Germering:Bunte Vielfalt der Philatelisten

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Mehrere Hundert Briefmarkensammler erwarten die Veranstalter schon zum Großtauschtag in der Stadthalle Germering. (Foto: Günther Reger)

Am Sonntag laden die Germeringer Briefmarkenfreunde zu ihrem jährlichen Großtauschtag in die Stadthalle ein. Manche sind so hoch spezialisiert, dass ein Austausch schwierig wird, andere haben solche Mengen gekauft, dass die Preise gefallen sind

Von Peter Bierl, Germering

Die Germeringer Briefmarkenfreunde laden an diesem Sonntag zu ihrem jährlichen Großtauschtag ein. In den vergangenen Jahren kamen zu diesem Event jeweils mehr als 200 Menschen in die Stadthalle, was auf ein gewisses Interesse schließen lässt. Gleichwohl ist das Sammeln von Postwertzeichen ein Hobby mit ungewisser Zukunft. Der Altersdurchschnitt der Philatelisten ist hoch.

Der Verein der Briefmarkenfreunde in Germering wurde vor 40 Jahren gegründet. Er hat derzeit 64 Mitglieder, "aber wir tun uns schwer, neue Leute zu kriegen", berichtet Samuel Fleischhacker, der Schriftführer. Das ist ein generelles Problem für Vereine, vor allem Berufstätige hätten keine Zeit für ein solches Engagement, was Fleischhacker gesellschaftlich bedenklich findet. Außerdem scheint das Briefmarkensammeln einfach an Attraktivität zu verlieren, in Zeiten, in denen sich die Leute ständig Nachrichten elektronisch zusenden können.

Dazu gibt es ein paar hausgemachte Probleme unter Briefmarkensammler. Eines ist die hohe Spezialisierung, früher war es üblich, die Marken von ein oder zwei Länder zu sammeln und das möglichst komplett. Heute kaprizieren sich viele auf ganz bestimmte Motive oder Ausgaben. Sehr beliebt sind nach Angaben von Fleischhacker auch lokale Motive, seit es dank moderner Technologie sogenannte personalisierte Postwertzeichen gibt.

So hat etwa Bad Wörishofen aus Gründen des Marketing solche Briefmarken anfertigen lassen. Andere sammeln nur bestimmte Stempel, etwa von Fürstenfeldbruck. Die Post AG selbst unterstützt diesen Trend, etwa auch damit, dass sie für den Großtauschtag in Germering eigens einen Sonderstempel anfertigt. Eigentlich ist diese Vielfalt eine schöne Sache, findet Fleischhacker, bloß wenn hochspezialisierte Sammler aufeinandertreffen, "wird das Tauschen schwierig". Ein Ausweg sind internationale Kontakte. Fleischhacker etwa, der sich auf christliche Motive konzentriert, gehört einer europaweiten Sammlergilde mit etwa 400 Mitgliedern an, die in ständigem Austausch stehen.

Ein weiteres Problem ist der Preisverfall der Sammlerstücke. Der resultiert überwiegend daraus, dass mancher Briefmarken-Spekulant die Gesetze des Marktes ignotiert hat. So berichtet Fleischhacker, dass viele Sammler vor Jahrzehnten viel Geld ausgegeben haben, um einzelne Exemplare in ganzen Bögen zu kaufen. Sobald sie diese aus den Alben holen und auf den Markt werfen, sinken die Preise wegen des hohen Angebots. Ein krasses Beispiel ist der Fall eines Mannes, der eine komplette Sammlung von Marken der bundesdeutschen Post von 1960 bis zur Einführung des Euro Anfang 2002 hatte. Eigentlich handelt es sich dabei um rund 1900 verschiedene Marken, die in diesen vier Jahrzehnten ausgegeben wurden. Die Sammlung, die der Herr loswerden wollte, war jedoch in 36 Umzugskartons untergebracht. "Die Leute hätten besser daran getan, ihr Geld in einzelne, seltene Stücke zu investieren", sagt er.

Trotz solcher Widrigkeiten soll es in der Bundesrepublik noch rund eine Million Philatelisten geben. Diese Schätzung basiert auf Angaben von Auktionshäusern und Händlern, sagt Fleischhacker. Die Germeringer Philatelisten treffen sich regelmäßig alle vierzehn Tage und immerhin kommen zwischen 20 und 30 Leute, überwiegend ältere Herren.

Großtauschtag der Germeringer Brieffreunde, Sonntag, 10. Februar, von 9 bis 14 Uhr, Orlandosaal der Stadthalle.

© SZ vom 08.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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