faltblätter aus, an der Wand hängen Porträts von acht Helfern, darunter zwei Männer. Mit dabei sind die Stadt- und Bezirksrätin Gabriele Off-Nesselhauf und Anita Schindler, Leiterin der Insel und Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses. Das ist eine Drehscheibe, eine Informationsbörse, ein Treffpunkt für alle Generationen und Nationalitäten und Bevölkerungsschichten und Kulturen, getragen vom Prinzip der Gegenseitigkeit. Wäre das Zenja ein Tier, es wäre ganz sicher die sprichwörtliche eierlegende Wollmilchsau. Vielleicht ist es dieser schier universale Ansatz, der es erschwert, das Spektrum der Angebote in ein paar Sätze zu fassen. Vielleicht lässt sich die Arbeit, die hier geleistet wird, als Kitt beschreiben, der eine auseinanderstrebende Gesellschaft, in der sich die Schere zwischen Arm und Reich zunehmend öffnet, zusammenhält.

Andreas Haas jedenfalls lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass das Zenja zu Germering gehört und für die Kreisstadt nicht verzichtbar ist. Einmal, das war 2011, schien es so, als könnte der Fortbestand der "guten Zelle für die Gemeinschaft", wie Haas das Zenja nennt, gefährdet sein. Da stand die Förderung zur Disposition. Man habe schon einen "ordentlichen Schreck bekommen", sagt Haas. Das war der Grund, warum der Förderverein als Träger der Insel gegründet wurde. Die Einrichtung sollte möglichst unabhängig werden vom Segen und von den Zuschüssen des Bundesfamilienministeriums.

Segen und Zuschüsse wurden dann aber doch wieder erteilt, und das 2006 als Modellprojekt gestartete Mehrgenerationenhaus, eines der bundesweit ersten, konnte fortgeführt werden. Haas lobt die Einrichtung als "Ort der Lebendigkeit", der eine "bemerkenswerte Vielfalt" aufweise. Vor allem wolle er an diesem Tag aber "Danke sagen". Dem schließt sich Gabriele Off-Nesselhauf an, die sich beeindruckt zeigt vom Teamgeist. Eben jener Teamgeist ist in den zurückliegenden Jahren gewachsen, glaubt Anita Schindler. Heute sei das Mehrgenerationenhaus zu einer "Marke" geworden. Zu der gehören mittlerweile Angebote wie das Coachingprojekt, bei dem Ehrenamtliche Mittelschülern auf dem Weg zum Abschluss und beim Berufseinstieg helfen. Oder das Projekt Familienpaten, bei dem speziell geschulte Helfer Familien beistehen, schwierige Lebenssituationen zu bewältigen, die etwa von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Scheidung oder Überschuldung ausgelöst worden sein können.

Begeistert vom Mehrgenerationenhaus Zenja: Leiterin Anita Schindler (von links), Oberbürgermeister Andreas Haas und Bezirksrätin Gaby Off-Nesselhauf. (Foto: Günther Reger)

Auf den ersten Blick unspektakulär mutet die Freiwilligenagentur an - und ist doch ein Angebot, wie es kaum von staatlichen Stellen zu leisten ist. Ehrenamtliche Kräfte, oftmals Pensionäre oder Menschen, die nach einer erfüllenden Nebentätigkeit suchen, werden unter Berücksichtigung ihrer Fähigkeiten vermittelt. Da fährt der Rentner Essen auf Rädern aus oder packt mit an im Garten der Begegnung, oder die Mutter, deren Kinder schon weitgehend selbständig sind, engagiert sich in der Betreuung von Demenzpatienten. All dies hat sich eingespielt in den zurückliegenden zehn Jahren. Und in der Germeringer Insel seiht es so aus, als werde diese Erfolgsgeschichte fortgeschrieben.

© SZ vom 02.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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