Germering:Das Wetter

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Ein begehbares Herz ist die Attraktion auf der ersten Germeringer Gesundheitsmesse in der Stadthalle. (Foto: Günther Reger)

Die erste Gesundheitsmesse hätte mehr Besucher verdient

Von Julia Bergmann, Germering

Im linken Vorhof erklingt ein Pulsieren. So dumpf, als habe man den Kopf unter Wasser gesteckt, als wäre man in eine andere Welt getaucht. Immer mal wieder scheint der Ton kurz auszubleiben, dann setzt der kräftige Herzschlag wieder ein. Nach und nach bleiben Besucher vor dem wohl außergewöhnlichsten Stück der ersten Germeringer Gesundheitsmesse stehen, stecken ihre Köpfe ins Innere und lauschen. So auch Josef Duhan. Er ist einer der relativ wenigen Besucher, die am Sonntagmittag die Germeringer Gesundheitsmesse dem Badesee vorgezogen haben. Das begehbare Herzmodell fasziniert ihn besonders. Er und seine Frau sind zur Gesundheitsmesse gekommen, weil sie der Meinung sind, man könne sich nie genug informieren. Beide sind gesundheitlich angeschlagen und schon deshalb ist das Thema Gesundheit für sie auch im Alltag immer präsent. Die Messe als Ort, an dem man sich ausgiebig umsehen und beraten lassen kann, finden sie eine gute Idee. "Wenn du heute einen Arzt fragst, dann hat der doch keine Zeit", meint Duhan.

Anders in Germering. 24 Aussteller von Arztpraxen und Krankenkassen über Fitnessstudios und Sozialverbänden bis hin zur Fahrschule und einem Möbelhaus bieten die Gelegenheit sich in Germering zu informieren. Was nun die Fahrschule und das Möbelhaus mit Gesundheit zu tun haben? Albert Metz aus dem Vorstand des Germeringer Gewerbeverbands, der die Messe gemeinsam mit der AOK als Kooperationspartner organisiert hat, klärt auf. Die Fahrschule etwa biete Fahrunterricht für Menschen mit Handicap an, die auf speziell umgebaute Fahrzeuge angewiesen sind. Das Möbelhaus werde künftig selbst einen Gesundheitstag veranstalten, denn es habe Gesundheitsmöbel im Sortiment.

Das Spektrum der Aussteller in der Stadthalle ist bewusst breit gehalten, erklärt AOK-Bereichsleiter Bernhard Adam. "Die Besonderheit an der Messe ist, dass man das Thema Gesundheit aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten kann", sagt er. Das Angebot deckt den privaten sowie betrieblichen Bereich der Gesundheitsvorsorge gleichermaßen ab. Privatpersonen können sich darüber informieren, was sie selbst tun können, um ihre Gesundheit zu erhalten oder zu fördern, ob mit Sport, Ernährung oder auch einem persönlichen Coaching. Aber auch Unternehmer können erfahren, wie das Arbeitsumfeld für Mitarbeiter in gesundheitsfördernder Weise gestaltet werden kann. Immerhin liegt mit dem Wirtschaftsverband als Veranstalter einer der Themenschwerpunkte der Messe auf der betrieblichen Gesundheitsförderung. Das wohl ausgefallenste Beispiel dafür: der Fitseat. Ein Bürostuhl, der wie ein rudimentäres Ergometer aussieht oder wie ein Barhocker mit Pedalen. Er soll es erlauben, sich auch während der Schreibtischarbeit aktiv zu bewegen.

Aber nicht nur die Ausstellerstände sind abwechslungsreich, auch die Vorträge und die Angebote auf dem aktiven Bewegungsplatz behandeln die unterschiedlichsten Aspekte des Gesundheitsbereichs. "Wir haben Wert darauf gelegt, verschiedene Themen aufzugreifen, die unterschiedliche Zielgruppen ansprechen", sagt Adam. "Leider hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht." Das zeigt sich vor allem auf dem aktiven Bewegungsplatz vor der Stadthalle, der die Besucher mit Angeboten wie Zumba, Qi Gong, Indiaca und Salsa zum Mitmachen animieren soll. "Nach dem Motto, Bewegung ist die beste Prävention", erklärt Metz. Auf den Vorplatz knallt gegen Mittag allerdings die pralle Sonne herab, so dass die Aussicht auf eine dynamische runde Sport, kaum jemanden aus der klimatisierten Stadthalle nach draußen locken kann. "Das kann man vorher nie wissen", sagt Metz und zuckt mit den Schultern. So sei das eben. Man müsse im Anschluss an die Messe genau überlegen, ob man den Aktivplatz im nächsten Jahr wieder anbieten wolle. Mit der Planung für die Messe im Juli 2018 geht es sozusagen schon am Montag los. Dann will Metz ein Feedback von den Ausstellern einholen, um festzustellen, wol nachjustiert werden muss. Dabei geht es ums Feintuning, wenn man so möchte, denn vom groben Konzept sind Metz und Adam nach wie vor überzeugt. Aber es gebe immer die Möglichkeit zur Steigerung. Alles in einem gewissen Rahmen, versteht sich. Es gibt auch Angebote, die Metz und Adam auf der Gesundheitsmesse kategorisch ausschließen: alles aus dem Bereich Esoterik. "Natürlich hat alles, was den Menschen hilft, seine Berechtigung, aber hier passt es nicht rein", erklärt Adam. Auf lange Sicht, so ist es Metz' Plan, soll Germering nicht nur um eine regelmäßige Gesundheitsmesse reicher sein. Künftig will er auch ein regionales Germeringer Gesundheitsnetzwerk aufbauen.

© SZ vom 29.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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