Germering:Der letzte Vorhang ist gefallen

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Die Bauernbühne Unterpfaffenhofen gibt ihre Auflösung bekannt. Ihr fehlt es an Darstellern, Mitarbeitern und Ideen. Dass das populäre Starkbierfest mit Derblecken abgesagt werden musste, gibt den Ausschlag

Von Andreas Ostermeier, Germering

Auch die Germeringer, die in den vergangenen Jahren nicht beim Starkbierfest gewesen sind, kennen die Satiren vom "Kuschelrat" oder dem Überfall des "IS Germering". Das Derblecken der Unterpfaffenhofener Bauernbühne ist Stadtgespräch gewesen. Gewesen. Das muss betont werden, denn ein weiteres Derblecken durch Mitglieder der Bauernbühne wird es nicht mehr geben. Am Wochenende hat sich das Laientheater aufgelöst. Die Gründergeneration ist in die Jahre gekommen, und der Nachwuchs fehlt. "Wir waren alle traurig", erzählt Herbert Sedlmeier, Vorsitzender der Bühne, "Schad is scho." Doch er und seine Mitstreiter hätten den "Umständen gehorcht", sagt er zur Begründung. Eine Vernunftsentscheidung also. Schon im vergangenen Herbst musste Sedlmeier die Aufführung des Theaterstücks absagen. Die Ausfälle an eigenen Schauspielern konnten nicht ersetzt werden. Tagelang habe er telefoniert, um Ersatz zu bekommen. Doch die um Unterstützung gebetenen Bühnen winkten ab: "Wir haben so wenige Leute, bei uns spielt schon der Regisseur mit", erhielt Sedlmeier als Auskunft.

Nun reicht es nicht einmal mehr, wenn der Regisseur mitspielt. An die 40 Mitglieder hatte die Bauernbühne zuletzt, zu wenige, um sämtliche Rollen übernehmen zu können oder einen Bühnenaufbau mit mehreren Bildern und dementsprechenden Umbauten hinzukriegen. Auch wurde es schwieriger, die Kosten für die Nutzung der Stadthalle aufzubringen. Einnahmen und Zuschüsse gebe es nur für die Aufführungen vor Publikum, erzählt Sedlmeier. Die Probentermine mussten vom Verein bezahlt werden. Wenn dann das Publikumsinteresse zurückgeht, wie in den vergangenen Jahren, bleiben die Mitglieder auch noch auf einem Minus sitzen. "Das ist nicht gerade motivationsfördernd", sagt der Vorsitzende. Als sich dann auch noch das Kreativteam ausgebrannt fühlte und keine Ideen für das Derblecken beim Starkbierfest Anfang April hatte, gab dies den Ausschlag zur Auflösung der Bühne. "Irgendwann stellst du dir die Sinnfrage", sagt Sedlmeier, und die haben die Mitglieder bei der Versammlung am Samstag entschieden. Gegen das Weitermachen.

Damit endet die 23-jährige Geschichte der Bauernbühne Unterpfaffenhofen. Entstanden ist das Laientheater aus Mitgliedern des Burschenvereins, die Familien gründeten und ins Berufsleben einstiegen - also ihren Burschenstatus verloren. Doch das sollte nicht das Ende gemeinsamer Unternehmungen sein. Auf der Bühne machten sie weiter. Zweimal im Jahr, mit Frühlings- und Herbststück. Aufwendige Produktionen hat es laut Sedlmeier gegeben, beispielsweise den "Holledauer Schimmel". Für das Stück wurden zehn Bühnenbilder angefertigt, mehrere Dutzend Mitspieler brauchte man für die Rollen. Nach und nach aber wurden die Besetzungen kleiner, die Bilder weniger. Es mangelte an Nachwuchs. "Ein bis zwei zusätzliche Darsteller pro Altersklasse" wünschte sich der Vorsitzende im vergangenen Herbst. Aber die kamen nicht.

Auch in der Germeringer Politik wird Bedauern über das Ende der Bühne geäußert. Oberbürgermeister Andreas Haas will sich "noch gar nicht vorstellen, wie es ohne Derblecken" sein wird. "Mir tut es Leid", sagt er, "obwohl ich immer einen Riesenbammel hatte." Haas wurde nämlich jedesmal auf die Bühne geholt und mit einer Aufgabe konfrontiert. "Ich hatte immer Lampenfieber", gesteht er. Die Aufregung fehlt nun, ebenso aber auch die "Riesengaudi" bei den Auftritten. Als Erinnerung bleibt Haas eine Ehrenkarte, die er 2009 von Sedlmeier geschenkt bekommen hat. Bis 2032 hätte Haas kostenlos jedes Starkbierfest besuchen dürfen.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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