Germering:Borkenkäfer auf dem Vormarsch

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Nach Trockenheit und Sturmschäden im vergangenen Jahr breitet sich der Schädling im Landkreis aus. Ein Brennpunkt ist südlich des Germeringer Schusterhäusls. Das Forstamt warnt vor einer schnellen Ausbreitung

Von Melanie Fritsch und Stefan Salger, Germering

Die Fichtenbestände werden derzeit massiv von Borkenkäfern bedroht. Ein Grund für die diesjährige Schädlingsplage ist Sturm Niklas, der Ende März 2015 auch im Landkreis wütete. Nicht nur abgedeckte Dächer, sondern vor allem Unmengen an gebrochenen und entwurzelten Bäumen waren die Folge. Gero Brehm vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürstenfeldbruck: "An den Tagen nach dem Orkan mussten so große Mengen Holz aus den Wäldern geräumt werden wie sonst innerhalb eines Jahres." Zwar waren die Förster bemüht, in ihren Wäldern wieder schnellstmöglich für Ordnung zu sorgen. Doch bis das komplette Holz abtransportiert werden konnte, vergingen einige Wochen. Ganz zur Freude der Käfer, denn die bevorzugen geschwächte Fichten und liegendes, aber frisches Holz.

Wenn entwurzelte oder beschädigte Bäume nicht ausreichend mit Wasser versorgt werden, wird nicht mehr genügend Harz produziert, das bei gesunden Bäumen einen Teil der Larven verklebt. Die Bäume bieten dann die ideale Brutstätte. Vor allem dann, wenn ein trockener Sommer dazukommt, so wie letztes Jahr. Die beiden Arten Buchdrucker und Kupferstecher überwinterten als Larven, Puppen oder Käfer unter der Rinde befallener Bäume. Nach der Winterpause hat sich nun die erste Käfergeneration fertig entwickelt. Sie ist bereits ausgeschwärmt und wird in den nächsten Tagen auch gesunde Fichten in Wäldern und Gärten befallen.

Gero Brehm und Anita Ottmann vom Fürstenfeldbrucker Forstamt. (Foto: Günther Reger)

Bisher sind bis zu 4000 Kubikmeter Fichtenholz im Waldbereich südlich des Germeringer Schusterhäusls von Borkenkäfern befallen. Anita Ottmann vom Forstrevier Fürstenfeldbruck fürchtet, dass sich die Zahl bis zum Ende des Jahres verdoppeln könnte. Die befallenen Bestände konnten nur noch ins Sägewerk abtransportiert oder mit einem Preisabschlag verkauft werden. Das schnelle und organisierte Aufarbeiten befallener Bäume hat jetzt Priorität. Paul Högenauer von der Brucker Waldbesitzervereinigung erklärt: "Das Holz muss aus den Wäldern geschafft werden, noch bevor die Larven schlüpfen." Die Borkenkäfer haben einen walzenförmigen, meist dunkelbraunen Körper, befinden sich zwischen Baum und Rinde und sind deshalb nicht gleich auf den ersten Blick erkennbar. Anzeichen für einen Käferbefall sind Bohrmehl an der Rinde oder abfallende Rinde, trotz grüner Baumkrone.

Zum Problem werden die Borkenkäfer nicht nur in den zusammenhängenden Wäldern, sondern sogar auf baumbestandenen Grundstücken. Das zeigt das Beispiel eines Waldstreifens nahe dem S-Bahnhof Buchenau in Fürstenfeldbruck. SZ-Leser Werner Förg meldete bereits Ende Juni einen Borkenkäferbefall. Ein großer Teil der Fichten auf dem Waldstreifen nahe der Lärchenstraße sei befallen oder sogar schon abgestorben. Landratsamt sowie Forstamt erklärten sich für nicht zuständig für die Fläche, die sich im Besitz der Bahn befindet. Eine Bebauung der Fläche hatte die Stadt jüngst verweigert. Landratsamt und Forstamt verwiesen an die Stadt als zuständige Behörde.

In einem Becher die eingesammelten Borkenkäfern (Foto: Günther Reger)

Dort ist das Problem mit dem Borkenkäferbefall bereist bekannt. Die Bahn sei bereits vor etwa drei Wochen aufgefordert worden, ihrer Verkehrssicherungspflicht nachzukommen. Es wurde eine mehrwöchige Frist gesetzt. Sollte die Bahn dem Werk der Borkenkäfer weiterhin tatenlos zusehen und auch die nicht mehr zu rettenden Bäume entfernen, dann würde die Stadt die erforderlichen Arbeiten selbst übernehmen und dem Grundbesitzer dies in Rechnung stellen.

Weitere Auskünfte erteilt Försterin Anita Ottmann vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Forstrevier Fürstenfeldbruck, Kaiser-Ludwig-Straße 8, Telefon 08141/32 23 626 oder 0173/36 04 062, anita.ottmann@aelf-ff.bayern.de). Über Maßnahmen, die in befallenen Gebieten getroffen werden sollten, informiert Forstbesitzer zudem die Waldbesitzervereinigung Fürstenfeldbruck (Kaiser-Ludwig-Straße 10, Telefon 08141/22 77 07, wbv.fuerstenfeldbruck@t-online.de).

© SZ vom 02.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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