Germering:Caritas will Altenheim komplett abreißen

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Im Herbst 2013 führte die Ankündigung der Caritas, den älteren Gebäudeteil abzureißen, zu Unmut. Damals hieß es noch, der neuere Teil werde erhalten. (Foto: günther reger)

Der Sozialverband plant nun einen Neubau für beide Don-Bosco-Häuser in Germering. Unklar ist aber noch, wie viele Betreuungsplätze und Wohnungen für Senioren das künftige Gebäude haben wird

Von Andreas Ostermeier, Germering

Die Caritas ändert ihre Pläne. Jetzt möchte sie das von ihr betriebene Don-Bosco-Altenheim in Germering im Ganzen abreißen und neu bauen. Bislang ist nur die Rede davon gewesen, den älteren, aus den Siebzigerjahren stammenden Teil des Gebäudes abzubrechen. Die jüngste Entscheidung begründet der Caritas-Verband damit, dass sich die Sanierungskosten "gegenüber den ersten Schätzungen deutlich verteuert" hätten. Man wolle nun "das in Germering so geschätzte Altenheim zu einem attraktiven Standort weiterentwickeln", sagt Doris Schneider, Geschäftsführerin Altenheime des Caritas-Verbandes der Diözese München-Freising. Für einen kompletten Neubau spricht nach den Worten von Caritas-Vorstand Klaus Weißbach auch, dass ein modernes Gebäude die Möglichkeit bietet, sich an den "individuellen Wünschen alter Menschen" orientieren zu können.

Allerdings gibt es bei der Caritas derzeit keine Aussagen darüber, wie viele Plätze der Neubau haben soll und wann er eröffnet werden kann. Das künftige Platzangebot sei abhängig von dem Bedarf in Germering, sagt Adelheid Utters-Adam, Pressesprecherin des Caritas-Verbands. Klar ist, dass die Nachfrage nach Plätzen in der stationären Pflege nicht mehr so hoch ist wie früher. Statt dessen steigt das Interesse an Altenwohnungen, Kurzzeitpflege oder Betreutem Wohnen. Diese Erkenntnisse hat die Caritas bereits den Planungen für das Gräfelfinger Altenheim Sankt Gisela zugrunde gelegt. Der im Jahr 2012 eröffnete Neubau in der Würmtalgemeinde dient laut Utters-Adam auch als Modell für die Planungen in Germering. Diese könnten nach Angaben von Klaus Weißbach "etwa zwei Jahre in Anspruch" nehmen.

Momentan leben in dem aus den Achtzigerjahren stammenden Teil des Seniorenheims an der Parkstraße in Germering 37 Personen. Seit Januar gibt es keine Neuaufnahmen mehr. Die Bewohner sollen "in den nächsten Monaten" in Einrichtungen der Caritas oder anderer Träger umziehen. Schneider begründet dies damit, dass es schwierig sei, in einem Haus, das bald geschlossen wird, die Qualität der Pflege und sozialen Begleitung aufrechtzuerhalten. Es gebe aber genügend Zeit, für jeden Bewohner eine gute Lösung zu finden, beteuert die Geschäftsführerin.

Das Vorhaben der Caritas, den älteren Teil des Wohnheims abzureißen, führte im Herbst 2013 zu beträchtlichem Unmut bei den Germeringer Stadtpolitikern. Sie forderten, das Haus zu sanieren und die Plätze zu erhalten. Die Caritas lehnte eine Sanierung ab, weil diese zu teuer wäre und die grundsätzlichen Nachteile des alten Gebäudes dadurch nicht beseitigt werden könnten. Der Abriss der beiden Häuser verstärkt allerdings das Platzproblem, denn zusätzlich zu den Zimmern im alten Gebäude fallen jetzt auch noch die etwa 45 Plätze im Bau aus den Achtzigerjahren weg. Sozialreferent und CSU-Stadtrat Herbert Sedlmeier äußert sein Unverständnis über die neuen Planungen. Jedes "halbe Jahr" erzähle die Caritas etwas Neues, sagt Sedlmeier, einmal Teilabriss, dann kompletter Neubau - für ihn "fast nicht mehr seriös". Skeptisch sieht er auch das Vorhaben, die noch im Don-Bosco-Altenheim wohnenden Senioren in anderen Einrichtungen unterzubringen. Anerkennen will er lediglich, dass sich die Caritas auf die Stadt zubewegt, was die Anzahl der nötigen Plätze angeht. Erst habe sie der Stadtspitze und den Stadträten klar machen wollen, dass Germering nicht die früher angebotenen etwa 120 Plätze benötige, berichtet der Sozialreferent des Stadtrats. Nun wolle sie wohl doch eine "große Einrichtung" bauen.

Zurückhaltend reagiert auch Oberbürgermeister Andreas Haas. Nach dem Hin und Her warte er auf die Vorstellung des Konzepts für das neue Seniorenwohnheim, die für die Zeit zwischen Pfingst- und Sommerferien angekündigt worden sei, sagt Haas. Nach wie vor halte die Stadt aber die Einrichtung einer Pflege für wichtig, auch wenn die Caritas in diesem Punkt anderer Meinung sei. Was die von ihr geplanten Angebote an betreutem Wohnen oder einer Kurzzeitpflege angeht, solle sich der Sozialverband mit der Germeringer Insel ins Benehmen setzen, wünscht sich Haas. Denn solche Angebote gibt es in der Stadt bereits.

Einen Vorteil von den geänderten Plänen der Caritas hat allerdings die Regierung von Oberbayern. Sie kann den älteren Teil des Gebäudes in Germering länger als geplant für die Aufnahme von Flüchtlingen nutzen. Als die ersten Asylbewerber im vergangenen Herbst vom Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck nach Germering umzogen, hieß es, die neue Aufnahmestelle könne bis April genutzt werden. Mittlerweile können in Germering bis Ende Juni Flüchtlinge untergebracht werden, und derzeit verhandeln Bezirksregierung und Sozialverband über eine noch längere Dauer.

© SZ vom 22.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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