Germering:Bunte Oldie-Welt

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Der Mann mit der Flagge: Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas gibt das Startsignal. (Foto: Günther Reger)

126 alte Fahrzeuge brechen zur Zehn-Seen-Classic-Rallye auf

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die Auto-Oldtimerwelt ist bunt, sehr bunt sogar. 126 Oldtimer machen sich ab neun Uhr morgens im Rahmen des Germeringer Marktsonntags auf den Weg zu einer Zehn-Seen-Classic-Rallye. Die Fahrt streift alle nahen und ferneren Seen und geht bis nach Peißenberg und zurück. Gerade fährt ein riesiger roter Pontiac Bonneville, Baujahr 1965, an die Startlinie. Für die Deutschen war es früher ein angeberischer "Ami-Schlitten". Zwei Männer sitzen bei frischen Morgentemperaturen in dem riesigen Cabrio mit 350 PS unter der Haube. Gestartet wird im Minutenabstand, begleitet vom ebenso humorigen wie kenntnisreichen Kommentar von Rallye-Organisator Pascal Kapp und von 50 zuschauenden Oldtimerliebhabern.

Alte VW-Käfer, eine Ente, viele ältere Mercedes- oder BMW-Modelle hatten sich schon eine Stunde vor dem Start auf dem Germeringer Stadthallenareal platziert, um die Startnummer und vor allem das sogenannte Roadbook in Empfang zu nehmen. Teilnahmeberechtigt sind ältere Autos bis zum Baujahr 1989. Steffen Eber ist mit seinem gelben Maserati, Baujahr 1980, gekommen. Der Zweisitzer mit Notsitzen hinten ist zwischen 70 000 bis 80 000 Euro wert, taxiert ihn Eber. Der Münchner Oldtimersammler erklärt seiner Tochter Lea gerade, was sie als Beifahrerin bei ihrem einen alten Mercedes fahrenden Freund zu tun hat. Sie ist das erste Mal dabei. Vater Eber, der mehr als zehn Oldtimer zu Hause hat, hat lieber seinen erfahrenen Beifahrer Ulli Barnewitz dabei. Der ist schon die Rallye Monte Carlo mitgefahren.

Auf den vielen Seiten des Roadbooks stehen die Aufgaben, die jedes Fahrzeug auf der etwa sechsstündigen Fahrt zu erledigen hat. Es gilt viele Bilderrätsel zu bewältigen und die Stempelkontrollen unterwegs zu schaffen. "Es gilt vor allem die richtige Straße zu finden", erklärt Markus Steininger. Die Straßenkarte im Roadbook ist absichtlich "etwa aus dem Jahre 1880", so der 57-jährige Inninger, der seinen schnittigen Sunbeam Tiger von 1967 noch etwas poliert. Straßen sieht man kaum darauf, nur die Orte Wieling, Traubing, also geht es erst mal Richtung Ammersee. Markus Steininger gibt sich in Sachen Straßenkarte entspannt, um ihn herum versuchen viele Fahrer per Handy die aktuelle Route zu erkunden. "So eine Rallye ist hochkomplex und immer lustig", sagt er. Steininger ist im Hauptberuf Steinmetz. Beifahrerin ist seine Ehefrau Marion, eine Bankangestellte. Auch sie hat der Oldtimervirus gepackt. "Die beste Investition sind zurzeit Oldtimer", sagt sie. Zusammen besitzen sie 15 Exemplare. Den Sunbeam Tiger könnte Steininger mit einem ordentlichen Gewinn für mehr als 90 000 Euro verkaufen. "Aber ich verkaufe ihn nicht", sagt er nachdrücklich. Fünf bis sieben Mal pro Jahr nehmen sie an Rallyes teil.

Billig ist die Teilnahme nicht gerade. 259 Euro zahlt jedes teilnehmende Auto. Dafür gibt es die Rallye und dreimal Verpflegung. "Der Preis ist in Ordnung", sagt Frank-Thilo Meier, 55, der mit seinem VW-Bully aus dem Jahre 1974 in wenigen Minuten zum Start rollen muss. Der Germeringer fährt seit vielen Jahren Rallyes und kennt sich aus: "Woanders ist es teurer. Die Organisation einer solchen Rallye ist immens umfangreich." Seine Ehefrau Carola steht daneben, ist aber nicht die Beifahrerin. "Da würde es Krieg geben", spricht sie aus Erfahrung. Den "Bully" fährt Meier erstmals bei einer Rallye. Das schnellste Auto ist es nicht, aber darauf kommt es nicht an. Es gewinnt, wer die wenigsten Fehler macht.

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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