Germering:Bücher aus dem Bauch

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Tür auf! Oliver Beran (Mitte), Lehrer an der Eugen-Papst-Schule in Germering, öffnet im Beisein von Oberbürgermeister Andreas Haas (rechts) die neue Bücherbox. (Foto: Carmen Voxbrunner)

An zwei Stellen in Germering gibt es jetzt öffentlich Literatur

Von Erich C. Setzwein, Germering

Die Form lässt viel Raum für Interpretationen. Und so könnte der unbedarfte Passant vermuten, dass im Park hinter dem Germeringer Rathaus eine Ente mit gläsernem Bauch Bücher feilbietet. Auch als bebrillter Spatz könnte das riesige Stahlgebilde noch durchgehen, doch soll es, wie Oliver Beran am Mittwoch bei der Vorstellung der neuen Bücherbox am Rathaus erläutert, eine Eule sein. Ein schlaues Tier also, das, wenn es lesen könnte, sicher schon jedes Buch, das in seinem Bauch ausgestellt ist, gelesen haben könnte. Denn die Eule mit den bunt aufgemalten Federn steht dort Tag und Nacht und hält Literatur bereit, die schon mindestens einmal einen Leser hatte. Dass Bücher nicht wie andere Konsumartikel weggeworfen, sondern öffentlich weitergegeben werden, war ein Ziel der Grünen im Germeringer Stadtrat, als sie im Vorjahr zwei Bücherschränke beantragten.

Doch mit Schränken oder Regalen im öffentlichen Raum ist das so eine Sache. Mindestens wetterfest sollten die Büchertauschstellen schon sein, am besten noch vandalismussicher. Und so bekam die Werkgruppe der Eugen-Papst-Schule den Auftrag, solche Bücherschränke zu gestalten. Ein Jahr hat es nun gedauert, bis Beran und seine Schüler das Projekt umgesetzt hatten. Von der Beschaffung des Materials, die umfangreiche Vorbereitung bis hin zur handwerklichen Umsetzung eine nicht mal lange Zeit. Galt es doch, zwei Bücherschränke zu fertigen. Und so steht im Rathauspark zwischen dem ebenfalls von der Metallwerkgruppe gestalteten Rosenbogen und der Sitzecke nun die Lese-Eule und am Mehrgenerationenhaus Zenja ein Bücher-Ei. Die Konstruktionen könnten nicht unterschiedlicher sein, die Bücherbox vor dem Zenja an der Planegger Straße ist nachts sogar innen beleuchtet.

Bei der offiziellen Inbetriebnahme am Mittwoch teilte Oberbürgermeister Andreas Haas seine Eindrücke der vergangenen Tage mit. So sei zu beobachten gewesen, wie häufig die Box vor allem in der Mittagszeit frequentiert worden sei. Und auch Agnes Dürr, Grünen-Stadträtin und Antragsstellerin, wies auf das große Interesse hin, auf das die Bücherboxen stießen.

Die Erstausstattung hat die Stadtbibliothek übernommen, nun seien die Bürger aufgefordert, Bücher reinzustellen, wenn sie eines rausgenommen hätten, sagte Haas. Damit kein Schund öffentlich verbreitet wird, kümmert sich Agnes Dürr um die Auswahl.

© SZ vom 19.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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