Germering:Bis 2023 fehlen Germering 20 Millionen Euro

Lesezeit: 2 min

Wegen Corona sinken die Einnahmen. Gleichzeitig steigt das Defizit der Stadthalle und Kita-Gebühren sind zurückzuzahlen

Von Andreas Ostermeier, Germering

Trotz der Unterstützung durch Bund und Land erwartet Germerings Kämmerer René Mroncz erhebliche Einbußen bei den Einnahmen der Stadt. Vier bis fünf Millionen Euro fehlen Germering nach bisherigen Zahlen bei der Gewerbesteuer. Gleichen Bund und Freistaat, wie zugesagt, diese Einbußen aus, ist der Stadt zwar geholfen, unter den finanziellen Folgen der Corona-Krise wird sie in diesem und den kommenden Jahren dennoch zu leiden haben. Denn nicht nur das Gewerbe zahlt weniger Steuern, auch Angestellte oder Freiberufler werden als Folge von Kurzarbeit und Wirtschaftsabschwung weniger Geld an die Finanzkassen zahlen. Mroncz rechnet für dieses Jahr mit mindestens drei Millionen Euro weniger an Einnahmen aus der Einkommensteuer. Dafür ist bislang kein Ersatz angekündigt. Mroncz: "Das tut uns massiv weh."

Weh tun der Stadt außerdem die Kosten, die die Pandemie nach sich zieht. So wird das Defizit der Stadthalle in diesem Jahr wohl weitaus größer ausfallen, als geplant, denn bis auf Weiteres gibt es dort weder Konzerte, noch Theater- oder Kabarettvorstellungen. Auch Einrichtungen wie die Volkshochschule haben Einschränkungen ihres normalen Betriebs zu verzeichnen, die möglicherweise von der Stadt finanziell ausgeglichen werden müssen. Dazu kommt ein Anstieg des kommunalen Zuschusses für die Kinderbetreuung. Denn die Stadt beteiligt sich an der Rückzahlung der Elterngebühren. Dabei übernimmt Germering nicht nur Gebühren für Kinder an städtischen Einrichtungen, sondern auch für Kinder an Einrichtungen von kirchlichen und privaten Trägern.

Bei geringeren Einnahmen und höheren Ausgaben liegt es nahe, Einsparmöglichkeiten zu suchen. Eine Haushaltssperre, wie sie in anderen Kommunen diskutiert wird oder bereits erlassen worden ist, lehnt der Germeringer Kämmerer ab. Nach etlichen Jahren der Konsolidierung gebe es bei den laufenden Kosten kaum noch Potenzial, sagt er und verweist auf die Einsparungen, die Germering im Haushalt nach dem Platzen der Internetblase zu Anfang der Zweitausenderjahre sowie im Gefolge der Weltfinanzkrise bereits umgesetzt hat. Am Personalstand der Stadtverwaltung will Germering nichts ändern. Zweitgrößter Posten im Etat ist laut Mroncz die Kreisumlage, also die Abgabe der Stadt für die Aufgaben des Landkreises. Da kann sie nicht kürzen. Auch beim Unterhalt der städtischen Gebäude und bei der Kinderbetreuung soll nicht gespart werden, ebenso wenig bei den Zuschüssen an Vereine - zeige doch die gegenwärtige Situation, wie wichtig das Engagement der Ehrenamtlichen in den Bereichen Sport, Kultur und Soziales sei, heißt es.

Bleiben die Investitionen. Lokalpolitiker und Verwaltung müssten darüber diskutieren, ob sämtliche Vorhaben in den kommenden Jahren so umgesetzt werden könnten, wie vorgesehen, sagt Mroncz. Seinen Worten nach fehlen im Finanzzeitraum bis 2023 mehr als 20 Millionen Euro in der Stadtkasse. Die müssen also eingespart werden. Ein Ausgleich über Schulden ist nur sehr eingeschränkt möglich, auch weil das Landratsamt den Darlehensrahmen der Stadt um 2,3 Millionen Euro verkleinert hat.

Doch trotz des anstehenden großen Sparens erfüllt die Stadt kleine Wünsche von Vereinen. So kann der Schützenverein "Gemütlichkeit" aus Unterpfaffenhofen mit 5089 Euro aus der Stadtkasse rechnen. Er hat einen Zuschuss beantragt, um das Dach des Schützenheims reparieren zu können. Das hatte bei einem Sturm im Februar Schaden genommen, jetzt läuft Wasser durch die Decke. Mehr als 25 000 Euro kostet die Sanierung. Die Stadt beteiligt sich daran mit den üblichen 20 Prozent. SPD-Stadtrat Christian Gruber wirbt für eine Unterstützung, denn die Abdichtung des Daches sei dringend nötig. CSU-Stadtrat Oliver Simon sagt, trotz der finanziellen Lage solle die Stadt nicht den Fehler machen, Vereine buchstäblich im Regen stehen zu lassen.

© SZ vom 30.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: