Germering:Beim Radweg endet der Mut

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Neuer Radweg: Oberbürgermeister Andreas Haas (vorne, im blauen Hemd) durchschneidet zur Eröffnung das rote Band. (Foto: Stadt Germering)

Die Stadt eröffnet einen Radweg an der Spange, zögert jedoch, eine Fahrradstraße südlich der Bahnstrecke auszuweisen. Nur Zweiter Bürgermeister Wolfgang Andre steht eindeutig hinter dem Projekt

Von Andreas Ostermeier, Germering

Die Stadt Germering zeigt sich in Sachen Radwegebau gespalten. Einerseits wurde am Dienstagnachmittag ein neuer Radweg entlang der Spange eröffnet, andererseits wurden abends im Stadtrat erhebliche Vorbehalte gegen eine Fahrradstraße südlich der Bahnstrecke geäußert. Das Projekt kommt 13 Monate nach der Auftaktveranstaltung mit Bürgern nicht voran, nun soll im September erneut diskutiert werden. Bis dahin soll Planer Thiemo Graf vom Institut für innovative Städte weitere Vorschläge für die Umsetzung einer Fahrradstraße erarbeiten.

Am Gesicht von Wolfgang Andre (CSU), dem Zweiten Bürgermeister von Germering, ließ sich das Hin und Her gut ablesen. Andre ist im Stadtrat der Anschieber, wenn es um Verbesserungen für die Fahrradfahrer in der Stadt geht. Am Nachmittag strahlte er, als der Radweg zwischen Hörweg- und Franz-Schubert-Straße eröffnet wurde. Abends verflog die gute Laune sichtlich, als etliche Stadträte ihre Bedenken gegen eine Fahrradstraße auf der Trasse Wiesenstraße im Westen bis Eisenbahnstraße im Osten deutlich machten. An der Skepsis änderte auch das Plädoyer Andres für eine solche Radverbindung nichts.

Kritik gibt es vor allem an den Vorschlägen von Planer Graf zur Südendstraße. In der gilt bislang eine Rechts-vor-links-Regelung. Diese Regelung soll verhindern, dass die Straße als Ausweichroute genutzt wird, wenn sich in der Unteren Bahnhofstraße Staus bilden. Wird die Straße als Fahrradstraße ausgewiesen, dann würde die Rechts-vor-links-Regelung aufgehoben, um den Radfahrern zu ermöglichen, dort ohne Stopps unterwegs sein zu können. Da die Fahrradstraße aber auch von Autos befahren werden darf, gibt es Befürchtungen, dass sie für einen Ausweichverkehr attraktiver werden könnte. Um das zu verhindern, schlug Graf verschiedene Varianten mit Einbahnstraßenregelungen vor. Solche Regelungen aber wollen etliche Stadträte nicht haben. Katrin Schmidt und Hans Pichelmaier (beide CSU) sowie Robert Baumgartner (SPD) lehnten Einbahnstraßenregelungen ab, Franz Senninger (CSU) und Franz Hermansdorfer (FWG/UBG) halten Veränderungen an der Südendstraße für unnötig, denn die Straße eigne sich bereits jetzt gut für den Radverkehr. Auch viele Anwohner wollen jede Einbahnstraßenregelung verhindern. Während der Sitzung machten sie ihre Haltung durch Applaudieren und Zwischenrufe deutlich.

Andre ließ sich davon nicht beirren. Er plädierte für eine West-Ost-Route, auf der Radfahrer im Verkehr bevorrechtigt sind. Eine solche Strecke werde nicht in erster Linie für die geschaffen, die bereits mit dem Rad unterwegs sind, sagte er, sondern um Leute zum Radfahren zu bewegen, die das bislang nicht tun. Die Stadt vertrage eine solche Route für Radler, die Autofahrer sollten besser die Hartstraße benutzen. Einwänden, dass die Einrichtung einer Fahrradstraße, insbesondere versehen mit einem roten Asphalt, zu teuer sei, begegnete Andre. Germering wolle eine fahrradfreundliche Kommune werden, sagte er, das sei mit wenig Geld und kleinen Maßnahmen nicht zu machen. Etwa 20 Euro pro Einwohner und Jahr müsste den Stadträten die Besserstellung des Radverkehrs schon wert sein.

Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) schlug einen Kompromiss zwischen beiden Seiten vor. Im September soll wieder über die Fahrradstraße diskutiert werden. Planer Graf soll dann eine Variante vorlegen, die ohne Einbahnstraßenregelung auskommt und in der verstärkt darauf eingegangen wird, wie die Kreuzungsbereiche von Unterer Bahnhof- und Südendstraße sowie von Südend- und Streiflacher Straße gestaltet werden könnten. Die Vorschläge des Planers könnten zudem erst einmal probeweise umgesetzt werden, um Erkenntnisse zu sammeln, sagte Haas. Der vorgesehene Beschluss über die Fahrradstraße wurde verschoben, einen Antrag auf Förderung der Fahrradstraße stellt die Stadt vorerst nicht.

Einen Radweg konnte Haas am Dienstag dennoch eröffnen. Zwischen Landsberger Straße und der städtischen Nordgrenze können Radler jetzt ungehindert fahren. Bisher bestand eine Lücke, nämlich zwischen Hörweg- und Franz-Schubert-Straße. In diesem Abschnitt gab es keinen Radweg. Diese Lücke ist nun - nach etwa acht Wochen Bauzeit - geschlossen. Zur Eröffnung begrüßte Haas nicht nur Stadträte und Vertreter der Baufirma, sondern auch Petra Husemann-Roew vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC). Husemann-Roew radelte für die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen mit und begutachtete die Germeringer Radwege. Die Stadt will nämlich in die Arbeitsgemeinschaft aufgenommen werden.

© SZ vom 25.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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