Germering:Bücher hinter Verschluss

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Weniger Besucher, weniger Ausleihen, weniger Veranstaltungen: Der Jahresbericht 2020 der Stadtbibliothek offenbart die Auswirkungen der Pandemie. In der setzt sich aber der Trend zu E-Medien fort

Von Andreas Ostermeier, Germering

Die Pandemie hat im vergangenen Jahr einen großen Einfluss auf den Betrieb der Stadtbibliothek gehabt. Das geht aus dem Bericht hervor, den Leiterin Christine Förster-Grüber den Stadträten vorstellte. Insgesamt drei Monate war die Bücherei geschlossen, das wirkte sich auf die Zahl der Besucher und die Entleihe aus. Wurden im Jahr 2019 noch mehr als 260 000 mal Medien entliehen, so waren es im vergangenen Jahr etwas mehr als 227 000 Entleihvorgänge für Bücher, CDs und Spiele. Die Zahl der Besucher sank auf knapp 60 000 (2019: 95 000). Nur bei den E-Medien, also bei Medien zum Downloaden oder zur Online-Nutzung, stieg die Zahl der Entleihen, nämlich von knapp 210 000 auf fast 258 000. Die Germeringer hatten also Lust zum Lesen, Musikhören oder Filmeschauen, konnten dies aber über mehrere Monate hinweg nur mithilfe des digitalen Bestands tun. Über diesen Bestand verfügt freilich nicht die Germeringer Bibliothek allein, es handelt sich vielmehr um den Bestand von mehreren zusammengeschlossenen Büchereien in Oberbayern, dem sogenannten Digibobb-Verbund.

Die Ausleihe von E-Medien ist - verursacht durch Corona - stark angestiegen, doch der Trend zu diesen Medien ist bereits seit Jahren zu beobachten. Zunehmend mehr Menschen besitzen Smartphones, Tablets und Computer, so dass sie E-Medien nutzen können. Deshalb baut die Bibliothek dieses Angebot weiter aus. Förster-Grüber sagte, dass es möglich ist, über die Bücherei Filme zu streamen. Dafür arbeitet die Bibliothek mit dem Anbieter "Filmfriend" zusammen. Dessen Angebot bezeichnete die Leiterin der Bücherei als gut und differenziert. Zu sehen seien vor allem Kinderfilme, Arthouse-Produktionen und Dokumentarfilme. Das Angebot können alle nutzen, die über einen Bibliotheksausweis verfügen.

Auch in den Innenräumen hat sich die Stadtbibliothek während der Pandemiemonate verändert. An der Service-Theke ist eine Plexiglasscheibe installiert worden, zudem gibt es ein Gerät zum Desinfizieren der Hände. Ausgeliehene Medien kamen in eine Quarantäne, ehe sie erneut verliehen wurden. Auch mussten einige Bereiche der Bücherei gesperrt werden. Außerdem hat sich die Außendarstellung des Hauses verändert. So wurden ein Facebook- und ein Instagram-Account eröffnet sowie ein Newsletter konzipiert. Mit mehr Home-Office veränderten sich auch die Arbeitsbedingungen der Bibliothekarinnen. Ihre Mitarbeiterinnen seien mit zunehmender Digitalisierung aber immer "cooler" geworden, sagte Förster-Grüber.

Die Leiterin zeigte sich sehr froh darüber, dass die Bücherei am 9. März wieder öffnen durfte, und zwar unabhängig von der Inzidenz. Bis der Betrieb aber wieder läuft wie vor der Pandemie, wird es noch einige Zeit dauern. So finden momentan noch keine Veranstaltungen im Haus statt. Zuletzt war das Anfang Oktober der Fall, als es einen Oskar-Maria-Graf-Abend gab. 88 Veranstaltungen verzeichnete die Bücherei im vergangenen Jahr ein Rückgang um 58 Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Förster-Grüber hofft, dass bald wieder Besucher zu Lesungen kommen können und sie die Mitglieder einer Gruppe wieder einlassen darf, die sich vor der Pandemie regelmäßig getroffen haben, um das Angebot an Brettspielen zu nutzen.

© SZ vom 10.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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