Germering:Der Nachwuchs bleibt daheim

Lesezeit: 2 min

Ein Bahnbetriebswerk im Maßstab 1:87 samt Drehscheibe und Dampflokbetrieb zeigt in Germering Armin Holzhäuser (Dritter von links). (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Modelleisenbahnausstellung zieht fast nur ältere Semester an

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die Aussteller ihrer Modellbahnen wollten natürlich auch staunende Kinderaugen sehen. Doch der Nachwuchs kümmerte sich am Samstagmittag bei der Ausstellung der Modellbahn-Gemeinschaft Germering nicht um die mit viel Akribie und großer Leidenschaft aufgebauten Eisenbahnlandschaften in der Germeringer Stadthalle. Umlagert wurden die Aussteller zumeist von älteren Männern, die aber genauso staunend da standen wie Kinder. "Dann zeigen wir weiter Gags für Opas", meint Armin Holzhäuser scherzhaft, der vor seinem Modell-Eisenbahnbetriebswerk sitzt und auf seine Computermaus drückt. Auf einem Bildschirm kann er exakt verfolgen, was auf seinem bestimmt 50 Jahre alten Betriebswerk passiert. Ein halbes Jahr Bauzeit steckt darin-

Gerade lässt Holzhäuser eine alte Lok mit Waggon zu einem Schuppen fahren, um dort Kohle zu holen. Wie in einem Museum fährt sie an einer Besuchergruppe vorbei, die ihre Fotoapparate zückt. Holzhäuser betätigt die Maus und lässt die Gruppe mit ihren Apparaten blitzen. Wieder ein Gag für staunende Opas. Die sechs Kinder, die mit ihren Vätern gekommen waren, spielen unterdessen im Nachbarraum. Dort haben Bodo Pietsch und Bernd Linden, die Organisatoren vom Modellbahn-Verein, eine Lego-Eisenbahn aufgebaut ,und auch ein ICE-Zug steht auf einer großen Schienenacht.

Doch beide Stationen sind noch verwaist. Genauso wie die in Tüten eingepackten Häuschenbausätze. Einschlägige Firmen wie Märklin oder Faller haben das Material für die erhoffte Kinderanimation zur Verfügung gestellt. "Am Nachmittag wird gebastelt", sagt Linden, in der Hoffnung, dass auch Kinder kommen. "Wir wollen die Kinder an Modellbahnen heranführen." Die Fehler von früher, als der Vater bei seiner Modelleisenbahn, den Sohn ermahnte, "nicht berühren", wolle man nicht mehr machen.

Die sechs Kinder, die spielen, wollen, so viel wird deutlich, selber Hand anlegen. So schiebt der achtjährige Julius aus Gauting Autos und Lkws auf einer großen Holzeisenbahn von einer Ecke zur anderen. Er war mit Papa Bernd gekommen, der zu Hause eine Modelleisenbahn im Keller stehen hat, die "seit zehn Jahren im Werden ist", wie er sagt. Er möchte gerne, dass sich sein Sohn dafür interessiert. Ob das klappt, steht noch nicht fest.

Im großen Ausstellungsraum wird gerade eine Dampflokomotive repariert. "Die 64-er ist stehen geblieben", sagt jemand. Daneben schnauft eine Lok unüberhörbar. "Das ist eine Lok mit Soundmodul", erklären Thomas Pongratz und Jochem Hirschbrunn, wie Modelleisenbahnen sich im Zeitalter der Digitalisierung verändert haben. Seine Lehmann-Gartenbahn mit breiteren Schienen sei wetterfest und werde auch im Garten aufgebaut. "Da haben die Kinder Hasen draufgesetzt", erzählt Hirschbrunn und lacht.

Daneben steht ein Miniaturfreizeitpark mit Wildwasserbahn und Pirateninsel der Germeringerin Inge Trebeck und ihrem Mann Erwin. Damit die Fahrzeuge und Boote gut gleiten, muss sie Mineralwasser auf die Loopingbahn schütten. Eindrucksvoll ist ihre Kofferbahn, eine Modelleisenbahn mit schöner Landschaft die in einen Koffer von 80 mal 90 Zentimetern passt.

Die Modelleisenbahnen sind nach wie vor nicht billig. "350 Euro muss man für eine gute Lok anlegen", sagt ein Besucher aus Landsberg. Er ist 55 Jahre alt und hat sich erst vor sechs Jahren für dieses Hobby begeistert. Seitdem bastelt er zu Hause und holt sich woanders Anregungen. Auch er bleibt vor den zwei großen Aufbauten von Armin Holzhäuser stehen.

Der zeigt den nächsten Gag, unterstützt von seinen Assistenten Willi und Max. Holzhäuser hat eine Magnetbahn mitgebracht, auf denen er Autos, Lkws und Busse fahren lässt. Die kleinen Motoren werden von einem Decoder gesteuert. Hält der Bus, bleiben auch die anderen Fahrzeuge stehen. Dann der Gag: Der Bus fährt innerorts 64 km/h und wird geblitzt. Die Kelle eines Polizisten geht hoch und der Bus fährt rechts auf den Parkplatz. Das gereifte Männerpublikum staunt abermals, aber Kinder sind immer noch nicht da.

© SZ vom 07.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: