Germering:Bücher für den Sommer

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Die Anwesenden stellen sich gegenseitig ihre Bücher vor. (Foto: Johannes Simon)

In Germering stellen Frauen ihre Lieblingslektüre vor

Von Valentina Finger, Germering

Urlaubsgefühle wollten in der Germeringer Stadtbibliothek nicht so richtig aufkommen: Draußen prasselt der Dauerregen, drinnen tropft es durch eine undichten Stelle von der Decke. Das Ambiente hätte also kaum unpassender sein können für den 225. offenen Leseabend der Germeringer Fraueninitiative (Gefi), der unter dem Motto "Bücher für die Badetasche" stand. Einmal im Monat treffen sich die Gefi-Mitglieder, um über Literatur zu diskutieren. Vielleicht lag es an dem nasskalten Wetter, dass sich dieses Mal nur neun Frauen in die Bibliothek verirrt haben, um Lesestoff-Inspirationen für die Sommerferien einzuholen.

Von seichter Liegestuhl-Lektüre scheinen die meisten der sechs Frauen, die ihre Lieblingsbücher präsentierten, nicht viel zu halten. Dafür stehen weibliche Charaktere im Mittelpunkt. Den Anfang macht Brigitte Breidenbach, die seit der Gründung vor 24 Jahren in der Gefi aktiv ist. Sie hat den Thriller "Bühlerhöhe" von Brigitte Glaser dabei. Darin geht es um eine Agentin und eine Hausdame, die in dem titelgebenden Luxushotel ihre jeweiligen Pläne verfolgen.

Für Breidenbach ist es der ihr vertraute Ort, der das Buch besonders macht. "Wir waren früher in den Ferien im Schwarzwald auf einer Hütte, wo man sich mit Quellwasser waschen musste. Damals wusste ich nicht, dass es in der Nähe ein so feudales Hotel gibt", sagt sie. Obgleich die Ereignisse im Roman Fiktion sind, habe die Rahmenhandlung ihr außerdem dabei geholfen, Wissenslücken zu füllen: "Mir geht das nahe, weil wir die Nachkriegszeit im Geschichtsunterricht nie richtig aufgearbeitet haben."

Auch Rose Wilckens war schon am Handlungsort ihres Buches - in Worpswede, wo sich Ende des 19. Jahrhunderts die Künstlerkolonie um Heinrich Vogeler bildete, dessen kompliziertes Verhältnis zu Rainer Maria Rilke der Autor Klaus Modick in dem Künstlerroman "Konzert ohne Dichter" literarisch ausschmückt. Eine andere komplexe Beziehung, die zwischen Mann und Frau, hat Sieglinde Clauss und Christel Breuer bei ihrer Lektüre gefesselt. Clauss hat den Roman "Im Krieg und in der Liebe" der Pulitzer-Preisträgerin Anne Tyler gewählt. Die Protagonistin Pauline ist eine normale Frau, die zum Geburtstag statt etwas Schönem nur etwas für die Küche bekommt. "Das haben wir doch alle schon erlebt", sagt Clauss und erntet aus der Frauenrunde zustimmendes Raunen.

Diesem Ehedrama setzt Christel Breuer die Liebesgeschichte "Das Lavendelzimmer" entgegen. Der Bestseller von Nina George erzählt vom Lieben und Lesen, eingebettet in die blühende Kulisse Südfrankreichs und mache deshalb Lust auf Urlaub. "Das ist kein Buch, das ich weitergebe wie einen Wanderpokal, sondern bestimmt noch einmal lese", sagt Breuer.

Ganz in weiblicher Hand sind schließlich wieder die Geschichten, die Monika Stöcker und Urte Langer ausgewählt haben. Stöcker muss lächeln, wenn sie von der Mädchenfreundschaft im Zentrum des ersten Bandes von Elena Ferrantes Neapel-Saga erzählt. Für Langer ist die vielfach ausgezeichnete Autorin Juli Zeh das Beste, was die deutsche Literaturlandschaft derzeit zu bieten hat: "Was sie schreibt, kann ich sehen, hören und schmecken."

Der 226. Leseabend findet am 27. September statt

© SZ vom 29.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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